Noch immer dabei, den sauren Geschmack auf der Zunge loszuwerden, hörte ich Minsun, die mich etwas verwundert eine Frage stellte. Dieselbe Verwunderung konnte wohl auch in meinem Kopf wiedergefunden werden. Der Kürbissaft..., ich blickte angewidert auf den Kelch. Der ist unglaublich sauer! Ich schüttelte mich vor Ekel durch, als hätte ich im selben Moment noch einen Schluck aus dem Kelch gewagt. Doch den würde ich mit Sicherheit nicht!
Was auch immer da drinne ist, es ist nicht mein altgeliebter, süßer Kürbissaft. Mein Ton war fast schon beleidigt, als würde allein das zuckrige Getränk meinen Tag aufheitern können. Vielleicht war das ja sogar so.

{Sorry habe die Ankunft von Alexander völlig überlesen🙊}

Alexander, der Lehrer für Alchemie und gleichzeitig Leiter des Duellierclubs, hatte die Große Halle betreten und sich zum Lehrertisch gesellt. Mit vollem Mund sprach man nicht, weshalb ich ein begrüßendes und nebenbei freudestrahlendes Nicken fallen ließ, während ich genüsslich weiter kaute. Dem Gespräch zwischen meinen Kollegen folgte ich nur mit halben Ohr. Es ging um die Essensschlacht, so viel schnappte ich auf, ebenso dass es zu Verwunderung führte, die ich nur teilen konnte.
Doch als sich Minerva an mich wandte, lag meine Aufmerksamkeit wieder gänzlich bei der Professorin. Mr. Fletcher?, fragte ich erstaunt, nachdem ich hastig das Gekaute runtergeschluckt hatte. Mein Blick ging instinktiv durch die Halle, auf der Suche nach dem mir bekannten Schüler. Das würde er sicher nicht tun, murmelte ich kopfschüttelnd mit Überzeugung, ehe ich den großen Slytherin schließlich in der Menge entdecken konnte. Doch nicht der gute Schüler.
Da fiel mir jedoch erschreckenderweise auf, dass ich meiner Kollegin mit dieser Aussage regelrecht vorwurf, sie hätte sich zweifellos geirrt.
Ich meine, er hätte doch etwa keinen Grund dazu gehabt, oder?, wandte ich rasch an die Professorin und schenkte ihr ein Lächeln, das beinahe einen entschuldigenden Funken trug. Es war nicht meine Absicht, irgendwem etwas vorzuwerfen, auch wenn es nicht direkt war. Doch die Vorstellung, dass einer meiner Slug-Club-Schüler möglicherweise etwas nicht angemessenes getan hatte, kam ebenso nicht in Erwägung.

Als Minerva die Frage zurückstellte, überlegte ich einen Moment. Nein, jedenfalls nichts Erwähnenswertes, meinte ich, während mich der leichte Durst doch wieder packte. Aber den bitteren Schwarztee würde ich nicht nochmal anrühren. Probleme macht zurzeit niemand. Aber das kann sich ja noch ändern. Ich lachte kurz belustigt auf. Das bringt wenigstens Beschäftigung.
Doch am liebsten sind mir wohl noch immer mehr Talente, als mehr Probleme.

Etwas erstaunt sah ich Mundungus an, da ich das Essen eigentlich für vollkommen normal empfunden hatte und mich fragte, ob wohl dadurch irgendwie die Essensschlacht entstanden war, auch wenn es mir wirklich sehr gewundert hätte, wenn die Küche so etwas zustande gebracht hätte, schließlich waren die Hauselfen alle sehr verantwortungsbewusst und viele schon seit Jahrzehnten in Hogwarts tätig. Wirklich?, fragte ich verwundert.

