Emma war immerhin meiner Meinung. Ich war noch nie mit Problemen zu einem Vertrauensschüler gegangen und hatte es in meinem letzten Jahr auch nicht vor, aber im Zweifelsfall würde ich Finn nehmen, er war zwar etwas merkwürdig manchmal, aber im allgemeinen recht hilfsbereit. Emmas Lachen und ihr Ausruf brachten auch mich zum kichern, selbst wenn ich mir dezent eine Hand vor den Mund hielt und etwas zur Seite sah dabei. Dann aber durchzuckte ein heftiger Schmerz meine Schulter und ich wusste sofort, dass Roderich etwas zugestoßen sein musste. Abgelenkt verlor ich die Kontrolle über meinen Besen, kam ins Kippen und trudelte abwärts, wobei meine andere Hand automatisch zur schmerzenden Schulter gezuckt war und die Hand an dieser am Besenstiel locker ließ.

Annes Kichern war wie Musik in meinen Ohren. Hell und klar. Immer auf eine höfliche Art – wie sie sich auch jetzt die Hand vor den Mund hielt. Ich war hingegen meistens eher lauter. Kündigte mich auch gerne mal laut an. Ich fragte mich ob sie das störte. Oder ob sie es erfrischend fand. Man konnte alles immer auf zwei Seiten betrachten. Wie Slytherin und Gryffindor. "Ich hätte mir wirklich nicht gedacht…" In der nächsten Sekunde hatte ich bereits vergessen was ich hatte sagen wollen. Meine Augen weiteten sich. Denn Anne kam deutlich ins Kippen. "Anne!"
Wie auch immer das passieren konnte. Aber Anne war offenbar ins Taumeln gekommen. Dabei waren wir ganz entspannt neben einander her geflogen. Und jetzt trudelte sie gerade gen harten Boden. Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern drückte ich meinen Besenstiel nach unten und ging in den Sturzflug über. Ich war darauf trainiert. Aber dennoch schlug mein Herz wie verrückt in meiner Brust. Komm schon Vanity. Mein Besen war nicht der schnellste. Aber er war schneller als einer der nicht unter Kontrolle hatte. Zudem ich jeden Trick im Buch anwenden konnte. Ich schaffte es also sie ein zu holen. Noch ein gutes Stück vor dem Boden. Mit meiner rechten Hand umfasste ich ihren Besenstiel und versuchte sie so gut ich konnte zu stabilisieren. Dabei drückte ich meinen Besen ebenfalls wieder in die waagrechte Position damit sie sich auch an diesem ab stützten könnte. Falls es notwendig sein würde.

Vielleicht hätte ich rechtzeitig wieder die Kontrolle über meinen Besen erlant, vielleicht wäre ich aber auch auf den Boden gekracht, es war auch ganz egal, denn plötzlich war Emma da und rettete mich vor welchem Ausgang auch immer, er wäre in jedem Falle nicht angenehm gewesen. Ich festigte meinen Griff nun wieder und hielt den Besenstiel selbstständig waagrecht. Ich strich mir mit einer Hand leicht zittrig eine Strähne aus dem gesicht, die sich aus meiner sonst perfekten Frisur gelöst hatte. Entschuldige bitte, danke für die Rettung.

