Noch immer völlig gedankenversunken, blätterte ich weiter das Buch durch. Ohne es wirklich zu merken, stieg Interesse in mir auf, was die Zeichnungen betraf. Nicht jeder hatte ein Talent für solch eine Kreativität. Plötzlich spürte ich, wie das Zeichenbuch aus meinen Händen glitt - oder besser gerissen wurde. »He...!«, beschwerte ich mich und blickte direkt in die eisig grauen Augen von Lucian Crouch. Es störte mich weniger, dass mir Arcanas Eigentum stibitzt wurde, eher passte es mir nicht, dass mir überhaupt etwas so respektlos aus der Hand gerissen wurde - wobei es bei Regulus und der Salatschüssel etwas anderes war. Bei ihm war es goldig.
Schnell schüttelte ich die Gedanken ab und konzentrierte mich wieder auf Lucian. Er betrachtete das Büchlein und gab einen boshaften Kommentar ab. Auch er spielte wohl sofort mit dem Gedanken, es zu vernichten. Dies konnte ich ihm ausnahmsweise nicht übel nehmen. Ich stemmte dennoch die Arme in die Hüfte und biss die Zähne zusammen, als Emma gleich ebenfalls bei uns ankam, den Besen fest in der Hand. Laut ihren fauchenden Worten hatte Crouch das Training wohl ohne Erlaubnis unterbrochen. Und das nur wegen dem Zeichenbuch? Die Kapitänin war jedenfalls alles andere als erfreut über das Verhalten des Treibers. Nach ihrer Aussage nickte ich entschlossen. Auch ich fand es unerhört, das Training unbefugt zu beenden. Quidditch war wichtig. Und wer das nicht respektierte, konnte gleich das Weite suchen.
»Das ist von dieser Arcana«, begann ich schließlich mit meiner Erklärung, noch immer ziemlich verbittert. »Sie hatt's mir überreicht, damit ich es dir gebe, Emma.« Mein Blick wanderte zu meiner besten Freundin. »Du wolltest ihre Zeichnung sehen, wenn ich den Ravenclaw-Worten vertrauen darf.« Ich zuckte mit den Schultern, ehe ich mich wieder zu Lucian drehte.
»Aber nun hat es ja der 'liebe' Mr. Crouch«, fuhr ich zähneknirschend fort und verfinsterte meinen Blick. Nur weil er einen Jahrgang über mir war, hieß das nicht, dass er sich alles gefallen lassen durfte.

Grinse als Emma zu und kam Was soll ein Treiber trainieren.Wir können ehe die Bälle wegschlagen also schleudere das Buch zurück in Lucindas Arme Hier hast du es wieder mit diesen Worten drehe ich mich um und verschwinde in die Umkleiden.

Lucinda erklärte schließlich den Ursprung des Buches. Ich zog erstaunt eine Augenbraue hoch. Damit hätte ich nun wirklich nicht gerechnet. Zwar wollte ich die Zeichnung schon gerne sehen. Aber das sie uns dann so einfach ihr Buch überlässt? Etwas naiv die Gute. Immerhin waren Slytherins nicht unbedingt für ihre Freundschaft zu anderen Häusern bekannt. Und meine beste Freundin schon gar nicht. So einfach vertraut hätte ich da niemandem. Denn ich glaubte schon das ihr das Buch vermutlich etwas wert war. "Das stimmt tatsächlich." Ich sah zu meiner besten Freundin. Zuckte dann aber nur verwirrt mit den Schultern. "Ich hätte nur nicht gedacht das sie dir einfach so ihr Buch gibt." Es war nicht zwanghaft etwas gegen Lucinda. Ich mochte meine beste Freundin genau so wie sie war. Aber wenn das mein Buch gewesen wäre hätte ich es nicht hergegeben. Außer ich vertraute der Person wirklich. Und ich bezweifelte das zwischen Arcana und Lucinda Vertrauen herrschte. Trotzdem musste ich zugeben das es mich etwas berührte. Es war wirklich nett von ihr mir ihre Zeichnung auch wirklich zeigen zu wollen.
Schlagartig drehte ich mich zu Lucian. Der grinste nur und das ging wirklich gar nicht. "Fordere mich besser nicht heraus." Mein Tonfall war eiskalt. Nicht mehr wütend sondern eine ehrliche Drohung. Quidditch war mein Gebiet. Und ich wollte großartig sein. Niemand würde mir dabei im Wege stehen. Schon gar nicht mein Mit-Treiber. Erbärmlich. Vielleicht war es tatsächlich besser wenn er erst einmal verschwand. Alles was er jetzt noch zu mir sagen konnte - würde mich sowieso nur noch wütender machen. Allerdings wurden meine giftigen Gedanken unterbrochen. Eine Schleiereule kam auf das Spielfeld geflogen und ließ einen Brief direkt in meine Hände fallen. Etwas erstaunt packte ich den Brief aus. 'Fröhlichen Valentinstag!' war das einzige was darin geschrieben stand. Zusätzlich befand sich aber noch ein Gutschein in dem Umschlag. Wie ich bemerkte hatte er einen Wert von 5 Galleonen für den Honigtopf. Und dabei wollte ich gerade auf meine Figur achten.