Ja..., meinte ich fast schon abwesend, den Blick auf den Kelch gerichtet, während Minsun ungläubig wegen meiner ungewöhnlichen Erkenntnis nachfragte. Wie seltsam...aber es ist doch Kürbissaft, den ich mir eingeschenkt hatte, oder nicht? Vielleicht war aber auch den Hauselfen in der Küche mit einem Griff ein Fehler unterlaufen.
Meine Miene ging ins Nachdenkliche über, ehe ich mich, wohl eher gequält, dazu zwang, den mit Kürbissaft befüllten Behälter, nochmal in die Hand zu nehmen. Argwöhnisch hielt ich diesen mit vorsichtigem Abstand an meine Nase und roch an dem Getränk.
Hm...nichts ungewöhnliches. Süßlich, nicht beißend. Ich warf Minsun kurz einen verwirrten Blick zu. Vielleicht habe ich es mir nur eingebildet.
Doch hatte mich mein Verstand wirklich verlassen? Allen Anschein nach schon, denn tatsächlich wagte ich einen weiteren Schluck. Mit dem gefährlichen Risiko, erneut diesen Citrus-Geschmack auf der Zunge zu haben. Aber...das geschah nicht. Lieblich süßes Aroma traf auf meine Geschmacksknospen. Das ist doch nicht möglich! , rief ich plötzlich überrascht, während ich den Kelch ebenso schnell wieder wegstellte wie beim ersten Mal. Doch diesmal nicht vor Ekel, sondern Verblüffung.
Es schmeckt... völlig normal, murmelte ich, nur zum Teil an die Mutter meines Halbbruders gewandt. Allmählich konnte ich wirklich anfangen, an meinen Sinnen zu zweifeln.

Zu viel "Spaß" oder zu wenig Disziplin., stellte ich mit einem kritischen Unterton fest, da ich normalerweise so ein Verhalten niemals geduldet hätte, aber ich hatte nun einmal nicht gesehen, wer die Essensschlacht gestartet hatte und somit konnte ich auch niemand dafür büßen lassen. Ich warf Alexander ein höfliches Lächeln zu, schließlich war er doch ein sehr angenehmer Kollege. Und bei dir irgendwelche Probleme, Alexander?, fragte ich ihm ebenfalls nach, bevor ich wieder zu Horace sah, der natürlich Mr. Fletcher verteidigte, aber er tat es wie immer mit einem gewissen eigentümlichen Charme, bei dem man ihm eigentlich beinahe verzeihen musste. Ich wägte seine Erklärung kurz ab und nickte dann. Vermutlich nicht, nein., gab ich schließlich zu, denn auch wenn Horace wirklich immer sehr beschützerisch mit seinen Lieblingsschülerinnen und Lieblingsschülern umging, so hatte ich doch wirklich keinerlei genaue Vermutungen, außerhalb von seinem normalen Verhalten. Ich war allerdings niemand, der jemandem aufgrund seiner Laster etwas vorwerfen würde und ohne einen gerechtfertigten Verdacht, würde ich auch niemandem etwas vorwerfen, genauso wie bei der Essensschlacht. Über seinen letzten Kommentar musste ich allerdings kurz lächeln, denn Langeweile war etwas, was in Hogwarts wirklich nur selten der Fall war. Als Professoren sind wir wirklich immer gut beschäftigt.

Mundungus schien ehrlich verwirrt von seinem Kürbissaft zu sein und wieder einmal bestätigte sich die These, dass heute alles drunter und drüber lief. Nachdem ich früher als Fluchbrecher gearbeitet hatte, läuteten bei mir im Hinterkopf durchaus einige Alarmglocken, aber ich fragte mich, wer mit einem Fluch so viel Unfug trieb, anstatt ernsthaften Schaden anrichtete, wie es normalerweise der Fall war und wer die Magie hatte, gleich so viele verschiedene Schülerinnen und Schüler zu verfluchen. Das ist wirklich seltsam., stimmte ich ihm zu und kniff die Augenbrauen zusammen, bevor ich meinen Zauberstab zückte und ihn auf den Kelch, der nun wieder vor Mundungus stand, richtete. Ich würde meine Aufgabe als Lehrerin nicht tun, wenn ich nicht besorgt um die Schülerinnen und Schüler dieser Schule war. Davon abgesehen, dass ich mir natürlich noch einmal mehr Gedanken um Mundungus machte, schließlich hatten wir doch eine Art familiäre, wenn auch nicht blutsverwandte Verbindung. Revelio., sagte ich mit einem bestimmenden Tonfall, doch es zeigte sich nichts, keine Spur von Magie, keine unsichtbaren Objekte, also auch kein Fluch, Es scheint alles in Ordnung zu sein.