Anne fing sich in erstaunlich schneller Zeit wieder. Sie war eine geübte Fliegerin und eine ausgezeichnete Jägerin. Es war also kein Wunder. Aber trotzdem war ich froh darum. Sie wirkte auch nicht verletzt. Zumindest konnte ich nichts erkennen. Meine Hand verharrte zur Vorsicht auf ihrem Besenstiel. Bis sie sich wieder gerichtet hatte. "Keine Entschuldigung notwendig." Sobald sie ihren Besen selbstständig wieder hielt entfernte ich meine Hand. Flog aber weiterhin dicht bei ihr. "Und der Dank auch nicht. Aber bitte gerne. Jederzeit." Es war selbstverständlich. Bei einem Spiel konnte niemand solches Verhalten garantieren. In manchen Fällen wäre es auch als Foul angesehen. Aber während wir in der Freizeit flogen galten solche Regeln nicht. Ich hatte ihr geholfen. Notwendig oder nicht. Wie ich das auch mit jedem anderen getan hätte. Ich war froh das sie nicht weiterhin taumelte. Oder gar eine Notlandung machen musste. Sie wirkte so weit wieder besser. Aber Nachfragen wollte ich dennoch.
Das dezente Zittern ihrer Hand entging mir nicht. "Ist alles okay bei dir?" Ich musterte sie. Ich hatte keine Informationen darüber was passiert war. Aber es besorgte mich doch. Immerhin wäre mir nichts aufgefallen. Kein direkter Anlass das sie ins Taumeln bringen konnte. Selbstverständlich wurden Quidditch-Spieler öfters verletzt. Aber meistens würde ihr Captain davon informiert. Ich glaube nicht das sie bereits verletzt war. Aber was ist dann passiert? "Vielleicht landen wir lieber wieder. Wir waren schon eine ganze Weile in der Luft."

Ich strich mit meiner freien Hand über die Schulter in der der Schmerz aufgewallt war und atmete einmal ruhig ein und aus. Der Schmerz war schnell wieder abgeklungen, es konnte also nichts schlimmes gewesen sein. Vielleicht ein Sturz? Ich lächelte Emma leicht an und drückte dann meinen Rücken wieder durch um erneut in perfekter Position zu sitzen. Es ist Roderich, ich denke er hat sich irgendwie an der Schulter verletzt. Was meinen Zwilling und mich verband war für Außenstehende vielleicht recht seltsam, wir konnten es selbst nicht erklären, zwischen uns herrschte einfach eine wahnsinnig starke Verbindung, oft wussten wir was der andere dachte oder fühlte ohne, ihn zu sehen, das selbe galt auch für körperliche Schmerzen. Eine kleine Pause wäre mir ganz recht, möchtest du vielleicht etwas trinken? Nun kontrolliert lenkte ich meinen Besen gen Boden.

Meine Augenbrauen zog ich fest zusammen. Aber Anne setzte sich wieder aufrecht hin. Der Schmerz schien also weniger geworden zu sein. Oder sie überspielte ihn gut. Auf ihre Erklärung hin runzelte ich meine Stirn noch ein klein wenig. Nickte dann aber. "Ich hoffe es ist ihm nichts Schlimmes passiert." Meine Mutter sagte immer das Zwillinge ein unsichtbares Band verband. Und das dieses durch Magie nur verstärkt wurde. Ich hatte davon wirklich keine Ahnung. Meine Mutter war generell eine eher spirituelle Person. All das kam von der brasilianischen Kultur. Aber Anne und Roderich schienen mir schon immer sehr nahe. Näher als andere Zwillinge die ich kannte. Wobei die Does sich wohl definitiv körperlich am nahestehensten waren.
Die Idee zu landen klang so oder so nach einer guten. Vielleicht wollte Anne auch nach Roderich sehen. Ich könnte es ihr nicht verübeln. Ich würde für meine kleine Schwester auch alles tun. Und sie ist gerade ein Mal 5. "Das hört sich gut an." Ich lächelte ihr zu und schwang mich anders auf den Besen um langsam nach unten zu segeln. Dabei behielt ich Anne im Blick. Ich wollte nicht über besorgt sein. Aber ihr plötzlicher Abstieg hatte mich trotzdem erschreckt. Und mich auch sofort zur Tat schreiten lassen. "Du kannst auch gerne nach Roderich sehen gehen. Ich habe dafür vollstes Verständnis." Mit beiden Beinen landete ich fest am Boden. Diese Unterbrechung kam unerwartet. Aber das war auch nicht weiter schlimm. Ich flog so wie so die meiste Zeit. Wenn ich nicht gerade im Unterricht war.