Mit einer knappen, grinsenden Aussage wandte sich Lucian an Emma, ehe er das Zeichenbuch wieder in meine Richtung warf. Reflexartig fing ich es auf, beinahe als wäre es ein Quaffel gewesen, und blickte verwundert Crouch hinterher, als dieser herumwirbelte und fortging. Na, dann muss ich mich wenigstens nicht weiter aufregen.
Meine Aufmerksamkeit lag wieder ganz auf Vanity, die mir erklärte, dass sie tatsächlich Arcanas Zeichnung sehen wollte, jedoch verwirrt darüber war, dass es die Ravenclaw mir einfach überlassen hatte. »Tja, sie hatte es eilig. Sie hatte wohl keine andere Wahl«, grinste ich und zuckte ich mit den Schultern. »Aber ganz ehrlich, selbst ich hätte mir das Buch nicht übergeben.« Ich schnaubte belustigt. Es hätte tausend andere Wege geben können, Emma diese Zeichnung zu zeigen. Doch Arcana hatte sich ausgerechnet für den risikoreichsten entschieden. Wieso? Es konnte doch nicht daran liegen, dass sie mir blind ihr Vertrauen in die Hand legte. Und dennoch hatte sie es beinahe wortwörtlich getan.
Ich hob das Zeichenbuch, während ich es noch einmal argwöhnisch musterte und mir tatsächlich etwas unentschlossen auf die Unterlippe biss. »Vielleicht hat sie ja eine Art Schutzzauber angewandt, falls man versuchen würde, es zu zerstören«, murmelte ich nachdenklich. Man konnte erkennen, dass ich wohl etwas skeptisch war, was Arcanas naives Verhalten anging. Oder vielleicht bedeutet es ihr gar nichts.
Ich war so vertieft darin, eine Erklärung dafür zu finden - statt die plausible Realität zu sehen - dass ich erst spät bemerkte, wie eine Eule zu Emma geflogen kam. Mit dabei ein Umschlag. »Oh, etwa ein heimlicher Verehrer?«, schmunzelte ich und trat an ihre Seite. Ich war augenscheinlich ziemlich neugierig, was sie wohl bekommen hatte. So viel wie ich erkennen konnte, war es ein gewöhnlicher Brief mit nur einem knappen Gruß. Doch das, was beigelegt war, war um einiges interessanter. »Ein Gutschein? Das ist ja cool!«

Natürlich fing meine beste Freundin das Zeichenbuch problemlos. Ich hatte auch gar nichts anderes erwartet. Schließlich war kaum eine Jägerin so gut wie sie. Crouch war mir jetzt wo er verschwunden war ziemlich egal. Sollten wir aber beim nächsten Spiel wegen seinem Scheiß verlieren würde ich ihn sofort aus dem Team schmeißen. Und das wusste er hoffentlich nur zu genau. Ansonsten wird es halt eine schöne Überraschung. Ich grinste. Nun wieder deutlich besser gelaunt. Ich hörte Lucinda aufmerksam zu. Selbst wenn sie es eilig hatte hätte ich es mir doch auch wann anders zeigen können. Immerhin waren wir im selben Jahrgang. Seltsam war es trotzdem. Entweder seltsam. Oder sie hatte einen Hintergedanken gehabt.
Ich lachte kurz auf als Lucinda genau meinen Gedanken aussprach. "Meine Rede. Ich mir eigentlich auch nicht." Ich legte den Kopf schief und musterte das Buch kurz. Es wirkte so als wären wirklich einige Zeichnungen dort drin. "Ein Schutzzauber ist gut möglich. Sie ist schließlich eine Ravenclaw. Ich bezweifle das sie sich gar keine Gedanken darüber gemacht hat." Ravenclaws mussten nicht immer die Klügsten sein. Aber sie waren gerne kreativ. Und große Denker. Ich möchte es lieber nicht ausprobieren. Solche Schutzzauber konnten nämlich auch wirklich bösartig sein. Besonders wenn man nicht vorbereitet war. "Also heimliche Verehrer sind mir keine bekannt." Ich lachte kurz. "Ausgerechnet vom Honigtopf. Eigentlich wollte ich nicht so viel Süßes essen. Aber gut. Dann kriegst zu eben auch etwas ab."

