Ich denke auch, antwortete ich Roderich und lächelte als ich bemerkte, dass ich beide Zwillinge mit meinen Gähnen angesteckt hatte. Mich erhebend nickte ich auch auf Annes Frage hin und verabschiedete mich mit einem Gute Nacht von Roderich.

Ich neigte mich zu Anne herab und küsste sie auf die weiche Wange. Auch nach all den Jahren waren wir, was Berührungen anging, vorsichtig. Zuhause hatte so etwas immer zu Ärger geführt. Gute Nacht An, gute Nacht Genevieve. Ich lächelte die beiden an und ging dann zu meinem Schlafsaal.
(Die Schlafsäle der Jungen)

Ich erwiderte den Wangenkuss meines Bruders, nahm das Schachbrett und trat den Weg zum Schlafsaal an.
(Die Schlafsäle der Mädchen)

Ich folgte Anne lächelnd in den Schlafsaal.
(Schlafsaal der Mädchen)

⤝ Große Halle
Das Regulus genervt seine Augen verdreht hatte war mir vollkommen entgangen. Genauso wie die Tatsache das sich Lucinda eher zu ihm gesellt hatte. Wir trafen am Gang schließlich einige andere Schüler welche ebenfalls die Große Treppe benutzten. Ob man da nun ein kleines Stück weiter hinten oder vorne ging war uninteressant. Ich werde mir jetzt auf jeden Fall das Buch von Arcana ansehen. Meine Tasche hing sicher über meiner Schulter. Unterbewusst hatte ich eine Hand darauf gelegt. Ich war wirklich interessiert an dem Inhalt. Warum genau wusste ich selbst noch nicht genau. Aber ich wusste auch noch immer nicht warum sie es uns überhaupt anvertraut hatte.
Ich nannte der Steinwand das korrekte Passwort. Wenige Sekunden später schob sie sich beiseite und gewährte uns Durchgang. Das grüne Licht des Sees schimmerte uns vertraut entgegen. Es war immer ein schöner Anblick. So wie das elegante Grün der Quidditch-Uniform. Endlich zuhause. Ich ließ mich sofort auf einen der gemütlichen tiefen Ledersessel fallen. War da gerade Fletcher im Schlafsaal verschwunden? Gut möglich. Ich hatte ihm seit dem Training nicht mehr gesehen.

From: Große Halle

Ich registrierte, dass sich Lucinda neben mich gesellte und hob erstaunt eine Augenbraue. Warum ging sie nicht vorne bei Emma? Die beiden waren ja immer unzertrennlich. Doch ich schob diese Überlegung einfach darauf, dass Vanity es wohl ziemlich eilig hatte und uns fast schon davon rannte.
Bei der Steinmauer angekommen, hinter der sich unser Gemeinschaftsraum befand, nannte ich unser derzeitiges Passwort, da sie sich hinter Emma bereits wieder verschlossen hatte. Als sie sich öffnete trat ich etwas beiseite und ließ Lucinda den Vortritt. Ich war eben gut erzogen worden.
Im Gemeinschaftsraum tauchte ich sofort in das schummrige, grüne Licht ein und sogleich fühlte ich mich zu Hause. Ich war keine vier Schritte gegangen, als mir auch schon Juna entgegenflatterte. Ich seufzte genervt auf.
Was machst du denn schon wieder hier?, fragte ich sie leicht vorwurfsvoll und streckte automatisch den Arm aus, damit sie landen konnte.
Kaum berührten ihre Krallen den Stoff meines Umhangs, pickte sie mich grob in die Wange.
Hör auf!, beschwerte ich mich und schüttelte den Arm etwas, sodass Juna mit den Flügeln schlagen musste, um das Gleichgewicht zu behalten. Ihre Krallen stachen in meinem Arm. Da fiel mir wieder ein, dass ich den Brief an meine Eltern noch schreiben musste. Sofort sank meine Stimmung. Darauf hatte ich jetzt echt keine Lust.