Etwas überrascht sah ich Emma an, nachdem ich neben ihr gelandet war und elegant vom noch schwebenden besen abstieg. Hatte sie meine Gedanken gelesen? Ich wollte tatsächlich gerne nach meinem Bruder sehen. Er schien nicht schwer verletzt zu sein, doch Sorgen machte ich mir trotzdem. Macht dir das wirklich nichts aus?

Lässig schwang ich meine Beine von meinem Besen. Und sammelte alles was ich an den Rand des Quidditch-Feldes gelegt hatte wieder auf. Vielleicht hatte ich auch die Gelegenheit morgen wieder mit Lucinda zu trainieren. Trotz meiner Gedanken entging mir Annes dezent überraschter Blick nicht. Ich schüttelte meinen Kopf. Mein Zopf landete dabei auf meiner Schulter. "Aber selbstverständlich nicht." Ich lächelte sie beschwichtigend an. Immerhin wusste ich wie wichtig ihr Roderich war. Und unsere Verabredung war sowieso spontan gewesen. "Er ist dein Bruder." Ich zuckte mit meinen Schultern und schwang mir meinen eigenen Besen über meine Schulter. Für mich reichte diese Erklärung vollkommen aus. "Ich würde bei meiner kleinen Schwester auch wissen wollen ob alles in Ordnung ist."
Kaum hatte ich das gesagt spazierte ich langsam in Richtung der Umkleiden. Ich würde mich vermutlich ausgiebig duschen gehen. Und nachher noch lernen. Immerhin hatte ich das Anne versprochen. Ob sie mir nun helfen würde oder nicht. Ich hielt meine Versprechen. Zumindest die ehrlich gemeinten. "Wir sollen wohl trotzdem aus der Quidditch-Uniform wechseln." Ich grinste kurz und sah zu ihr. Bevor ich meinen Weg in Richtung der Umkleiden fortsetzte.

Ich lächelte, nicht so leicht wie sonst, sondern etwas breiter und wirklich erfreut über Emmas Verständnis. Ich nickte und folgte ihr, auch ihrem Vorschlag mit dem umziehen musste ich zustimmen, auch wenn ich gerne gleich losgehen wollte konnte ich mich so ja nicht im Schloss blicken lassen. Natürlich, du hast völlig recht. Ich trat nach Emma in die Umkleide und begann mich einmal mehr umzuziehen, diesesmal zurück in meine Uniform. Wie alt ist deine Schwester?

Lächelnd sah ich zu Anne. Wir würden zu einem anderen Zeitpunkt noch mehr als genug Gelegenheit haben. Ich würde ihr gerne von meiner jüngeren Schwester erzählen. Wenn sie dann Zeit dafür hatte. Es war doch eine längere Geschichte. Besonders die Sache mit unserem Namen war mehr als nur amüsierend. Oder auch ein wenig traurig. Wie man es eben interpretierte. "Erst 5 Jahre. Und sie hat schon sehr viel Magie in sich." Zuerst steuerte ich auf meinen Spind zu. Und hinterließ dort alles was ich nicht benötigen würde. Meinen alten Quaffel. Meinen Silberpfeil. Ich tauschte meine Schuluniform mit meiner Quidditch-Uniform. Schnappte mir allerdings ebenfalls noch ein Handtuch. Ich würde zuerst Duschen gehen. Bevor ich mich umzog. Ich wollte komplett frisch im Schloss ankommen. Wenn ich schon noch lernen gehen würde.
"Und sie ist meine Halbschwester." Ich erwähnte es nur zur Information. In der Realität war sie deswegen nicht weniger meine Schwester. Auch wenn ich sie leider weniger oft zu Gesicht bekam. Schließlich lebte sie doch bei meinem Vater. Und ich bei meiner Mutter. "Ich werde dir gerne ein Mal mehr über sie erzählen. Bei nächster Gelegenheit." Anne hatten mir schon ein Stück aus ihrem Leben erzählt. Ich teilte diese Informationen gerne mit ihr. Meine Probleme waren eine andere Sache. Auch wenn manche bestimmt ebenfalls Verbindungen zu meiner Familie hatten. Aber über Roderich wusste ich auch mehr als sie über meine kleine Emma. Ich war gespannt wie sie darauf reagieren würde. Immerhin entsprach meine Familie so gar nicht den Vorstellungen ihrer Familie. Sie wirkte niemals verurteilend. Innerlich möglicherweise. Aber schließlich konnte ich auch nicht in ihren Kopf hinein sehen. Ich wollte es allerdings auch nicht glauben. Anne war nicht so. Zumindest hoffte ich das sie nicht so zu mir war. "Richte Roderich schöne Grüße von mir aus." Ich lächelte sie noch an. Ich hoffte das es Roderich besser ging. Anne wirkte zumindest nicht schwer betroffen. Aber andererseits gab es Vieles das ich wahrscheinlich nicht sah. Bevor ich mich in Richtung der Waschmöglichkeiten drehte. Es ist Zeit für eine entspannende Dusche. Und dann Geschichte der Zauberei… Juhu!