Auch Emma schien der Gedanke über einen Schutzzauber wohl realistisch. Eine Ravenclaw, ja. Sie sind ja schließlich die "Intelligentesten". Ich spürte erneut die blanke Bitterheit gegenüber dem blauen Haus. Obwohl ich diesem typischen Denken keinerlei Glauben schenkte, wollte ich zugegebenermaßen kein Risiko eingehen, womöglich doch eine Nebenwirkung eines Zaubers abzubekommen. Mein Mistrauen war in dieser Sache wohl doch zu groß.
Als Emma kurz lachte, stimmte ich ebenfalls mit ein. Vielleicht etwas nervöser, als beabsichtigt. Vor allem da mir im Hinterkopf ebenfalls das Thema eines heimlichen Verehrers in Gedanken schwebte. Die Worte des einen Valentinsbriefs ließen mich einfach nicht los. Und vor allem die Frage, von wem dieser wohl gewesen war. Vielleicht war es auch bloß ein Scherz. Dies schien zunächst eine freie Hypothese, die ich beinahe wieder verworfen hätte. Niemand hätte Grund dazu gehabt. Es gab keinen tieferen Zweck, der beabsihtigt sein konnte. Und doch viel mir einer ein. Vielleicht um mich vom Quidditch abzulenken. Gut möglich, auch wenn solch eine Strategie wohl mit dem Risiko auf Erfolglosigkeit gewählt worden wäre.
Da hatte Regulus schon mehr Erfolg, was das Ablenken anging. Auch schweiften meine Gedanken kurz zu dem Brief rüber, den ich ihm geschrieben hatte. Nicht den, der mit meiner Signatur versehen war, sondern der andere - der geheime. Mir blieb kurz die Luft weg. Bei Merlins Bart. Ich bin auch eine heimliche Verehrerin! Erst jetzt wurde es mir recht bewusst. Zuvor wollte ich es nicht bewahrheiten lassen, vor allem weil ich mich meist über so etwas lustig machte, doch nun hatte es mich tatsächlich getroffen.
Ich wurde wieder in die Realität gezogen, als ich Vanitys Worte hörte. »Wie schön, dass du an mich als Erstes denkst«, lachte ich scherzhaft, ehe mein Blick eine Eule traf, die zugeflogen kam. Diesmal schlug sie ihren Landeflug jedoch zu mir ein. Ein kurzer Seitenblick zu Emma, schon nahm ich den Briefumschlag an und bedankte mich mit einem Nicken bei dem Greifvogel, ehe dieser davonflog. Ich zögerte nicht lange und öffnete den Brief, ehe ich alles genau musterte. »Na, sieh mal einer an. Da hat wohl jemand mit Galleonen um sich geworfen«, lachte ich meiner besten Freundin zu. »Ich habe auch einen Gutschein. Für...Zonko's!«, ein zufriedenes Grinsen zierte meine Lippen. Normalerweise waren mir Scherzartikel etwas zu kindisch, aber bei solch einem Gutschein konnte man einen Besuch bei Zonko's doch nicht abschlagen. Vielleicht würde ich ja tatsächlich was Hübsches finden, das mir meinen Tag versüßt - womöglich auf Kosten anderer. »Süßigkeiten und Scherzartikel, das kann ja 'was werden.«

