Ich bin sicher es sieht so schlecht nicht aus, dein Bruder hat schließlich auch rote Haare. Dennoch war es rein seine Entscheidung, was das anging war mir beides recht. Ich ging voran, an einigen Läden verschiedenster Art und Qualität vorbei, bis wir an dem Kosmetiksalon angekommen waren, zu dem wir gewollt hatten. Drin war es sehr schlicht, aber edel, der Boden war aus glänzendem Marmor und es standen zwei mit rotem Leder bezogene, drehbare Stühle für die Kunden bereit, je vor einem bodenhohen Spiegel, mit dem man den ganzen Körper sah. Sofort stand eine hübsche, jung aussehende Frau bereit um uns in Empfang zu nehmen. "Der junge Herr von Edelstein, es ist uns eine Ehre." Sie machte einen vollendeten Knicks und wandte sich mit strahlendem Lächeln auch Finn zu. "Und auch in Begleitung. Was kann unser bescheidener Salon heute für Euch tun?" Signora Giordano, wenn Sie sich bitte meinem Freund hier, Mister Fletcher, zuwenden und ihn für ein Treffen mit den werten Eltern herausputzen würden? Signora Giordano war die Besitzerin dieses Salons und weitaus älter als es mit ihrer dunkleren, straffen Haut und dem vollen schwarzen Haar vielleicht den Anschein machte. "Selbstverständlich, würden Sie sich bitte hierher setzen, Mister Fletcher?" Sie deutete auf den nächsten der beiden Stühle und lächelte Finn einladend an. "Ich sehe schon. Zu erst einmal die Haare, nicht wahr? Nachfärben wird es wohl sein."

Der leise erschrockene Aufschrei ließ mich nur noch glücklicher lächeln. Während mein Herz in meiner Brust wie bei einem schnellen Marsch trommelte. Das sie mich auch vermisst hatte ließ mich süßlich lächeln. Es war doch sehr schön zu hören das sie das selbige auch für mich empfand. Ich wusste das 2 etwas komplizierte – und sicherlich sehnsüchtige – Jahre vor uns stehen würden. Immerhin musste ich noch die Schule abschließen. Aber dennoch konnte ich jede Sekunde – die ich mit Anne zusammen war – kaum abwarten. Auch wenn wir dafür erst ein Mal auf Distanz warten mussten. Anne würde es wert sein zu warten. "Ausrüsten. Wie in einem Krieg." Ich lachte leise. In gewisser Weise würde es wohl der passende Begriff sein. "Ich bin sicher er wird es nötig haben und Roderich wird ihn hübsch machen. Und keine Sorge ich habe die deutlich konservativen Kleider auch dabei." Ein wenig Schadenfreude stieg in mir hoch während ich mir überlegte was Finn gerade durch machte. Ich deutete auf mein Gepäck – das auch im nächsten Moment bereits von einem Hauselfen in Verwahrens genommen wurde – und grinste dann. "Ich bin für jede Situation gewappnet aber wenn du mich wie Finn auch hübsch machen willst sag Bescheid." Ich zwinkerte Anne zu.
Ich senkte meine Stimme wieder ein wenig. Während ich Anne langsam aus meinen Armen ließ und dann wartete wohin wir uns begeben würden. "Allein hört sich gut an. Deine Gemächer noch besser." Ich lachte nur als hätte ich nichts angedeutet und sah mich dann um. Das Anwesen war wirklich wunderschön. Eine richtige Sommerresidenz. Nicht gar so luftig und locker wie unser Familien-Haus in Brasilien. Aber man konnte eben nicht alles haben. Dafür wirkte hier alles deutlich teurer und wohl auch gepflegter. Bei all diesen Hauselfen kein Wunder. "Ich kann kaum erwarten hier alles zu sehen." Das bezog sich nicht nur auf die Residenz sondern auch Italien. Ich war hier noch nie gewesen. Und ich war sicher wir würden Gelegenheiten dazu haben das eine oder andere zu erkunden. Aber dann wechselten wir auch bereits das Thema auf meine Mutter. "Und sie ist wohlauf. Danke der Nachfrage. Sie hat mir auch etwas für dich und Roderich mitgegeben. Für eure Gastfreundschaft." Sie hatte darauf bestanden. Die südländische Gastfreundschaft kannte auch über Landesgrenzen keine Grenzen. Meine Mutter war sehr froh über meine Beziehung. Sie bestand darauf das ich nun ‚leuchtete‘ wie sie es beschrieb. Ich strahlte wohl lauter Glück aus. Auch meine Sexualität – in der ich mir nun sehr sicher war – hatte sie zum Glück wenig verwundern sondern sie hatte mich wie immer in offenen Armen empfangen. Dennoch sah ich nun etwas besorgt zu Anne. Immerhin waren ihre Eltern da doch deutlich anders. Und ich wusste unter wie viel Druck sie leider stand. Warum kann ich nicht älter sein!? "Geht es dir gut hier?"