Ich lauschte Emmas Worten, während ich gerade meine Krawatte umband und die Brosche daran festmachte. Emmas Schwester war sehr viel jünger als sie, doch als sie erwähnte, dass sie ihre Halbschwester wäre ergab das etwas mehr Sinn, auch wenn es natürlich auch volle Geschwister gab die so weit auseinander waren. Ich würde mich freuen mehr über sie zu erfahren. Emma ging nun zu den Duschen und ich war fertug umgezogen. Das werde ich, viel Glück beim lernen. Damit schloss ich meinen Spind und machte mich auf den Weg.
(Die Kerker/Slytherin-Kerker/Slytherin-Gemeinschaftsraum)

Mit dem Handtuch in der Hand sah ich noch ein Mal zu Anne. Dann ging ich zu den Waschmöglichkeiten. Ich stellte mich dort unter die Dusche. Das warme Wasser entspannte meine Muskeln. Ich begann gleich meine ganze Routine. Zum Abschluss erneuerte ich noch mein verschwundenes Make-Up. Akribisch aber wie immer natürlich gehalten. Dichte Wimpern. Dichte Augenbrauen. Dunklerer Lippenstift. Nicht viel mehr. Meine Schuluniform schmiegte sich auch wieder an meinen Körper. Ich vermisse meine Quidditch-Uniform jetzt schon.
Nachher befand ich mich in der Bibliothek. Ich lernte dort brav weiter Geschichte der Zauberei. Tatsächlich kam ich noch ein Stück weiter. Ich war zuversichtlicher. Nach dem Lernen mit Anne und unserem Ausflug. Ich beendete sogar das Thema der Koboldrevolutionen. Inzwischen verstand ich auch endlich die Motivationen dahinter. Und als Halbbrut musste ich zugeben das ich die Kobolde manchmal sogar besser verstand. Ich denke es war alles eine Sache der Empathie. Aber ich nicht daran denken wie es wäre würde mir ein Zauberstab verboten werden würden. In diesem Krieg ist alles möglich. Ich fragte mich wie schlimm es werden würde. Und wann er beendet werden würde. Im Notfall würde ich wohl mit meiner Mutter zurück in ihr Heimatland. Ich war hier aufgewachsen. Aber es hielt mich hier nichts. Zumindest nicht wenn meine Rechte in Gefahr waren. Später hatte ich eine Verteidigung gegen die dunklen Künste Stunde. Heute würde sie wohl im Duellier-Club stattfinden. Ich konnte es kaum abwarten. Das würde bestimmt spannend werden. Die praktischen Übungen gefielen mir. Sie waren nicht so schnell langweilig. Außerdem hatte ich im Tagespropheten über unseren alten Professor gelesen. Die Gedenkfeier gestern hatte den Krieg für mich noch ein Mal näher in mein Bewusstsein gerückt. Es war schrecklich. Zwei Schülerinnen. Ein Lehrer. Wobei Lovegood… Ich schüttelte den Kopf. Jetzt galt meine Aufmerksamkeit der nächsten Stunde. Ich konnte auch nicht an alles denken. So tragisch das Ereignis auch war. Ich hatte sie nicht gekannt. Sie war zu mir nicht freundlich gewesen. Ich allerdings auch nicht zu ihr. Oder Greenwood. Ich fragte mich wie die Sucherin der Ravenclaw damit zurecht kam. Aber verdrängte diese Gedanken dann lieber wieder. Mit allem konnte ich mich auch nicht befassen. Der Tagesprophet hatte das Thema sensibel aufgearbeitet. Trotz seines Rufes als manchmal weniger seriöse Quelle. Die Reporter hatten sich Mühe gegeben. Mehr konnte man jetzt nicht mehr tun. Außerdem hatte ich meine eigenen Probleme. Mein eigenes Leben. Und ich konnte mich trotz der ganzen Ereignisse auf den Unterricht freuen. Ich liebte Professor Medwedew. Auch wenn mein Lieblingsfach immer Kräuterkunde sein würde. Ich strich mir meine Schuluniform zurecht. Schlug dann den Weg zur großen Treppe ein. Und begab mich schon ein Mal in den Club hinunter. Wir bekommen bald einen neuen Professor – Wenn ich das richtig in Erinnerung habe. Mal sehen… Mal sehen…