Einen kurzen Moment wirkte Lucindas Lachen nicht ganz so ehrlich auf mich. Allerdings machte ich mir darum erst einmal keine Gedanken. Vielleicht hatte sie ja einen seltsamen Valentinstag-Brief bekommen. Sie wusste das sie immer mit mir reden konnte. Und Valentinstag war leider auch nicht nur Spaß. Sondern auch Stress. Zumindest empfand ich das so. Da ist mir ein Klatscher kurz vor meiner Nase fast lieber. Ich steckte meinen erhaltenen Brief weg. Dann streckte ich meine Hand nach dem Buch aus. Neugierig war ich nämlich durchaus. Die Zeichnung hatte schon wunderbar gewirkt als sie noch nicht farbig gewesen war. "Dann lass mich mal die Zeichnung sehen die ich so dringend sehen musste." Ich formulierte meine Aussage humorvoll. Ich würde mir selbstverständlich das ganze Buch ansehen. Ob Arcana das nun Recht war wusste ich nicht. Aber meine Neugierde stand da für mich eben an erster Stelle. Sonst hätte sie mir eben nicht das ganze Buch übergeben sollen. Selbst Schuld.
Plötzlich erschien noch eine zweite Eule am Spielfeld. Ich kam gar nicht dazu zu sagen was ich wollte. Sie hatte ebenfalls einen Gutschein erhalten. Und dann auch von für das Zonko's. Ich mochte den Laden. Aber eigentlich hatte ich für die meisten Dinge darin keine Verwendung mehr. Ich war nicht mehr 13. Die Zeit vergeht so schnell. "Es scheint so als müssten wir dringend nach Hogsmeade." Ich hatte damit wirklich kein Problem. Denn die Ausflüge am Wochenende waren immer interessant. Auch wenn ich viel lieber zu Besenknechts Sonntagsstaat ging. Die hatten wirklich ausgezeichnete Mode. Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul. Und die Süßigkeiten würde ich trotzdem genießen. Trotzdem lagen meine Gedanken jetzt ausnahmsweise außerhalb von Quidditch. "Ich bin dafür wir gehen erst einmal in die Umkleide. Und dann Abendessen."

Oh ja, Hogsmeade würde sicher nicht schaden. Ich nickte Emma zustimmend zu. Obwohl das neue Schuljahr gerade erst richtig begonnen hatte, schwebte die Lust auf einen Ausflug doch schon in der Luft. Nicht unbedingt wegen den Gutscheinen, die waren nur das Sahnehäubchen mit dem endgültigen Kick. Es war Hogsmeade an sich, das mich nun doch schon verzauberte. Ein kleines, hübsches Dorf mit vielen verschiedenen Zauberern, von denen die meisten ein eigenes Geschäft führten. Eines bunter als das andere. Und im Winter, wenn der Schnee auf die spitzzulaufenden Hexenhäuser fiel, glich der Anblick beinahe einem Traum.
Fast wäre mir Emmas humorvolle Aufforderung, ihr Arcanas Zeichenbuch zu geben, entfallen. Der Brief hatte mich völlig abgelenkt. »Hier«, lächelte ich und hielt ihr das Buch hin.
Als Emma meinte, sie wäre dafür, dass wir uns auf dem Weg machten, nickte ich zustimmend. Das Quidditchtraining war erfolgreich beendet. Jedenfalls, was die Jägerfraktion anging. Das Training der Treiber war eher unfreiwillig zum Ende gekommen. Doch nun ließ sich auch dies nicht mehr ändern. Alle zuvor Anwesenden sind fortgegangen, nur meine beste Freundin und ich waren noch auf dem Feld geblieben. Die meisten waren wohl tatsächlich schon in der Großen Halle und warteten auf das Abendessen. Und genau dasselbe würden auch wir nun tun. Den Besen fest in der Hand, ging ich auf den Koffer zu, in dem sich die verschiedenen Quidditchbälle befanden. Meine freie Hand griff nach der einen Schlaufe, ehe ich versuchte die Kiste zu heben. »Heilige Wasserspeier!« Die Kiste hob sich gerade mal einige Zentimeter, ehe mein Arm bei dem Gewicht wieder zu Boden gezogen wurde. »Ich hatte es leichter in Erinnerung«, grinste ich belustigt. Die Sommerferien haben mir wohl doch einige mehr Erinnerungen ans letzte Schuljahr geraubt, als gedacht.