Es wird auch gewiss eine Schlacht werden, Finn im Zaum zu halten wird alles andere als einfach werden. Trotzdenm hatten wir ihn gerne hierher eingeladen, es war riskant, doch er war unser Freund und mein bruder und ich wollten ihn gerne bei uns haben, ehe wir zusammen zu Emma aufbrechen wollten, wo es sicherlich wesentlich entspannter zugehen würde als hier. Ich muss dich nicht hübsch machen Emma, es wäre verlorene Liebesmüh, gegen das Original kommt nichts an. Ich lächelte Emma unschuldig an und wurde dann etwas rot, als ich Emmas Anspielung hörte und durchaus verstand. Ich hatte nichts gegen die Vorstellung alleine, in aller Ruhe mit Emma zu sein, ungestört von der Außenwelt, nur wir zwei. Ich setzte mich in bewegung und führte Emma erst die Haupttreppe hinauf und dann einen langen, breiten Gang entlang. Hier und da standen dekorative Gegenstände, Rüstungen, Blumen, und an den Wänden hingen Gemälde, viele leer, andere gefüllt mit leise murmelnden Ahnen, die uns mit ihren Augen verfolgen, doch zum Glück fanden sie an Emma vorerst nichts großes auszusetzen. Das wäre wirklich nicht nötig gewesen, was hat sie dir denn mitgegeben?

Ich sagte nichts mehr zum Thema "Rote Haare", das musste Finn selbst wissen, ich würde hierrüber nicht mit ihm diskutieren, das war viel zu anstrengend. Signora Giordano zückte ihren Zauberstab und machte sich an die Arbeit, ich verstand nicht viel von den Zaubern, die sie hier anwandte, oder von den Mitteln, die sie in Finns Haare verfrachtete, doch es zeigte Wirkung und bald war sein haar wieder so platinblond wie immer, jedenfalls in den letzten Jahren. "Ich denke eine Maniküre und Pediküre würde Ihnen auch nicht schlecht tun, mein Lieber, vielleicht noch eine Gesichtsmaske und Sie sind so gut wie neu, sie sind immerhin noch jung." Signora Giordano ließ ein hohes Lachen hören und marschierte dann davon um ihre Sachen für die weitere Bearbeitung zu holen und zusammen zu mischen.

Eine Pediküre ist zur Pflege der Füße, eine Maniküre ist zur Pflege der Hände. Es ist meistens eine sehr entspannende Erfahrung, aber es wird bei dir sicherlich nicht lange dauern, Signora Giordano ist zudem eine Miesterin ihres Fachs. Nicht umsonst war das auch der Salon in den meine Mutter ging um sich aufhübschen oder herrichten zu lassen. Schon bald kam Signora Giordano mit einem kleinen Wagen zurück, auf dem sie diverste Utensilien zur Pflege von Händen, Füßen, Gesicht und Merlin-weiß-Was noch alles mitbrachte. "Ziehen Sie bitte ihre Schuhe aus, Mister Fletcher, es wird nur ein paar Minuten dauern." Mit einem Schwenk ihres Zauberstabs erschien ein Becken mit warmen Wasser vor Finn und zwei Schalen rechts und links neben seinen Händen. "Zuerst müssen Sie aber etwas einweichen, stellen Sie Ihre Füße in das Fußbad und legen Sie Ihre Hände in die Schalen, ich komme bald zu Ihnen zurück." Nachdem sie mir noch einen weichen, edlen Stuhl bereitgestellt hatte, verschwand Signora Giordano auch schon wieder.

Ja, du musst. Ich nickte ernst zur Bestätigung, lächelte dann aber doch leicht, denn er hatte vollkommen recht, es war viel Aufwand, aber man konnte nicht genug vorbereitet sein. Ein wenig, aber es kann nicht schaden, zudem kann so etwas wirklich recht entspannend sein, lass dich darauf ein. Ich sah von Finn weg, als eine grünliche Paste durch die Luft schwebte, um sich auf Finns Gesicht zu verteilen. "Einfach entspannen Mister Fletcher!" Signora Giordano war nicht zu sehen, aber ihre Stimme ertönte aus dem Inneren des Geschäfts zu uns herüber.

