Nachdem ich die Schule nun abgeschlossen hatte und nicht vorhatte zurück zu meinem Vater zu gehen brauchte ich zwei Dinge Geld und eine Bleibe, wobei Zweiteres verhandelbar war, ich hatte genug Zeit meines Lebens draußen auf der Straße verbracht um das noch als großes Problem zu betrachten, vor allem als Zauberer, irgendwoher würde ich sicher ein Zelt klauen können. Allerdings hatte Aurelien mir angeboten zumindest über einen gewissen Zeitraum bei ihm und seiner Familie unter zu kommen, in diesem gigantischen Anwesen vor dessen Türen, oder fast schon Toren, ich nun stand und an dessen Fassade ich gerade hochsah. Das konnte ja noch ein Spaß werden, wenn Aureliens Familie auch nur halb so versnobt war wie ihre Wohnstätte verkündet, dann würde ich doch lieber unter einer Brücke oder etwas ähnlichem leben. Das Holborn Viaduct war zu dieser Jahreszeit sehr gemütlich. Schließlich aber entschied ich mich doch dazu mich bemerkbar zu machen und betätigte die Klingel. Ich hatte nur einen Rucksack über der Schulter, natürlich war er magisch erweitert worden, damit meine Klamotten darin Platz hatten, doch viel mehr als das besaß ich nicht, kompakt und leicht, so ließ es sich am besten Leben. Ich trug einen grün-weiß karierten Pullover und darunter ein weißes Hemd, dazu eine rosa Jeans und knallgrüne Schuhe. Ich würde es niemals zugeben, aber ich hatte wirklich versucht mich ordentlich anzuziehen, aber besser wurde es eben nicht.


Alex Sommer (2).jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Eine Hauselfe erschien direkt vor Alex und verbeugte sich tief, während sie Alex mit aufmerksamen Augen einmal musterte und dann in einer piepsigen, aber doch schon deutlich gealterten Stimme begann zu sprechen, während sie sich wieder aus der Verbeugung aufrichtete, "Willkommen im Anwesen der ehrwertigen Familie Burke! Meister Aurelien erwartet Sie bereits, Herrin, Wibbly wird Sie ins Vorzimmer begleiten." Sie klatschte in die Hände und die riesige dreifache Tür des Anwesens öffnete sich mit einem lauten Knarren, bevor sie in das Vorzimmer hineintrat, immer mit einem erwartungsvollen Blick an Alex, damit sie sich auch versichern konnte, dass sie ihr auch folgte. Aurelia und ich hatten zuvor gerade einen Reitausflug gemacht, weshalb ich, als ich von einem unserer anderen Hauselfen benachrichtigt wurde über meinen Besuch, mich schnell ordentlich kleidete, ich war unter der Dusche gewesen, und dann mir meinen Weg in das Vorzimmer vorbahnte. Im Anwesen war es immer etwas kühl, also legte ich mir auch noch meinen Mantel über die Schultern, ansonsten trug ich eine schöne weiße Bluse mit schwarzem Kragen und eine einfache schwarze Hose, dazu Anzugsschuhe, wie immer perfekt gekleidet als könnte ich jederzeit einen Ball besuchen. Es musste Alex sein, der Besuch, immerhin hatte ich sie eingeladen.

Wibbly, die schon etwas ältliche Hauselfe die vor mir die Tür öffnete, bat mich herein und ich folgte ihr brav hinein, denn es blieb mir ja nichts anderes übrig, ich war im Grunde an Hauselfen gewohnt, in Hogwarts gab es schließlich welche und auch mein Vater hatte einen im Haus, Habdey, eine sehr mies gelaunte Kreatur die in allem immer nur das schlechteste sah. Aber wenigstens hatte er mir das eine und andere Mal bei meiner Flucht aus dem Haus geholfen. Ich fragte mich wirklich wie es ihm wohl so ging. Ich verschränkte die Arme hinter dem Kopf und sah mich aufmerksam um, um mir einen Überblick zu schaffen, soweit das überhaupt möglich war.