Mein Blick lag auf dem Kelch, als sogleich ein Zauberstab daneben erschien. Der von Minsun. Sie ließ einen Zauberspruch fallen, ich war mir sicher sie wusste, was sie tat, und schaute erwartungsvoll und mit hochgezogenen Augenbrauen, was passieren würde. Doch es geschah nichts, was Beunruhigung hätte aufbringen können. Auch Minsun bestätigte, dass alles soweit in Ordnung schien.
Ich strich mir durchs Haar und schnaubte auf, belustigt und gleichzeitig unbeholfen in der Situation. Allmählich kam ich mir echt dumm vor, als hätte ich tatsächlich den Verstand verloren. Aber ich hätte schwören können, dass dieser Kürbissaft zuvor nicht normal geschmeckt hatte. Nun..., ich grinste schief, um meine leichte Verlegenheit zu überspielen. Dann muss die Müdigkeit meinem Gehirn wohl einen Streich gespielt haben, versuchte ich irgendeine Erklärung zu schildern und zuckte bewusst mit den Schultern. Doch daran glaubte ich selbst nicht, schließlich war ich seit der Essensschlacht nicht mehr müde gewesen. Ich war völlig bei Sinnen, zumindest hoffte ich dies. Aber irgendwie musste ich mich aus dieser unangenehmen Situation herauswinden, um nicht als völliger Dussel dazustehen, der Süßes nicht von Saurem unterscheiden konnte.

Eine Essensschlacht von solchen Ausmaßen auszulösen braucht ein gewisses Talent. Es war ja niemand zu Schaden gekommen und wenn nicht nur mein Essen merkwürdig schmeckte, so mochte das ein Grund für den Ausbruch gewesen sein. Thema Essen, als ich einen weiteren Bissen von meinem Würstchen nahm schmeckte dieses wieder völlig normal. Ich beschloss das einfach auf die Eigenart dieser Schule abzuschieben, manchmal passierten hier eben unerklärliche Dinge. Probleme? Oh nein, ich denke aber der Duellierclub darf sich auf einige neue Mitglieder freuen. Zu dem Thea ob Finn Fletcher nun vielleicht Teo Drakes Zauberstab von Minerva entwendet haben könnte sagte ich nichts, denn ich wollte keine Vermutungen anstellen, ohne die ganze Geschichte zu kennen und das würde wohl eher nicht passieren.

Selbstverständlich glaubte ich Mundungus, auch wenn er sich nur geirrt hatte, so kam es mir dennoch gar nicht in den Sinn seine Wahrnehmung zu hinterfragen. Ich war immer sehr gerecht und darauf bedacht, allen die selben Chancen zu garantieren. Finnley kam allerdings in diesem Moment auch schon zu uns, was mich sanft lächeln ließ. Er freute sich natürlich sehr seinen Bruder zu sehen, was mir auch verständlich war, aber ich war auch sehr froh darum ihn nun endlich einmal zu Gesicht zu bekommen, vor allem, wenn er so fröhlich aussah. Finn, guten Morgen., begrüßte ich ihn fröhlich und nickte ihm zu.

Die Situation wurde im nächsten Augenblick von einer begeisternden Begrüßung abgelöst. Und diese Stimme würde ich wohl überall wiedererkennen können.
Finni!, rief ich ebenso grinsend zurück, als ich den Ursprung des Rufens ausmachte: Meinen Bruder. Einen Apfel in der Hand, schritt er gut gelaunt auf Minsun und mich zu. Ich erwischte mich dabei, wie ich tatsächlich kurz wartete, ob der Apfel, den er aß, eventuell ebenfalls ungenießbar oder seltsam sein würde.
Mach dich nicht verrückt, Dung, warnte ich mich selbst und schüttelte jegliche dieser Gedanken ab.
Na, ein paar Hufflepuffs geärgert?, grinste ich, auch wenn mir bewusst war, dass Finn nicht solch ein Typ war. Ich lehnte mich kurz zur Seite, um zum Hufflepufftisch zu lugen, wo sich zeitgleich einige Schüler entfernten. Hast du die etwa schon mit deiner Größe verjagt? Ich konnte es mir nicht verkneifen, ihn etwas aufzuziehen. Auch wenn er älter und vor allem größer war, schreckte es mich natürlich nicht ab. Schließlich war er mein Bruder, da waren freche Anmerkungen spaßeshalber meinerseits nicht selten.