Eine Schlacht. Nun das würde wohl für uns alle dann so werden. Ich war überzeugt davon das ich auch nicht die besten Karten hatte. Finn mochte schwierig sein. Aber er war wenigstens ein reiner Zauberer. Ich hatte keine Ahnung was die Meinungen der Eltern gegenüber von Halbbruten oder auch Brasilianern waren. Ich wusste nur das sie nicht gerade die tolerantesten Personen waren. Ich machte mir sowieso Sorgen darum. Auch wenn sie mich wohl noch eine Weile nicht als ihre Freundin vor stellen konnte. Und ich bezweifelte auch das die Vorstellung – selbst wenn sie dann kommen würde – positiv verlaufen würde. Aber es waren noch immer ihre Eltern. "Ich werde euch versuchen ein wenig der Arbeit ab zu nehmen. Und auch ein Auge auf ihn werfen." Ich lächelte und nickte. Finn im Auge zu behalten fiel mir nicht schwer. Ich war schließlich auch lange sein Captain gewesen. "Aber ich bin sicher er wird es verstehen – was auf dem Spiel steht – meine ich." Ich kicherte ein wenig verlegen als ich ihre Worte über meine Schönheit hörte. Es tat gut so ein Kompliment zu bekommen. Auch wenn ich wusste das mich Anne durchaus noch verschönern könnte. Sie hatte es am Frühlingsball schließlich auch getan. Das fühlt sich jetzt schon so lange her an. "Danke. Wobei du es am Frühlingsball damals sehr gut hinbekommen hast."
Wir gingen also die Treppe hinauf – dann einen langen breiten Gang entlang – ich sah mich um aber meine Augen blieben die meiste Zeit bei Anne. Ich nickte dem ein oder anderen Portrait höflich zu. Zumindest denjenigen die direkt in meine Richtung sahen. "Es ist Tradition in Brasilien den Kindern der Gastgeber etwas zu schenken. Vollkommen unabhängig vom Alter. Außerdem hätte sie mich ohne die Geschenke nicht aus dem Haus verschwinden lassen." Ich lachte leise. Sie hätte sie mir wahrscheinlich noch hinterher in den Karmin geworfen wenn es hart auf hart gekommen wäre. Brasilianische Gastfreundschaft war niemals etwas das man unterschätzen sollte. Meine Mutter nahm ihre Kultur sehr ernst. Und ich mochte sie auch sehr. Es war schön überall so herzlich empfangen zu werden. Selbst als Gastgeber selbst. Man hatte überall das Gefühl der gewollten Gesellschaft. "Brigadeiros hat sie mir mitgegeben. Das sind traditionell selbstgemachte, brasilianische Schokoladenkugeln."

Das wäre fantastisch. Ich bin mir sicher Rod hat ihm das schon mehr als klar gemacht, aber du weißt wie Finn sein kann, ich denke nicht, dass er immer alles unter Kontrolle hat was er tut. Ich mochte Finn, das tat ich wirklich, doch seine Anwesenheit hier machte mich etwas nervös. Ich wollte ihn gerne hier haben, aber die Situation war eben angespannt, draußen wie auch hier im Haus. Ich drehte den Kopf zu Emma und lächelte sie zart und sanft an, bei ihrem Anblick konnte ich auch gar nicht anders. Das war etwas anderes, ich habe nur hervorgehoben, nichts verbessert. Denn meiner Meinung nach war Emma in jeder Form, jeder Kleidung, jedem Aufzug einfach perfekt bis ins kleinste Detail. Blieb zu hoffen, dass es unsere Eltern auch so sahen. Aufmerksam lauschte ich Emmas Erklärung, ich lernte sehr gerne neues über ihre Kultur. Das klingt... wirklich nach einer schönen Tradition. Ich kann es kaum erwarten diese Brigadeiros zu probieren.

Finn ließ es über sich ergehen und die Paste verteilte sich großzügig auf seinem Gesicht, natürlich ohne sonst irgendwohin zu kleckern. Nach einigen Minuten der Ruhe kehrte Signora Giordano wieder zu uns zurück und machte sich mit schwebenden Gerätschaften erst über Finns Füße und dann über seine Hände her, welche weitaus mehr Bearbeitung brauchten als die Füße, Finn war immerhin auch schon eine Weile der Hüter des Slytherinteams und achtete auch so nicht besonders auf sein Äußeres, ganz im Gegensatz zu mir, ein Grund für meinen ständigen Nutzen vob Handschuhen, denn ich brauchte sie schließlich nicht nur zum Quidditsch, das konnte ich jettt sowieso vergessen, sondern auch für die schönen Künste und für diese war es besser, wenn meine Hände gepflegt und unverletzt blieben. Ich war mir selbst nicht ganz sicher was Signora Giordano da anstellte, aber bestimmt würde Finn nachher grandios aussehen.