Sofort sah ich auf als Regulus begann sich mit seiner Eule zu unterhalten. Das schöne Tier landete auf seinem Arm. Anstatt ihren Besitzer aber liebevoll zu begrüßen piekte sie ihm in die Wange und krallte sich fest. Wobei ich Letzteres verstehen konnte so sehr wie er seinen Arm geschüttelt hatte. Ein winziges Grinsen konnte ich mir nicht vermeiden. Schadenfreude gehörte durchaus zu den Dingen die ich amüsierend fand. Anstatt mich allerdings weiter darauf zu konzentrieren sah ich lieber zu Lucinda. Ich schüttelte meinen Kopf. Zum Glück nicht. "Ich habe alles noch vor dem Quidditch-Training erledigt." Dann wandte ich mich an meine Tasche. Ich zog sie auf meinen Schoß. Wie in meiner eigenen Welt.
Kaum hatte ich das Zeichenbuch heraus geholt bestaunte ich zuerst das Buch selbst. Ich konnte gar nicht anders. Meine beste Freundin und Regulus gerieten erst ein mal in den Hintergrund. Es ist nur ein Buch. Doch selbst dieser Gedanke - den ich mir versuchte ein zu reden - ließ meine Faszination nicht abklingen. Schlussendlich öffnete ich doch noch das Buch. Es schien viele Zeichnungen zu beinhalten. Viele von Arcanas Zeichnungen zeigten einfach nur Gegenstände. Aber dann gab es auch welche von der Quidditch-Mannschaft von Slytherin und Lucinda. Und mich. Ich blinzelte erstaunt. Inzwischen hatte ich auch die Zeichnung gefunden die sie heute angefertigt hatte. Sie war wirklich meisterhaft. Ich blieb lange Zeit an ihr hängen. Besonders an meiner Form. Plötzlich runzelte ich die Stirn. Und neigte mein Gesicht tief in das Buch hinein. Der gezeichnete Wind von meinem Besen hatte etwas ähnliches wie Buchstaben. Es dauerte etwas. Ihr Name! Erstaunt lächelte ich. Ob er wohl in jeder Zeichnung versteckt ist?

Ich weiß doch Juna..., flüsterte ich meiner Eule zu, als sie nicht locker ließ und mich mit diesem vorwurfsvollem Blick ansah. Etwas dumm kam ich mir schon vor, weil ich mit einem Tier redete, doch ich hatte mich daran gewöhnt. Zuhause im Grimmauld Platz redete ich meistens mit Juna, da ich mit Sirius nur das Nötigste sprach und ich versuchte, dem angespannten Klima, das meine Eltern ausstrahlten, auszuweichen. Gerade jetzt schien die Stimmung bei uns Zuhause an der Kante zu stehen. Es wurde meistens nur gebrüllt und gesagt, was falsch gemacht wurde und welche Fehler Sirius machte. Deswegen hatte ich auch so gar keine Lust, nach Hause zu kommen, um Bellas Geburtstag zu feiern. Auch wenn ich mir ziemlich sicher sein konnte, das Sirius sowieso nicht kommen würde - oder eher - das er gar nicht erst eingeladen worden war. Wenn wir uns irgendwo anders aufhielten, dann tat Mutter so, als würde Sirius nicht existieren und Vater spielte einfach mit. Doch kaum unter vertrautem Dach schimpfte sie auch schon los. Ich hatte das allmählich echt satt, auch wenn es mich nicht betraf.
Ich sah mich etwas verstohlen um, ob mich jemand beobachtete, doch Emma schien in das komische Zeichenbuch von dieser Ravenclaw vertieft zu sein - Wie lächerlich! - und Lucinda hatte es sich in einem der hohen, gemütlichen Sessel bequem gemacht.
Ich schreibe ihnen ja zurück - irgendwann mal...
"Fiep!", war Junas Antwort darauf und ich verdrehte genervt die Augen, dann aber lächelte ich schwach. Es war schon merkwürdig, wie gut ich mich mit ihr verstand. Sie war nur eine Eule, nur ein Tier. Doch in den letzten beiden Jahren, seit ich sie bekommen hatte, war sie zu einer guten Freundin geworden.
Da ich davon ausging, Lucindas Frage hätte nur Vanity betroffen, antwortete ich nicht darauf sondern ließ mich ebenfalls in einen Sessel, etwas entfernt von den beiden Mädchen, sinken. Nachdenklich streichelte ich über Junas Gefieder.