Beinahe sofort nahm ich das Zeichenbuch entgegen. Ich wollte eigentlich am Liebsten sofort durchblättern besann mich dann aber eines Besseren. Also verstaute ich das Buch erst einmal. Ich würde auch nach dem Abendessen noch Zeit dafür haben. Oder währenddessen. Ich esse schließlich nicht wie ein Hintertück. Also würde ich hoffentlich es auch nicht beschmutzen. Ungewollt würde ich so etwas unangebracht empfinden. Gewollt wäre das eine andere Sache. Auch wenn ich so etwas wirklich nicht plante. Zumindest nicht bei Arcana.
Amüsiert beobachtete ich meine beste Freundin welche versuchte die Truhe aufzuheben. Ein paar Zentimeter funktionierte das auch. Bis die Truhe wieder zu Boden glitt. Oja so ein Quidditch-Set wiegt eine ganze Menge. "Hilfe notwendig?" Lucinda befand das wohl auch als amüsant. Ich lachte leise. Dann schüttelte ich den Kopf und trat an die andere Seite der Kiste. Zu zweit war so ein Quidditch-Set schon deutlich leichter. "Manchmal denke ich auch die werden jedes Jahr schwerer. Zu zweit geht das schon." Ich war schon lange Captain der Quidditch-Mannschaft. Seit meinem zweiten Jahr in dem ich überhaupt für diese spielte. Aber das Quidditch-Set war immer schwer. Trotz meinem jahrelangen Training als Treiber. Und obwohl ich es schon allein getragen hatte. Zu zweit würden wir schon zur Umkleide kommen. Ansonsten würde sich Malik McGonagall bestimmt darüber aufregen das wir wieder einmal das Set nicht richtig verstaut hatten. Gryffindors waren schon anstrengend. Ich nahm die Schleife auf der anderen Seite in meinen festen Griff. "Auf drei. Eins… zwei… drei…"

»Wäre sehr nett«, stimmte ich in das leise Lachen mit ein, als Emma ihre Hilfe anbot. Ja, zu zweit geht das schon, wiederholte ich gedanklich Vanitys Worte. Einiges war zu zweirmt leichter, als allein. Und dies bezog sich nicht nur aufs Tragen von einem schweren Koffer. Meine Erfahrungen in der Vergangenheit hatten gezeigt, dass nicht alles immer auf eigener Faust zu schaffen war. So sehr mein Ehrgeiz dies auch abstrebte. Manchmal war eben die helfende Hand eines Freundes mehr als wichtig.
Als auch Emma zum Koffer trat und die Schlaufe griff, tat ich es ihr gleich. Auf drei spannte ich die Muskeln an und hob mit aller Kraft die Kiste. Es war um einiges leichter als zuvor, dachte ich zufrieden lächelnd und schenkte meiner Freundin einen kurzen Seitenblick. »Danke.« In dem Vertrauen, dass sie nicht loslassen oder anderes uns vom Tragen abhalten würde, transportierten wir den Koffer auf dem Weg zum Gebäude.
Dort angekommen, erlaubte ich mir, mich in die Umkleiden zu verziehen, um mein Quidditchoutfit durch die Hogwartsschuluniform mit den Slytherinelementen zu ersetzen, nachdem ich mich bei den Duschen frischgemacht habe.
Ich packte meine Sachen zusammen und machte mich schonmal auf dem Weg, in der Hoffnung, dass Emma nachkommen würde.

Lucinda und ich strengten uns auf drei beide an. Zu zweit war die Kiste schon gar nicht so schwer. Ich schenkte ihr ebenfalls einen kurzen Blick von der Seite. "Dafür sind wahre Freunde da." Wir transportierten den Koffer auf dem Weg über das Quidditch-Feld zum Gebäude. Dort verstaute ich das Quidditch-Set. Und trug das Datum und meine Unterschrift in die dortige Liste ein. Das letzte was ich brauchte war McGonagall oder einer der anderen Captain – der sich darüber beschwerte ich hätte das Set nicht zurück gegeben.
Dann begab ich mich ebenfalls in die Umkleide. Dort legte ich zuerst meine Quidditch-Uniform ab. Auch wenn ich sie wirklich gerne hat. Bis zum nächsten Mal. Wie jedes Mal konnte ich mich schwer von meinem Besen trennen. Trotzdem ließ ich dort alles. Dann beschloss ich einfach gleich duschen zu gehen. Der Tag war lange gewesen. Dazu kam das Training. Und der Unterricht in Pflege magischer Geschöpfe. Das warme Wasser entspannte meine Muskeln. Lucinda hatte sich wohl nur schnell frisch gemacht. Ich machte gleich meine ganze Routine. Zog dann mit einem Seufzen wieder die Schuluniform an. Zum Abschluss erneuerte ich noch mein verschwundenes Make-Up. Akribisch aber wie immer natürlich gehalten. Dichte Wimpern. Dichte Augenbrauen. Dunkler Lippenstift. Nicht viel mehr. Jetzt habe ich richtig Hunger. Mit diesem Gedanken startete ich in Richtung der großen Halle. Vermutlich hatte Lucinda den Weg dorthin bereits eingeschlagen.
⤞ Große Halle