Mit selbstbewussten Schritten ging ich neben Anne her. Es gab keine Herausforderung der ich nicht gewachsen war. Und so würde es auch wieder sein. Ich versuchte gar nicht an die Möglichkeit zu denken etwas könnte schief gehen. Ansonsten würde ich nur wieder Angst bekommen wie vor einer großen Prüfung. Und das war hier mehr nicht angemessen. Ich war allerdings schon sehr gespannt auf meine Ergebnisse. Die ZAG-Ergebnisse würden erst gegen Ende des Sommers eintreffen. Ich war unglaublich nervös wie ich die Prüfungen gemeistert hatte. Auch wenn ich mich wirklich dahinter gehängt hatte auch zu lernen. Allein. Mit Lucinda gemeinsam. Mit Anne als Hilfe. Wenn auch meistens eher um Zeit mit ihr zu verbringen. Wie schlimm kann es schon werden? "Ich werde ein Auge auf ihn werfen. Ihr habt schon genug worum ihr euch kümmern müsst." Ich grinste kurz und nickte. Geschenke geben war allgemein eine sehr große Tradition. Nicht unbedingt gegenüber dem Arbeitgeber. Aber ansonsten war es eigentlich überall sehr gerne gesehen. Vor allem zu den großen Festen im Leben. Und vor allem den Mädchen. Etwas Sexismus steckte da wohl auch dahinter. "Sie sind wirklich sehr gut und sehr ungesund. Aber ich denke so sind nun ein Mal alle Schokoladenkugeln."
Ich sah mich neugierig um. Unser Haus in Brasilien war keinesfalls klein. Es mussten schließlich mehrere Leute dort unterkommen. Und nicht nur unsere Familie. Aber dagegen war das hier wohl ein richtiges Anwesen. Auch deutlich weniger luftig und einheitlich dekoriert. Aber ich betrachtete die Rüstungen dennoch neugierig. Meine Arme bewegte ich zielgerichtet beim Gehen mit. Von Natur aus der sportliche Typ. Dann sah ich allerdings wieder zu Anne. Sie war aber auch der Punkt der meine Aufmerksamkeit am Schnellsten auf sich zog. "Wo werden wir eigentlich unterkommen?" Ich überlegte bereits was ich später wohl anziehen möchte. Denn ich glaubte mich zu erinnern – oder es war einfach eine gute Vermutung – das wir wahrscheinlich später noch den Eltern vorgestellt werden würden. Dazu würde ich eventuell noch ein anderes Kleid wählen. Im Normalfall hatte ich eher Hosen an. Allerdings hatte ich durchaus das ein oder andere Kleid. Von meiner Mutter aufgeschwatzt bekommen hauptsächlich. "Ich gehe davon aus wir werden heute vorgestellt? Wenn du mir bei der Auswahl helfen möchtest… Ich habe einige Kleider dabei."

Ich schnkte Emma ein warmes, dankbares Lächeln, denn noch ein weiteres Augenpaar auf Finn war wirklich eine Beruhigung, ich würde Roderich das gleich mitteilen, wenn ich ihn wieder sah. Ich bin sicher dieses eine Mal wird etwas Schokolade nicht schaden. Ich hatte von Natur aus eine fast unnatürlich schlanke Taille, daran würde auch etwas Schokolade so schnell nichts ändern. Es dauerte eine ganze Weile, aber langsam näherten wir uns doch endlich meinen Gemächern, die direkt neben denen von Roderich lagen, verbunden durch eine Tür, von denen unsere Eltern glaubten sie wäre stehts fest verschlossen. Als ob. Ihr werdet in den Gästesuiten schlafen, die an unsere Gemächer angeschlossen sind, es gibt eine Verbindungstür dazwischen. Es war schon ein schweres Stück Arbeit gewesen das durchzusetzen, am liebsten hätten unsere Eltern Emma und Finn am anderen Ende des Anwesens untergebracht, wir hatten ja genug Möglichkeiten Gäste unterzubringen. Heute Abend wünschen die Eltern mit uns allen zu speisen, sonst solltet ihr sie eher selten zu Gesicht bekommen. Wofür mein Zwilling und ich auch aktiv sorgen würden, damit es zu keinen Problemen kam. Sag Emma, ich weiß nicht ob ich dich das je gefragt habe, aber kannst du eigentlich reiten? Der Gedanke war mir gerade gekommen, weil wir an einem Gemälde vorbeikamen, welches eine Fuchsjagd darstellte, die Reiter jagten das gemalte Tier wie wild über die Fläche des Bildes und weiter durch einige andere. Das taten sie nicht immer, eigentlich eher selten, sie machten das gerade mehr um anzugeben und den gast zu beeindrucken.