Emmas Antwort kam mit einem Kopfschütteln. Vor dem Quidditchtraining. Ja, da hätte ich vielleicht auch noch Zeit gefunden. Doch hatten mich zu dem Zeitpunkt einige Briefe aufgehalten, die die Gedanken an Hausaufgaben verschoben hatten. »Ich mache meine einfach morgen - oder so«, meinte ich schulterzuckend und wich mit dem Blick aus. So gleichgültig mein Ton auch auf das Thema wirkte, war es eigentlich gar nicht für mich. Am liebsten hätte ich die bevorstehenden Aufgaben noch in diesem Augenblick schnell - aber gründlich - erledigt, doch wollte ich nicht den Eindruck erwecken, der Unterricht wäre mir besonders wichtig. Emma konnte ich nichts vormachen. Sie kannte mich schon so lange. Der Grund war also ein völlig anderer.
Regulus. Ich wollte nicht, dass er dachte, ich wäre eine von diesen Schülern, die ihre Nase nur in Bücher steckten und selbst in ihrer Freizeit noch wissensdurstig weiterlernten. Wer konnte solche schon leiden? Da war ich für die Außenwelt lieber nur das Mädchen, das eine gute Arbeit im Quidditchsport leistete - nicht im Unterricht.
Mein Blick folgte Emmas Bewegungen, als diese das Zeichenbuch von Arcana aus ihrer Tasche holte. Schon zierte ein Lächeln meine Lippen, während meine beste Freundin die Zeichnungen bestaunte. Kurz wandte sich mein Blick jedoch wieder Regulus zu, als dieser seinen Ton etwas minderte. Dass mich dabei die Neugierde packte, war wohl verständlich. Doch fragte ich nicht weiter nach. Denn auch Neugierige sind nicht gerade gern gesehen. Stattdessen schweifte meine Aufmerksamkeit wieder zu Emma, die plötzlich ihre Stirn runzelte und eine Seite des Zeichenbuches näher betrachtete. »Etwas Besonderes entdeckt?«, fragte ich - nun doch voller Neugier gepackt - und reckte meinen Hals.

Ein paar Minuten war ich völlig in Gedanken versunken. Ich verstand nicht ganz wieso Arcana so viele Zeichnungen von uns hatte. Und auch von unserem Quidditch-Team. Sie spielte selbst nicht Quidditch. Heute auf den Zuschauerbänken war sie mir auch das erste Mal aufgefallen. Es war so als hätte ich sie vorher nie bemerkt. Noch ein Grund um mit ihr zu sprechen. Ich fuhr durch meine Haare. Es war ungewohnt sie so lange offen zu haben. Regulus' Kommentar zu seiner Eule bekam ich nur am Rande mit. Ich sah kurz auf. Er hatte sich ein Stück von uns entfernt nieder gelassen. "Vielleicht." Ich zuckte mit meinen Schultern und strich kurz über die Stelle wo man im Wind meines Besens ihren Namen sehen konnte. "Sie zeichnet jedenfalls sehr schön. Ich glaube nur ich werde langsam paranoid wegen dieser Valentinstags-Sache."
Ich legte das Zeichenbuch wieder entspannt in meinen Schoß. Der Stil der Zeichnung die ich bei der einen Valentinstagskarte erhalten hatte war sehr ähnlich gewesen. Vielleicht auch gleich. Aber welchen Grund würde Arcana haben mir eine Valentinstags-Karte zu schicken. Vielleicht bilde ich mir das auch nur ein. Ich blätterte noch etwas in dem Buch herum. Die Gegenstännde-Zeichnungen waren alle etwas ähnlich. Aber ich konnte nicht so Recht glauben das die Karte auch von ihr war.

Noch während ich über meine Antwort nachgrübelte und überlegte, wie ich meinen Eltern am schonendsten absagen konnte, merkte ich, wie müde ich mittlerweile geworden war. Ich konnte mir nur mit Mühe ein Gähnen unterdrücken und wie, als würde mir Juna etwas symbolisieren wollen, plusterte sie ihr Gefieder auf und drehte den Kopf zu mir um. Fast schon auffordernd blinzelte sie mich an und manchmal hatte ich das Gefühl, Juna wollte irgendwie auf mich aufpassen. Sie war einfach immer da. Immer. Auch wenn ich sonst niemanden hatte.
Erneut pickte sie mit dem Schnabel nach meiner Hand und ich versuchte, sie mit einer Mischung aus Strenge und Sturheit anzusehen. Doch irgendwie hatte sie recht. Es war bereits spät geworden, da ich so lange beim Abendessen gebraucht hatte und morgen würde wohl wieder ein anstrengender Tag werden.
Ist ja schon gut..., murmelte ich, sodass es nur meine Eule hören konnte. Dann stand ich auf.
Ich schätze, ich werde nun in den Schlafsaal gehen. Gute Nacht!, verabschiedete ich mich und lächelte leicht. Dann wandte ich mich ab und begab mich in Richtung der Jungen Schlafsäle.

>> Slytherin Kerker // Schlafsäle der Jungen

Ich legte den Kopf schief, als Emma sprach. Nicht aufgrund der Wertschätzung, die meine beste Freundin gegenüber der Zeichnung aussprach. Es war der Teil mit der Valentinstags-Sache. Die einzige Karte, die mir einfiel, die an Emma gerichtet war, war die mit dem Gutschein. Doch was hatte dies mit der Zeichnung zu tun?
»Hast du etwa noch andere Valentinsgrüße bekommen?« Ein leichtes Grinsen zierte meine Lippen, während ich nochmals einen neugierigen Blick auf das Zeichenbuch warf.
Da schweifte meine Aufmerksamkeit kurz zu Regulus, der aufstand und sich schließlich verabschiedete. »Gute Nacht!«, wünschte ich ihm ebenfalls - womöglich ein wenig zu enthusiastisch -, während mein Blick noch auf ihm lag. Vielleicht zu lange. Ein verträumtes Lächeln legte sich auf meine Lippen, ehe ich den Blick wieder abwandte, als Black schließlich verschwand. Ich ließ mich wieder richtig in den Sessel fallen mit einem leisen Seufzen.

