Teo wirkte wirklich konzentriert auf mich. Wie im Quidditch-Spiel. Wie jeder guter Sucher hoffentlich. Zumindest jemand der in meinem Team zu spielen vermochte. Er ahmte die Schritte langsam nach. Aber hauptsächlich korrekt. "Umgekehrt geht das Ganze auch in die andere Richtung. Den linken Slow wieder langsam zurück – der rechte Fuß folgt und dann Tap, Tap!" Während ich es erklärte machte ich die selbe Schrittfolge langsam wieder in die andere Richtung. Also genau wie vorher – nur spiegel-verkehrt.
"Bei allem Lateinamerikanischen ist es wichtig das der Ballen vorgesetzt wird. Nicht wie bei den Europäischen die Ferse." Ich machte dieselbe Schrittfolge hin und zurück. Deutlich meine Fußposition zeigend. "Außerdem macht man beim Samba Bouncen." Ich ging etwas übertrieben in die Knie. Damit der Effekt deutlicher wurde. "Das bedeutet wir wollen bei jedem Schritt den wir machen nach oben und unten mitfedern. Das gibt unseren Schritten mehr Charakter. Und mehr Geschmeidigkeit wie beim Fliegen." Bei brasilianischen Tänzen war Rhythmus-Gefühl und Temperament beinahe wichtiger als die richtige Schritt-Reihenfolge. Ich wieder holte die Schrittfolge noch ein paar Mal etwas schneller, aber noch immer langsam. Damit er auch Zeit hatte sich alles anzusehen.

Wenn das überhaupt noch möglich war – machte Teo einen noch konzentrierteren Eindruck als zuvor – was mich zum Schmunzeln brachte. Man sah mir das Glück und die Freude beim Tanzen deutlich an. Burke hat schon Recht. Es liegt in meinem Blut. Ob er auch gerne schwimmt? Über diesen Gedanken grinste ich amüsiert. Aber ich sprach ihn nicht laut aus. Ich glaubte auch das er mich so oder so nicht gehört hätte.
"Ich mag es auch sehr." Alles an den Bewegungen beim Samba war fließend. Man fühlte in gewisser Maßen den Rhythmus. Aber Teo schloss gut zu mir auf. Ich erhöhte also ein Stück das Tempo. Aber noch nicht so schnell wie im Normalfall. So weit wollte ich ihn noch nicht puschen. "Du stellst dich gar nicht so blöd an. Wenn möglich kannst du deine Hüfte noch etwas mehr bewegen." Der Kommentar war nicht böse gemeint. Man hörte auch in meiner Stimme das es ein Scherz war. Ich hatte oft eine etwas freche bissige Art mein Lob zu zeigen. Auch zu meinem Team beim Quidditch. Dennoch meinte ich es ehrlich.

Wie auch bei Fletcher und seinem halsbrecherischen Versuch den Quaffel noch in letzter Sekunde zu fangen schwankte Teo bedenklich. Ich zog die Augenbrauen zusammen. Und streckte schon einmal eine Hand aus. Die er dann zum Glück aber nicht benötigte. Puh. Das nenne ich einen Hüftschwung. "Vielleicht ohne Umfallen." Ich lachte amüsiert. "Der Rest hat gut geklappt."
"Wenn du möchtest kann ich dir noch zeigen wie es ist gemeinsam zu tanzen." Ich drehte mich zu ihm um. Wir hatten den Grundschritt doch schon einige Male wieder holt. Ich hatte kein Problem damit mit ihm zu tanzen. Es wäre auch amüsierend. Schließlich war er doch ein gutes Stück kleiner als ich. Er kann maximal 1.60 sein. Wenn nicht kleiner. "Wenn du das möchtest. Aber dann musst du mir sagen ob du führen möchtest oder geführt werden möchtest."

Teo war wohl genau so amüsiert. Dennoch hatte ich nicht gleich mit so viel Begeisterung gerechnet. Schließlich tanzte er nur mit mir. Und nicht mit seinem Date oder jemand anderem der solche Begeisterung verdient hatte. Wie kann er nur so nett sein? "So viel Begeisterung." Ein wenig verlegen war ich dadurch schon geworden. Ich konnte es gar nicht verhindern. Er freute sich einfach zu sehr. Aber ich war gleich zeitig froh um die Chance zu üben. Nach dem ich davon ausging das ich Anne wohl auch führen würde. Im Gegensatz zu mir war sie nämlich eine richtige Dame. Ich fragte mich ob ihr mein Kleid gefallen würde. Ich hatte es bereits vor Wochen ausgesucht.
"Aber selbstverständlich." Ich nickte und trat an ihn heran. Meine rechte Hand streckte ich aus. Damit er sich dort platzieren konnte. Die linke hob ich in einem beinahe 90° Winkel vor mir. "Deine linke Hand legst du auf meine rechte Schulter. Deine andere werde ich in meiner eigenen linken Hand halten."

