Auch über die Leute selbst? Amüsiert lächelte ich und ergriff Joshs Koffer nun selbst, ehe ich mich in Bewegung setzte. Lass mich dir helfen. Du warst früher sicher auch Schüler hier, oder? In welchem Haus warst du?

Manchmal., meinte ich und lächelte ebenfalls belustigt, als plötzlich für mich ganz wie ein Gentleman der Koffer getragen wurde. Alexander war wirklich riesig und breit gebaut, wer konnte dazu denn schon nein sagen? Dankeschön, das ist wirklich zu nett., meinte ich wieder etwas verlegen und folgte ihm auf seiner linken Seite, wieder eine Angewohnheit wegen meiner Narbe, bevor er mir eine Frage stellte, die mich breit lächeln ließ. Ich war ein Hufflepuff., sagte ich mit einem gewissen Stolz, während ich mein bestes gab nicht sofort an Hannah zu denken, Bist du auch früher nach Hogwarts gegangen? Neugierig musterte ich ihn, aber konnte weder das eine feststellen, noch sein Alter.

Der Koffer hatte für mich nicht viel Gewicht, er war ja aber auch sicher entsprechend verzaubert worden, doch so störte er mich beim gehen kein bisschen. Ich winkte auf den Dank ab und hörte Josh dann aufmerksam zu. Nein, ich war nie an einer Zaubererschule, aber meine jüngeren Geschwister waren hier. Tanja war auch in Hufflepuff, sie hat ihr Haus geliebt.

Ich überlegte kurz, ob ich sie gekannt haben könnte, während ich mich fragte, wie viel älter sie wohl waren, immerhin war ich hier wohl eindeutig einer der jüngeren Professoren, auch wenn mein Vorgänger wohl ungefähr genauso alt gewesen war, vor seinem plötzlichen, noch unerklärlichen Ableben. Ich mochte meine Zeit dort auch sehr gerne., sagte ich und konnte es nicht ganz verhindern, dabei ein wenig melancholisch zu lächeln, bevor ich mich wieder neugierig an Alexander wandte, Warum warst du nie an einer Zauberschule?

Ich musste auf meine Geschwister aufpassen, ich hatte keine Zeit für die Schule. Ich lächelte entspannt zu Josh hinab. Es hatte Jahre gedauert, doch ich konnte mittlerweile ohne große Probleme über meine Vergangenheit sprechen, das war nicht immer so gewesen. Sie sind fünf Jahre jünger als ich, ich hätte sie nirgends lassen können. Ich hatte damals den Brief bekommen, doch war ihm nicht gefolgt, auch, weil ich damals noch kein Wort Englisch verstanden hatte.

Gespannt hörte ich seiner Stimme zu, senkte dann aber meinen Kopf und starrte nachdenklich auf den Boden, während ich an meine eigenen Geschwister dachte, vor einem Jahr verschwunden, weil ich ihnen nicht hatte helfen können. Es dauerte eine kleine Weile, bis ich wieder etwas sagen konnte, aber ich bemühte mich niemandem die Laune zu ruinieren, schon gar nicht, wo mir Alexander schon so freundlich geholfen hatte. Deine Geschwister können sich glücklich schätzen dich zu haben., sagte ich also und lächelte.

Ich bin auch glücklich sie zu haben. Hast du Geschwister? Ich wollte gerne mehr über Josh herausfinden, auch wenn ich dafür noch Zeit haben würde, denn immerhin war er mein neuer Kollege und wir waren nicht so unglaublich viele Lehrer.