⤝ Duellier-Club {ZEITSPRUNG}
Seit meinem Duell war bereits wieder einige Zeit vergangen. Ich saß am Rand des Quidditchfeldes. Unser letztes Quidditchspiel spielte sich noch in meinem Kopf ab – während ich nach oben in den blauen Himmel starrte – und nachdenklich mit den Borsten meines Besens spielte. Das Schuljahr zog voran. Und ich konnte oft an gar nichts Anderes denken – als die Tatsache – das sobald es vorbei war Anne nicht mehr in Hogwarts sein würde. Nicht nur nicht mehr in Hogwarts. Eine Fernbeziehung war ich durchaus bereit zu führen. Sondern in einem Haushalt – der sie am Liebsten sofort vermählen und verheiraten wollte – selbst wenn sie es nicht wollte. Ich wusste das es nur zwei Schuljahre sein würden. Danach konnten wir uns sofort einander auch öffentlich vor ihren Eltern zeigen. Ich würde für sie kämpfen. Nun auch egal ob als ihre gute Freundin oder ihre feste Freundin. Anne hatte ein Leben das es wert war auch gelebt zu werden. Allerdings konnte ich doch nicht anders als immenses Mitleid zu empfinden. Und diese Nutzlosigkeit. Ich wusste – das ich außerhalb der Schulferien – nicht bei ihr sein konnte. Das ich sie auf sich selbst stellen würde. Wenigstens würde sie Roderich an ihrer Seite haben. Aber selbst ihn hielten wir wohl damit auf. Immerhin hatte er einen festen Freund in seinem Alter. Es würde alles alles Andere als einfach werden. Aber wir würden es durchstehen müssen. Dazu kamen noch meine Zauberschul-Prüfungen. Die ZAG. Ich hatte irrsinnige Angst bei diesen zu versagen und mich nicht für die Fächer qualifizieren zu können. Am Liebsten wollte ich mich für alle qualifizieren. Um dann eine einfachere Auswahl zu haben. Doch auch das waren nicht meine einzigen Gedanken… Die Zukunft mochte nicht gewiss sein. Aber die Gegenwart war es. Zumindest für mich. Und ich wollte etwas Besonderes für Anne tun. Etwas das uns helfen würde – auch wenn sie dann nicht mehr in Hogwarts verweilte – aber auch etwas das wir jetzt sofort benutzen konnten. Falls wir uns nicht finden konnten. Ich hoffe er wird ihr gefallen...
Ein kleines Packet lag direkt neben mir. Es war simpel eingepackt und eine kleine per Hand gezeichnete Karte war darauf fest geschnürt. Die Karte zeigte einen Mond und Sterne. Passend zu unserem entscheidenden Treffen zu zweit auf dem Astronomieturm. Die Sterne blinkten immer wieder auf. Doch vor allem der Inhalt der Karte war interessant. Das Hauptaugenmerk lag allerdings definitiv im Packet selbst. In dem Packet befand sich ein Zwei-Wege-Spiegel. Nun eigentlich befand sich dort nicht mehr als ein sehr schöner Taschenspiegel. Diesen hatte ich mir jedoch – mit etwas Hilfe – verwandeln lassen – damit wir ihn als Kommunikationsmedium verwenden konnten. Auf ihm befanden sich zwei Mal ein Phönix. Sie waren einander zu geneigt und bewegten sich immer wieder näher zu einander. Ich hatte ebenfalls einen Taschenspiel. Nur befanden sich auf meinem kein Phönix-Vögel sondern Schnatzer. Der Schnatzer war ein kleiner kugelrunder goldener und Kolibri ähnlicher Vogel mit rubinrot glitzernden Augen und einem langen dünnen Schnabel. Das sehr scheue Vögelchen hatte kleine extrem bewegliche silberne Flügel – mit denen es so flink vor Allen weg flog – weshalb Muggel es nie richtig wahrgenommen hatten. Die juwelenartigen Augen und Federn des Schnatzers galten seit jeher als kostbares und sehr einträgliches Handelsgut. Gerade weil es äußerst schwierig war – das kleine und immer blitzschnell fliehende Wesen zu fangen – war ein Schnatzer-Fang vor allem früher auch noch als besondere Leistung gewürdigt worden. Früher hatte man keinen Goldenen Schnatz – sondern den Vogel selbst beim Quidditch gejagt – ich hatte das Buch Quidditch im Wandel der Zeiten von Kennilworthy Whisp oft genug gelesen um jedes Detail zu können. Seine hohe ZM-Klassifizierung von XXXX hatte der Vogel nicht wegen seiner Gefährlichkeit – sondern dass man Zuwiderhandelnde mit schweren Strafen belegen konnte – wenn jemand heute den Schnatzer einfing oder verletzte. Der Phönix war stark – er war widerstandsfähig und edel, gerecht – der Schnatzer war assoziiert mit Quidditch. Für mich hätte es keine bessere Wahl getroffen Ich hatte hoffentlich auch für Anne die richtige Wahl getroffen. Nachdenklich spielte ich mit einer Haarsträhne und beobachtete eine Wolke – die sich gerade vor die Sonne geschoben hatte.