⤝ Bibliothek
Von der Bibliothek war es ein ganzes Stück zum Quidditch-Feld. Doch das beeinflusste mich kein bisschen. Ich hatte nur meinen Silberpfeil im Kopf. Und Anne natürlich. Ich freute mich sehr mit ihr Quidditch zu trainieren. Auch wenn es mit Lucinda immer besonders viel Spaß gemacht hatte. Bei Anne freute ich mich auf eine andere Weise. Auch wenn bei mir selbst noch nicht vollkommene Klarheit herrschte warum. Ich hatte allerdings eine Vermutung. Eine - über die ich gerade nicht unbedingt nachdenken wollte.
Am Quidditch-Feld steuerte ich direkt auf dem Weg zum Gebäude zu. Dort waren die gesamten Umkleiden und ich freute mich schon auf meine Quidditch-Uniform. Immer wenn ich diese trug fühlte ich mich wie ich selbst. Nicht nur wie ich selbst. Sondern immer auch mehr selbstbewusst. Und stolz. Besonders auf das Abzeichen des 'Captain' das auf meiner Brust prangte. Am Gebäude angekommen hielt ich dort für Anne die Tür auf.

Ich schritt neben Emma einher, die Hände vor dem Körper gefaltet, doch auch ich freute mich auf das Training und das Gefühl von Freiheit, welches mir nur der Flug auf einem Besen schenkte. Ich trat an Emma vorbei ins Gebäude und lächelte sie zart an. Danke. Einer Dame hielt man eben die Türen auf und auch wenn Emma selbst eine war gefiel es mir, dass sie das für mich tat.

Selbstverständlich wartete ich und erwiderte ihr Lächeln. Kaum war Anne in dem Gebäude folgte ich ihr hinein. Für mich war es weniger eine Sache der Etikette. Sondern einfach eine Gewohnheit und Form der gezeigten Freundlichkeit. Ich war oft die stärkste unter den Hexen. Oder auch unter den Zauberern. Also trug ich auch gern die schweren Kisten. Oder hielt die Türen auf. Ich war definitiv keine Diva. Oder welche seltsamen Einbildungen andere Leute sonst von Veela hatten. Im Gebäude begab ich mich in die Umkleide für die Mädchen. Sofort ging ich zu meinem Spind wo meine Quidditch-Uniform gut aufbewahrt war. Selbstverständlich konnte man auch in der Schuluniform fliegen. Oder in der Freizeitkleidung. Aber ich liebte sie zu sehr dafür. Außerdem gewährte sie einem mehr Freiheiten. Ich begann mich umzuziehen.
Meine Schuluniform verstaute ich auch sorgfältig wieder im Spind. Zuerst meine Schuhe. Mein Mantel mit den grünen Slytherin-Elementen. Ich streifte meine ebenfalls grüne Krawatte und die Bluse ab. Dann folgten die Strümpfe und der Rock. Ich konnte es kaum erwarten meinen Silberpfeil wieder in die Finger zu bekommen. Aber es kam Eines nach dem Anderen. Ich schnappte mir als erstes die Hose der Quidditch-Uniform.

So wie auch Emma trat ich an meinen Spind heran, in dem, feinsäuberlich, meine saubere Uniform lag, die ich nun auch heraus zog. Über die Jahre hatte ich mich daran gewohnt mich vor meinem Teammitgliedern umzuziehen, auch wenn es etwas gedauert hatte, bis ich mich wohl dabei gefühlt hatte. Es war nicht so, dass ich mich Zuhause alleine umzog, in viele der Kleider die ich trug kam ich alleine gar nicht hinein, doch das waren eben die Dienerinnen gewesen, es gehörte sich sonst nicht sich vor anderen Leuten zu entkleiden. Doch nun striff ich, wie auch wenn ich in meinem Schlafsaal war, meine Uniform einfach ab, begonnen mit der Krawatte, beendet mit den Strümpfen, und begann Hose, Oberteil und Stiefel anzuziehen, der Umhang kam erst als Letztes dran.