"Insgesamt drei. Eine von Teo Drake. Aber ich glaube der hat jedem geschrieben." Teo Drake war mir nicht unsympathisch. Aber er war eben in der gegnerischen Quidditch-Mannschaft. Das machte uns natürlich automatisch zu Rivalen. Wenn er also glaubt ich würde deswegen weniger Klatscher auf ihn zielen... Dann hat er sich geschnitten! Ich lehnte mich tiefer in meinen Stuhl hinein. Er war angenehm weich. Das Leder entspannte mich. Ich mochte es sehr gerne hier zu sein. "Deine natürlich. Danke noch einmal für die wunderschöne Karte." Mein Lächeln wurde kurz sanft. Unsere Freundschaft bedeutete mir sehr viel. "Und dann noch eine Anonyme. Unterschrieben mit 'Schwertlilie'. Ich hatte einfach nur nicht mit einer richtigen Valentinstagskarte gerechnet." Ich schüttelte meinen Kopf. Vermutlich steckte ich einfach zu viel Bedeutung in so eine Karte. Aber der Text hatte doch sehr privat geklungen. Wie jemand der mich gerne mochte. Vielleicht sogar verliebt war. Aber woher sollte ich das wissen?
Ich nickte Regulus zu. Er schien ehrlich müde zu sein. Trotzdem hatte er ein Lächeln auf seinen Lippen. "Gute Nacht." Ich sah zu Lucinda. Ich war eigentlich auch recht müde. Sie sah Regulus noch etwas nach. Meine Stirn legte sich kurz in Falten. Vielleicht interpretierte ich zu viel in solche Sachen. Der heutige Tag sollte besser vorbei gehen. "Wollen wir dann auch schlafen gehen?"

»Drake. Ja«, ich rollte mit den Augen und schnaubte belustigt. »Was kann man auch anderes von einem Hufflepuff erwarten.« Ich hatte nichts gegen Bewunderungskarten. Ganz im Gegenteil, es war sogar schön, von anderen Ansehen zu bekommen. Doch manchmal war es wohl einfach zu viel. Wobei ich glaubte, dass Teo seine geschriebenen Worte wirklich ernst meinte, keinesfalls gestellt und schleimend. Es war mit Sicherheit die Tatsache, dass er ein Hufflepuff war, die mich davon abhielt, einfach mal dankbar für solch eine Geste zu sein.
Ich lächelte und nickte, als Emma meine an sie gerichtete Karte ansprach. Es freute mich, dass es ihr gefiel. Auch sie hatte mir schließlich eine wundervolle Karte geschickt. Auch wenn unsere Freundschaft so etwas nicht nötig hätte, war es dennoch wirklich lieb.
Ich spitzte neugierig die Ohren, als Emma die letzte Valentinskarte ansprach. Eine Anonyme. Ich schmunzelte, doch ging dieser Ausdruck gleich ins Nachdenkliche über. »Schwertlilie. Wie ungewöhnlich für ein Pseudonym.« Aber ein schöner Name, der jedenfalls gut in Erinnerung bleibt. Nur kam mir im ersten Moment nicht der bahnbrechende Gedanke, wer wohl dahinterstecken mochte. Das ist ja auch Sinn an der Sache. Ich lächelte wieder. »Vielleicht meldet sich der Anonyme irgendwann nochmal - und hinterlässt einen Hinweis.« Nun hatte auch mich die Neugierde noch mehr gepackt. Ich selbst hatte noch einen geheimnisvollen Brief, dessen Urheber ich herausfinden wollte. Und nun kam gleich ein weiterer dazu. Schwertlilie...Wer könnte das bloß sein?
Als Emma fragte, ob wir auch allmählich schlafengehen wollen würden, nickte ich. »Sonst fallen meine Augen jeden Moment noch zu», brachte ich gähnend hervor und lächelte belustigt. Ich zwang mich, den weichen und gemütlichen Sessel zu verlassen, und stand auf. Ich schnappte mir meine Schultasche und warf nochmal einen Blick zu meiner besten Freundin, ehe mich meine Schritte zu den Schlafsälen führten.