Ich trug private Kleidung, denn der Unterricht war vorbei und ich war mit Emma auf dem Quidditchfeld verabredet, natürlich hatte ich mich für diesen Zweck etwas aufgehübscht, ich wollte so schön wie möglich für sie sein, sie war es ja auch für mich, allerdings war es da egal wie sie aussah, verschwitzt vom Spielen, konzentriert beim lernen, oder aufgedonnert für ein Fest. Es war schönes Wetter heute, die Sonne schien, kaum eine Wolke bedeckte den blauen Himmel und da saß sie, am Rande des Spielfeldes, der leichte Wind spielte mit ihrem dunklen Haar. Ich schritt mit eleganten Schritten über das Feld zu ihr hinüber und ließ mich dann grazil neben dem schönsten Mädchen auf dieser Welt nieder, in ihrer Hand fand sich ein Päckchen, eine kleine Karte war auch darauf, welches ich kurz musterte, ehe ich Emma ins Gesicht sah und leicht lächelte. Hallo Emma, ich konnte es kaum erwarten dich zu sehen.

Anne beauty.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Selbst wenn ich es wollte – und ich wollte es sicherlich nicht – hätte ich Anne gar nicht übersehen können. Sie kam in einem wunderschönen violetten Kleid auf mich zu. Schuhe mit spitzen Enden – eine sehr elegante Jacke darüber – sie hätte nicht schöner sein können. Die Sonne strahlte auf sie nieder – als wollte die Natur sie persönlich in das Rampenlicht stellen. Ich war zuvor noch fliegen gewesen. Deswegen trug ich meine Slytherin Quidditch-Uniform mit meiner Captain-Brosche. Es war sicherlich nicht so elegant wie Anne oder so hübsch – aber niemand in meinen Augen war das – aber es war sehr Ich. Meine Leidenschaft lag ganz klar beim Quidditch. Eventuell hatte ich die Begeisterung einfach von meiner Mutter. Von meiner brasilianischen Familie im Generellen. Aber sie war doch mein eigen. Ich liebte diesen Sport mehr als alles. Aber er war in letzter Zeit nicht das Einzige das ich liebte. Vielleicht war es sehr früh das zu sagen. Wir hatten immerhin noch eine lange Zeit zusammen vor uns. Aber ich spürte immer mehr das ich weniger verknallt und mehr verliebt in Anne war. Sie ließ sich neben mir nieder. "Ich konnte es auch kaum erwarten dich zu sehen Querida." Es war das erste Mal das ich sie so nannte. Und es war mir gar nicht wirklich aufgefallen. Querida war ein typisch portugiesischer Kosename für Frauen die man liebte oder – besonders in meinem Fall – die