Ich blieb zwar nicht stehen, aber trotzdem fühlten sich meine Gliedmaßen kurz wie eingefroren an, während ich vermutlich zu lange brauchte, um diese normale Frage zu beantworten. Ich spürte, wie diese Trauer, die mich schon seit einem Jahr verfolgte wieder in mir aufstieg, bevor ich schließlich doch leise antwortete, Ich hatte zwei Schwestern. Vielleicht hatte ich auch eine noch, ich hatte nie wirklich herausgefunden, ob Hannah überlebt hatte, aber selbst wenn wusste ich nicht, ob ich der Wahrheit ins Auge blicken konnte. Da ich allerdings keine Probleme damit hatte meine Probleme zumindest bis zu einem gewissen Grad zu verstecken, sagte ich schnell, Entschuldigung, ich wollte die gute Laune nicht ruinieren.

Ich verstehe, tut mir leid, ich hätte nicht fragen sollen. Aber wer hätte denn auch so etwas bei einer solch harmlosen Frage erahnen können? Allerdings hätte ich vermutlich nicht viel anders reagiert, wenn meinen Geschwistern etwas zugestoßen wäre. Reden wir über was anderes. Ich überlegte einige Momente bis mir endlich etwas einfiel. Wo stammst du her?

Du hättest es nicht wissen können und es ist jetzt auch schon ein Jahr her., sagte ich schnell, denn ich wollte bloß nicht die Stimmung ruinieren, indem sich Alexander jetzt schlecht fühlte. Nicht für mich, ich hatte das nicht verdient, ich war schließlich derjenige gewesen, der sie nicht retten konnte. Ich stürzte mich also schnell in den Themenwechsel und antwortete, Meine Eltern stammen aus Ägypten und Amerika, aber in meiner Kindheit habe ich sowie in Amerika zuerst, als dann auch in England gewohnt. Es war keine Absicht, dass sie hierher kamen, denn sie waren beide Muggel und wussten nichts von der magischen Welt. Und du?

Das nenne ich einen günstigen Zufall, Hogwarts ist die beste Zauberschule. Ich grinste leicht und schmunzelte dann über die Gegenfrage, mein schwerer Akzent den ich nie wegbekommen hatte machte es wohl nicht schwer zu erahnen woher ich kam. Russland, meine Eltern waren beides von dort, ich kam mit elf nach England.

Seid ihr ohne eure Eltern nach England gekommen?, fragte ich nun nach, schließlich hatte Alexander erwähnt, dass er sich um seine eigenen Geschwister kümmern musste, auch wenn mir elf Jahre wirklich extrem jung dafür schien, was aber wieder Sinn ergeben würde, dass er dann nicht zur Schule hatte gehen können. Seine Geschichte erschien mir komplex, aber gut, das konnte ich wirklich nachvollziehen, es war ja nicht so, als wäre meine eigene Geschichte jemals einfach gewesen.

Ja, sie sind beide gestorben als wir noch klein waren, lange Geschichte. Felix würgte mich nun etwas mit seinem Arm, ich verschob ihn etwas. Wir sind auch nur durch Zufall hier gelandet, ich wusste nicht einmal, dass England existiert. Ich lächelte Josh locker an, für mich war das eine witzige Anekdote, so wie ich sie immer gerne hatte.

Oh, entschuldige., meinte ich sofort verlegen und lächelte dann allerdings zurück, als ich hörte, dass für Alexander früher England offenbar gar nicht existiert hatte, denn das war wirklich ein lustiger Gedanke, trotz der etwas schockierenden Offenbarung, wenn auch ohne Details. Ich glaube, ich kann da mitfühlen, in Amerika ist im Geographieunterricht alles was nicht Amerika ist, nicht gerade interessant., erzählte ich frei heraus, schließlich hatte ich dort ganz normal die Primary School besucht, Aber ich finde es cool, dass du deinen russischen Akzent noch so beibehalten hast, hast du, äh, jemals Muggel-Filme gesehen?

Nicht schlimm, wenn es dich interessiert erzähle ich es dir vielleicht mal. Ich lachte leise auf, denn, dass eine ganze Nation die Existenz anderer Länder ignorierte war schon sehr lustig. Auf Joshs Frage hin schüttelte ich allerdings bedauernd den Kopf. Nein, es war nie Zeit. Wieso fragst du?