Ich kam die gigantische Treppe ins Foyer hinunter, das an das Vorzimmer angrenzte, etwas schneller als es meine Eltern wohl für schicklich befunden hätten, aber sie waren auch gerade nicht hier, um es zu sehen. Alex, hi!, winkte ich ihr auf halbem Weg durch das Foyer zu, etwas erstaunt über die Kleidung, sie sah tatsächlich etwas... ordentlicher aus? Ich trat auf sie zu und nickte Wibbly zu, welche auf der Stelle verschwand.

Ich unterdrückte knapp ein erleichtertes Aufatmen, als Aurelien endlich die riesige Treppe hinab kam, in sehr nobler Kleidung. Bei Merlin, da bist du ja endlich, ich dachte schon du hast dich in deinem eigenen Haus verlaufen. Ich verdrehte die Augen und verbarg damit, dass ich eigentlich sehr froh darüber war, dass Aurelien endlich da war, denn ich fühlte mich in großen, reichen Häusern einfach richtig fehl am Platze.

Haus, oh, da muss ich aber leider enttäuschen, es sind Häuser., sagte ich und lachte nur, auch wenn es kein Scherz war, denn wir hatten einige Gästehäuser in unseren Ländereien, in denen man ebenfalls übernachten konnte, vielleicht wollte Alex auch lieber dort unterkommen, dort kam meine Familie sicher nicht in die Quere und ich konnte trotzdem bei ihr sein, wie sie es eben wollte oder nicht. Ich breitete meine Arme aus, Umarmung gefällig?

Bei Merlins Hintern, ihr seid wirklich versnobt, und ich hatte so große Hoffnungen für dich Burke. Ich klatschte mir die Hand an die Stirn und seufzte dramatisch, ich fühlte mich hier wirklich nicht wohl, aber Aurelien machte es erträglicher, selbst wenn ich ihm das nie sagen würde, allerdings versuchte ich es anders auszudrücken, in Form der Umarmung, die ich ihm schenkte, als er sie anbot. Ich legte die Arme um ihn und drückte ihn kurz, aber durchaus herzlich, ehe ich ihn wieder losließ und mich erneut umsah. Also, hast du eine Landkarte oder muss ich mir alle Wege selbst merken?

Oh, du hast ja keine Ahnung., sagte ich und grinste, als ich dann in eine herzliche Umarmung gezogen wurde, so schnell sie auch schon vorbei war. Ich erwiderte sie genauso herzlich und ließ Alex dann wieder los, als sie dasselbe tat. Eine Landkarte war wohl viel zu umständlich, so altmodisch war die Familie Burke dann auch wieder nicht gewesen, also zog ich aus meiner Hosentasche einen schwarzen Kompass mit einer komplexen goldenen Musterung hervor. Diesen hielt ich Alex hin. Viel einfacher, hier., erklärte ich, Wenn du an den Ort denkst, oder an eine Person, bei der du gerade sein möchtest, dann leitet dich der Kompass dorthin, solange sie sich auf unserem Anwesen befindet. Würde sie beispielsweise an Aurelia denken, dann würde der Pfeil sie wohl in die Privatställe am Rande unseres Anwesen führen. Der Kompass war nicht unbedingt schwarzmagisch, aber er befand sich doch in einer Grauzone. Meine ganze Familie war allerdings so, umso mehr die Überraschung, als Aurelia und ich nicht nur nicht nach Slytherin kamen, sondern auch noch Einhornhaar in unserem Zauberstab bekommen hatten. Slytherin war kein Muss, aber der Hang zur schwarzen Magie war doch etwas, das eigentlich unsere gesamte Familie begleitete, neben den wichtigen Karrieren als Schulleiter oder Ladenbesitzer. Ich hatte allerdings einen Idee, damit du etwas mehr Privatsphäre hast, wenn du möchtest.