man wohl lieben wollte. Man könnte es wohl als 'Geliebte', 'Schatz' oder 'Liebchen' übersetzen. Für mich jedoch fühlte er sich an wie ein Synonym für 'Anne'. "Es ist wirklich schön heute." Das Wetter war ausgezeichnet. Es wurde langsam wieder wärmer. Ein deutliches Zeichen dafür das das Jahr voranschritt. In meinen Augen war die Zeit bis zu meinen ZAG Prüfungen viel zu kurz. Die Zeit bis Anne ihre UTZ Prüfungen ablegte – und somit die Schule abschloss – allerdings noch kürzer.
"Ich habe etwas für dich. Ich hoffe es gefällt dir." Ich lächelte sie an – noch immer eine Spur nachdenklich aber sanft – während ich ihr mein Paket hinhielt mit der Karte – die darauf befestigt war. In der Karte stand folgender Text: 'Liebste Anne! Je weiter das Schuljahr kommt desto weniger kann ich aufhören daran zu denken dich nicht mehr jeden Tag sehen zu können. Deshalb habe ich mich für ein Geschenk entschieden. Für all die Stunden – wenn wir nicht gemeinsam sein können – auch wenn es mich schmerzt daran zu denken. Dein für immer – Emma.' Ich beobachtete jede Bewegung die Anne machte nervös. Denn ich hoffte sehr das ich nicht übertrieben hatte. Es war immerhin mein erstes Mal für alles. Der Taschenspiel war mit meinem eigenen Taschenspiegel verzaubert worden – und so ein einen Zwei-Wege-Spiegel verwandelt worden – um ihn als Kommunikationsmedium nutzen zu können. Auf Abruf konnten die Spiegel eine Magische Verbindung zwischen ihren Besitzern – uns – herstellen. So das diese sich sehen und miteinander unterhalten konnten. Wenn einer von uns den Anderen in seinem Spiegel rief – tauchte in seinem eigenen Spiegel statt des eigenen Spiegelbilds das Bild des Anderen auf. Umgekehrt erschien dann das eigene Spiegelbild im Spiegel des Anderen. Auf diese Weise könnten wir beide auch über große Entfernungen miteinander sprechen. Aber ich bezweifelte das ich Anne so etwas erklären musste. Sie war schließlich wie ich in der magischen Welt aufgewachsen. Ich hoffe wirklich sehr das es ihr gefallen würde. Dennoch wollte ich ihr nicht das Gefühl geben an ihr kleben zu müssen. Ich wollte alles sein – aber keine Klette – auch wenn ich immer dieses schwere Gefühl bekam wenn ich daran dachte sie nicht jeden Tag sehen zu können. Besonders weil ich wusste wohin sie zurück gehen würde. Ich spielte noch immer mit der freien Hand mit meiner Haarsträhne.