Ich grinste leicht und war nicht minder überrascht vom Ende unseres Essens, ich hatte kaum bemerkt wie schnell die Nachspeise verschwunden war. Nun hieß es wohl gehen, zu schade, dass es so schnell vergangen war. Hmm, wir sollten wohl langsam gehen fürchte ich.

Ich habe noch eine kleine Überraschung für dich., gab ich offen zu und hoffte, dass es die Enttäuschung etwas weniger schlimm machen würde, während ich grinste. Ich stand auf und ging dann zu Alexander, wo ich ihm meinen Arm anbot, damit wir Seite an Seite apparieren konnten. Es war keine besonders beliebte Reisemethode, aber ich war sehr geübt im apparieren und hatte kein Problem damit. Früher mit Hannah und Beth hatte ich es sehr oft gemacht. Seit-an-Seit-Apparieren?, fragte ich dennoch um Erlaubnis.

Ja wirklich? Meine Augen leuchteten auf, nicht unbedingt weil Josh etwas für mich hatte, vielmehr, weil das bedeutete, dass wir noch ein bisschen mehr Zeit miteinander verbringen würden. ich stand auf und nahm Joshs Arm bereitwillig an. Apparieren war nichts was einem jemals wirklich angenehm war, doch man gewöhnte sich an das unangenehme Gefühl dabei, auch wenn man nur mitgezogen wurde. Ich bin bereit.

Alexander nahm meinen Arm bereitwillig an und ich apparierte uns direkt zu mir nachhause in den kleinen Garten, den wir gerade noch eingerichtet hatten. Mit einem Schwenken von meinem Zauberstab entzündete sich sofort die Kerze, die auf dem kleinen netten Gartentisch stand, während ich mich Alexander zuwandte. Mein Herz klopfte schnell in meiner Brust, aber ich hatte geübt und ich war bereit dazu ihm meine Künste in Russisch zu präsentieren, von denen er gerade noch gesprochen hatte, dass ich es nicht musste. Aber ich hatte es wirklich gewollt, denn ich hatte ihm meine Gefühle ausdrücken wollen. Meine richtigen Gefühle, in der Sprache, die ihm am nächsten lag und die ihn wohl auch ausmachte. Alexander, ich würde dir gerne etwas sagen, ich-ich hoffe ich bekomme das hin., meinte ich ein wenig nervös, immerhin hatte ich dazu extra Russisch angeschaut, es war wirklich nicht einfach, aber ich hatte mich bemüht, Вы мне нравитесь. Meine Aussprache war etwas unsicher, aber die Bedeutung war dieselbe. Ich hatte mich extra informiert, es war auf Russisch eine Art zu sagen, dass man jemanden "mag mag". Man konnte es durchaus auch mit engen Freunden oder Verwandten verwenden, aber es hatte auch eine größere Bedeutung als einfach nur "Ich mag dich.", direkt zwischen diesem und "Ich liebe dich.", vermutlich eine Art "Ich mag dich sehr." oder "Du gefällst mir.". Verlegen sah ich Alexander an.

Ich beobachtete wie Josh, als wir im Garten angekommen waren, die Kerze auf dem Gartentisch entzündete, wo wir sie heute erst platziert hatten. Ich legte leicht den Kopf schief, doch lächelte den jüngeren Mann aufmunternd an, als dieser unsicher zu sprechen begann. Was er dann aber sagte ließ mich ihn einige Sekunden lang einfach nur ansehen. Was er eben gesagt hatte konnte einige Bedeutungen haben, Russisch war eine recht komplexe Sprache, es konnte bedeuten, dass er mich gut leiden konnte, unter engen Freunden oder lieben Verwandten verwendete man das, aber auch in höchst emotionalen Momenten, vor allem aber auch, wenn man jemanden lieber hatte als einen normalen Freund und da Josh und ich uns zwar nahe standen, aber auf eine andere Weise als es sein müsste um diese Worte im unschuldigeren Sinne zu sagen, konnte man es so interpretieren... Meinst du das ernst? Ein Lächeln spaltete mein Gesicht und mein Herz begann schneller zu schlagen. Wir hatten voneinander gewusst, dass wir aneinander interessiert waren, doch so direkt gesagt hatte es noch keiner von uns. Ich dich auch.

Einige Sekunden vergingen und in mir stieg langsam wirklich Panik auf, Russisch war wirklich komplex und hatte viele verschiedene Ausdrücke der Zuneigung, aber ich war mir sehr sicher, dass ich mir den richtigen ausgesucht hatte, zumindest bis jetzt. Ich hab nicht etwas ganz falsches gesagt, oder?, fragte ich sofort und bemerkte, wie ich mich in einer absoluten Abwärtsspirale befand, in der ich immer vom schlimmsten ausging, was passiert sein konnte, Ich habe dich nicht beleidigt oder? Weil ich schwöre dir, ich lerne Russisch jetzt schon einen Monat und ich würde es mir niemals verzeihen- Ich unterbrach mich, als ich dann doch realisierte, dass und was Alexander gerade gesagt hatte, bevor ich ihn mit großen Augen anstarrte. Er mich auch? Langsam holte es mich auch ein, mein Kopf schien langsam wieder mitzukommen, während sich ein immer breiter und breiter werdendes Lächeln auf meinem Gesicht bildete.

Josh begann förmlich zu strahlen, nachdem meine Worte bei ihm angekommen waren und ich lachte auf, erleichtert darüber, dass wir uns offenbar richtig verstanden hatten und darüber, dass Josh nun wirklich gesagt hatte, dass er mich so gerne mochte. вы мне нравитесь (vy mne nravites'*), Джош (Dzhosh*1).