Für wenige Sekunden blinzelte ich Teo ungläubig an. Er schien kein Maximum für seine übertriebene Liebenswertigkeit zu kennen. Das war fast schon gruselig. Außerdem wusste ich das er sich nicht einschleimen wollte. Ein echtes Kompliment erkannte ich sofort. Auch wenn mir all das was er sagte durchaus bewusst war. Es war nur etwas anderes es laut zu hören. Und von jemand anderem. Und er meint das auch noch ernst! "Wenn du 'intelligent' auch noch angehängt hättest wäre das verdächtig gewesen." Ich sah ihn warnend an. Aber auch mit einer guten Portion Humor. "Übertreib's nicht!"
"Ich werde wieder mit nach Rechts vorne beginnen. Und du beginnst 'als Dame' nach Links hinten. Der Schritt hat sich aber nicht verändert." Ich umfasste seine Hand fest in meiner eigenen. Bei lateinamerikanischen Tänzen war der Griff etwas umfassender und auch stärker als bei Europäischen. Vermutlich wegen der Drehungen. Dann legte ich noch meine andere Hand vorsichtig auf seinem Schulterblatt ab. Der ist wirklich sehr schmal. Ich versuchte ihn mir beim Tanzen mit Finn vorzustellen. Der Junge war im Gegensatz zu ihm ein Riese. "Lass dich einfach von mir führen." Ich machte eine kurze Pause. Bevor ich den 2er Takt zu zählen begann. "Und 1… Und 2…" Nach dem '2' setzte ich uns vorsichtig in Bewegung.

Teo war ein wenig zu spät dran. Aber das machte nichts aus. Ich würde ihn schon führen können. Und er mir folgen. Ich übernahm nun gänzlich die führende Rolle. Wir machten gute Fortschritte. Der Grundschritt war auch nicht so schwer. Zumal wir uns noch gar nicht drehten. "Bloß nicht frech werden." Ich hob meine Augenbrauen. "Sonst muss dich noch jemand fangen wenn du wegen meinem Klatscher vom Besen fällst." Diese Drohung war selbstverständlich nicht ernst gemeint. Auch wenn ich mir vorstellen konnte das Fletcher dumm genug wäre das zu versuchen. Sollte er aber besser nicht.
Nachdem wir einige Male nur den Grundschritt getanzt hatten ließ ich uns langsam drehen. Zuerst war es ein kleines Stück. Um Teo ein Gefühl dafür zu geben. Dann begann ich das Tempo etwas an zu ziehen. Da sich Teo führen ließ sollte das kein großes Problem für ihn dar stellen. Sollte er stolpern würde ich ihn auffangen. Ich drehte uns noch einige Runden im Kreis. Bis ich dachte das nun auch erst ein Mal genug war. Schließlich gab ich hier auch zum ersten Mal Tanz-Unterricht. Das hat Spaß gemacht. Ich drehte uns also elegant aus mit einer Herren-Drehung da ich Teo noch keine richtige Damen-Drehung zutrauen wollte. Die waren im lateinamerikanischen deutlich schwieriger. Und vor allem schneller. Schwindel-erregend wenn man so wollte. Man musste darauf gefasst sein. "Gut gemacht." Ein seltenes Lob von meinen Lippen. Ich hielt meine Hand hoch zu einem High Five. Aber natürlich nicht so hoch das er sie nicht mehr erreichen konnte. Auch wenn der Gedanke amüsierend war.

O/T: Ich werde mich in Acht nehmen. XD
Ist das eine Drohung? Kann man passiv-aggressiv freundlich sein? Das waren meine beiden Haupt-Fragen. Teo konnte diese 2 Dinge offenbar vereinen. Wie war für mich auch nicht klar. Der Junge ist wirklich erstaunlich. Man konnte gar nicht anders als ihm eine gewisse Sympathie zu empfinden. Mochte sie auch noch so klein sein. Das hatte sogar Lucinda bei den Valentinstagskarten zugeben müssen. Und dabei mochte sie sonst wirklich kaum andere Häuser.
"Kein Problem. Verrate nur nicht allen mein Geheimnis das ich gar nicht so böse bin." Ich grinste kurz zurück. Gerade McGonagall oder so würde ihm das so oder so nicht glauben. Aber es machte schon Spaß so zu tun als wäre es ein großes Geheimnis. "Man sieht sich auf dem Ball." Ich nickte Teo zu. Und warf dann noch einen kurzen Blick zu Burke und Fierro. "Und Fletcher. Und die beiden Schlafmützen da." Damit winkte ich kurz und verschwand aus dem Duellier-Club. Nachdem er nicht weit entfernt war beschloss ich direkt wieder in mein Haus zu verschwinden. Ich hatte mich duelliert. Und eine Tanzstunde gegeben. Ein erfolgreicher Tag also.
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