Ich nahm den Kompass ohne zu zögern an und drehte ihn in meiner Hand, während Aurelien erklärte nickte ich abwesend mit dem Kopf, als würde ich ihm gar nicht zuhören, was ich allerdings schon tat, allerdings schweiften meine Gedanken auch ab, und zwar zu Nio, meinem Kniesel, ich hatte ihn seit der Abfahrt aus Hogwarts nicht mehr gesehen, doch ich wusste, dass er zurück kommen würde, das tat er immer. Nun begann sich die Kompassnadel aber zu bewegen und zeigte in eine Richtung zu meiner linken. Ich grinste leicht, das bedeutete wohl, dass Nio auf dem Gelände war. Braver Kniesel. Ach ja? Wenn du mich in ein Verschwindekabinett stecken willst, vergiss es.

Gute Idee, Fierro, aber nein., scherzte ich und verdrehte meine Augen. Das Hauptanwesen mochte groß sein, sehr groß sogar, die lebendigen Portraits zeugten von den ganzen Familienmitgliedern, die nicht mehr unter uns waren, aber dennoch lebten mehr als zwanzig Verwandte unter einem Dach, dazu noch die Hauselfen als Personal und diverse Gäste, es könnte also nicht als leblos beschrieben werden, selbst wenn gerade etwas weniger los war, da die meisten in ihren Gemächern oder draußen unterwegs waren. Wir haben auch einige Gästehäuser, die frei stehen, wenn du möchtest, könntest du dich dort einrichten., schlug ich also vor, Und ich mich auch, wenn du Gesellschaft möchtest.

Ich fühle mich so geehrt, dass du deine Privatgemächer, die sicher mindestens ein ganzes Stockwerk hier einnehmen, gegen ein mickriges Gästehaus tauschen willst, das du dir auch noch mit mir teilen musst. Ein Gästehaus, das sicherlich alleine größer war als irgendetwas was sich ein Normalsterblicher je in seinem Leben würde leisten können. Aber schön, führe mich zu dem Gästehaus, das dir im Sinn steht.

Es sind nur drei Räume, ein Wohnraum, ein Schlafzimmer und ein Bad, die Stockwerke hier sind deutlich größer als das., sagte ich mit einem vollkommen blanken Ausdruck, bevor ich zu lachen begann und die Augen verdrehte, die Portraits diverser Verwandter begannen bereits zu meckern und zu hinterfragen, was Alex hier tat, aber ich ignorierte sie. Sie hingen zum Glück nur in diesem elendig langen Flur, im Hauptsalon und im Esszimmer, diverse noch hier und da in Schreibzimmern, aber zum Glück war der Großteil des Hauses von ihnen verschont. Wenn du möchtest, können wir dich auch im Stall unterbringen.

Oh du armer Junge, deine Eltern lassen dich hier wirklich wie ein Tier leben. Ohne hinzusehen zeigte ich den Portraits den Mittelfinger, ich konnte nicht anders, es musste sein. Das würde dir so gefallen, was Burke? Aber den Stall sehen will ich trotzdem. Ich verbannte alle Aufregung aus meiner Stimme. Ich mochte Pferde, immerhin war mein Patronus ein Mustang, aber ich hatte nie viel Kontakt mit ihnen gehabt, mein Großvater hatte mich als kleines Kind nur manchmal zum Ponyreiten eingeladen.

Ich weiß, es ist grausam, aber keine Sorge, Aurelia hat die andere Hälfte des Flügels und meistens stört sie meine Anwesenheit dort nicht., konterte ich nur, gut gelaunt, und grinste dann etwas, über die empörten oder vollkommen schockierten Ausdrücke der sonst meist der spießigen Portraits. Viele unserer Verwandten hatten auch zugleich Portraits in Hogwarts, wegen ihren Schulleiterkarrieren, wie zum Beispiel Elizabeth Burke, die bei den Slytherin Kerkern hing, oder Phineas Nigellus Black, die Alex also eigentlich bereits kennen durften, weshalb zumindest dieses beiden weniger schockiert und mehr wissend genervt reagierten. Klar, Zilan ist meine Stute, du kannst gerne versuchen auf ihr zu reiten, sie ist etwas stürmisch, aber eigentlich recht gutmütig. Ansonsten haben wir noch einige Gästepferde. Ich musste kurz lachen bei dem Wort, aber es entsprach nun einmal der Wahrheit.