(*Ich mag dich, *1 Josh)

Ein leichter Schauer überrollte meinen gesamten Körper, während Alexander nicht nur meine Worte dieses Mal auf Russisch erwiderte, sondern auch meinen Namen so aussprach. Ich mochte meinen Namen in allen Formen, aber wenn ihn Alexander so aussprach, war es wirklich schwer die Beherrschung zu behalten. Also tat ich es nicht, ich schmiss meine Sorgen erst einmal in den Wind, denn ich spürte, wie erneut ein Ruck durch meinen Körper ging und sich meine Augen noch ein wenig verdunkelten. Ein charmantes, aber auch doch etwas stürmisches Grinsen legte sich auf meine Lippen. Еще и на ночь поцеловать было бы очень мило., sprach ich also, noch immer nicht vollkommen flüssig, aber doch etwas selbstbewusster. Meine Stimme war etwas seidiger geworden, während ich mit großen Augen zu ihm nach oben sah, durch meine dichten, vollen Wimpern hindurch. Der eine Monat, den ich in Russisch investiert hatte, hatte sich wirklich gelohnt, zumindest hoffte ich das. Поймай меня!, flüsterte ich noch, bevor ich Alexander ansprang, es war aber auch wirklich schwer sonst an ihn heranzukommen, um ihn stürmisch küssen zu können. Wolfie wuffte leise im Hintergrund, er saß am Eingang zum Garten und sah zu, während er mit seinem Schwanz glücklich wedelte. Ich hatte niemanden mehr geküsst, seitdem ich Hannah und Beth verloren hatte, zum einen Teil, weil ich keinen Kopf dazu gehabt hatte, zum anderen, weil ich mich schuldig gefühlt hatte mein Leben zu genießen und zum letzten, wegen meinen Fangzähnen. Aber ich dachte gerade nicht an all meine Probleme, an all das, wofür ich mich schämte, an mir oder an meiner Welt, sondern einfach nur an Alexander, den Mann, den ich unbedingt küssen wollte. Mehr nicht.

(* Еще и на ночь поцеловать было бы очень мило. = Ein Gutenachtkuss wäre schön., Поймай меня = Fang mich auf.)

Joshs stürmischer Ansturm überraschte mich zwar etwas, doch ich fing ihn sofort auf und unterstützte deinen Körper, den ich instinktiv an mich drückte. Ich lachte wieder leise auf, als ich hörte was Josh sagte, man hörte deutlich wie unsicher er sich in der Sprache noch war, doch dafür machte er sich wirklich gut. Ich erwiderte den Kuss sofort mit Energie und Hunger, schon so viele Monate hatte ich mir vorgestellt wie es wohl sein würde Josh zu küssen und nun war es endlich soweit, der Kuss ging sogar von ihm aus. Mich störte weder wie kühl seine Haut war, noch die spitzen Eckzähne in seinem Mund, die ich mir vornahm noch gründlich zu erkunden. Es fühlte sich einfach toll an Josh zu küssen, besser als ich es mir je vorgestellt hatte, ein unfassbares Gefühl des Glücks erfüllte meine Brust wie ein warmes Licht, das sich langsam ausbreitete. Wolfie und auch Felix sahen uns zu, ich war mir sicher, dass mein Demiguise diesen Ausgang vorausgesehen hatte, vermutlich war er dafür wahrscheinlich genug gewesen, seit Monaten hatte es sich wohl zusammengebraut und brach nun in der besten Weise möglich aus.

Tatsächlich war Männer mit einem prächtigen Bart zu küssen, wie Alexander ihn hatte, auch ein wenig so, wie das Filmzitat, das mir bereits zu Weihnachten herausgerutscht war. Bärtige Männer zu küssen ist wie picknicken. Es ist okay sich dafür durch ein bisschen Busch zu kämpfen. Sein Bart kitzelte und kratzte mich ein wenig, aber es störte mich nicht einmal ein winzig kleines bisschen, ganz im Gegenteil, ich konnte gar nicht genug von ihm bekommen. Seine beiden Arme, die menschliche und die Prothese, stützten mich, während ich mich förmlich in dem Kuss verlor und gleichzeitig wiederfand. Ich hatte so viel bereut in meinem Leben, aber das war kein Moment davon, ganz im Gegenteil, ich mochte kühl wie ein richtiger Vampir sein, aber ich fühlte mich erst jetzt so richtig am Leben und ich konnte es kaum abwarten, was mir meines noch zu bieten hatte.

Ein Licht, das war Josh für mich, ein strahlendes, warmes Licht, welches mich erfüllte und umgab, sobald ich in seiner nähe war. Vampire mochten Wesen der Dunkelheit sein, der Nacht, doch Josh, der ja doch nicht ganz Vampir war, war in keinster Weise so, wie man es seinesn "Genossen" nachsagen könnte. Josh war liebevoll, warmherzig, offen, mitfühlend, witzig, süß und noch so viele andere Dinge, für die ich nie die richtigen Worte gefunden hätte. Ich konnte nur hoffen und dafür arbeiten, dass das was wir uns hier langsam aufbauten für die Ewigkeit war, denn ich wollte Josh nie wieder missen. Ich lächelte leicht in den Kuss hinein, ein Kuss in den ich versuchte all meine Zuneigung für Josh zu stecken, die über die Zeit nur noch mehr werden würde. Sie würde wachsen, sie würde gedeien, sie würde zu Liebe werden und auch in diesem Zustand nur noch weiter wachsen. Noch nie hatte ich so für jemanden gefühlt und nie würde ich jemals wieder für jemanden anderen so fühlen.

Neun Jahre später...