Aller Anfang ist schwer...

Meine Haarsträhnen, welche mir nur zu gerne ins Gesicht fallen würden, hinter mein Ohr gesteckt, saß ich mit einer Feder in der Hand an dem großen rechteckigen Tisch. Ich bereitete gerade die nächste Unterrichtsstunde in Arithmantik für die Drittklässler vor und überlegte mir, wie wir unsere erste richtige Berechnung am spannendsten gestalten konnten. Meine Beine waren adrett überschlagen und ich war etwas in Gedanken versunken. Seulgi, mein Steinkauz, beobachtete mich interessiert und wurde hin und wieder mit einer Leckerei von mir gefüttert, die er dankbar entgegen nahm. Ich saß schon eine ganze Weile hier, nachdem ich früh zu Abend gegessen hatte und war momentan noch alleine im Lehrerzimmer. Zumindest hatte ich ansonsten niemanden bemerkt, aber ich war inzwischen auch sehr in Gedanken versunken. Vielleicht machen wir doch zuerst eine Wiederholung von Agrippa. Arithmantik war einfach ein schwieriges Fach, auch wenn ich es zu meiner Schulzeit immer sehr gemocht hatte, und ich wollte, dass meine Schülerinnen und Schüler immer einen interessanten Unterricht bei mir verbrachten, auch wenn es natürlich nicht immer für jeden aufregend sein konnte.

Felix wurde sichtbar, nachdem wir keinen Schülern mehr auf dem Gang begegneten und ich kraulte ihn eben mit meiner Prothese am Kopf, als ich ins Lehrerzimmer eintrat, in welchem ich meine geschätzte Kollegin Minsun Shi entdekcte, die offenbar am Arbeiten war. Ich lächelte und trat zu ihr um sie zu begrüßen. Добрый вечер (Dobryy vecher*) Minsun.

(*Guten Abend)

Als die Tür zum Lehrerzimmer aufging, hob ich meinen Kopf und lächelte meinem Kollegen entgegen, der gerade seinen Demiguise am Kopf kraulte. Ich musste zugeben, dass auch ich sofort neugierig geworden war, als Professor Filius Flitwick am Schwarzen Brett wieder die Schülerinnen und Schüler dazu aufgerufen hatte, sich für den Duellierclub anzumelden, der doch beinahe jedes Jahr zustande kam. Guten Abend, Alexander., begrüßte ich ihn freundlich und legte meine Schreibfeder erst einmal hin. Wie war dein Tag heute?

Außer den Vorbereitungen für den Duellierclub war er relativ unaufregend. Und deiner? Ich hatte heute keinen Unterricht gehalten, sondern mich mit anderen Dingen beschäftigt. Die Schüler hatten ja auch so momentan genug zu tun. Ich ließ mich langsam auf einem Stuhl Minsun gegenüber nieder, der unter meinem Gewicht ein bisschen knarzte.

Er setzte sich zu mir, etwas was Seulgi mit einem interessierten Kontaktruf würdige und sich dann mit ein wenig Geflatter auf eines der Regale setzte. Ich freue mich, dass der Duellierclub wieder zustande kommt, vielleicht schaffe ich es dieses Jahr zu einem Treffen zu kommen., lobte ich ihn, auch wenn ich zugeben musste, dass ich immer ein wenig eifersüchtig auf diejenigen war, die selbst im Eifer des Gefechts noch die schwierigsten Zauber anweden konnten. Ich selbst war noch nie ein großer Duellant gewesen, da ich Ruhe und langsame Arbeitsschritte bevorzugte. Meiner war gut, in meiner Stunde mit den Drittklässlern gab es allerdings einen unvorhergesehenen Vorfall.

Felix sah ein paar Mal von mir zu Minsun, gurrte dann leise und wurde unsichtbar, ehe er, am Regal hängend auf dem Minsus Eule saß, wieder auftauchte. Ich hoffe du kommst. Der Club ist nicht nur für die Kinder. Ich lächelte, sie so oft, und begann meine eigenen Arbeitssachen auszupacken. Was ist passiert? Unvorhergesehen bei einer Art des Wahrsagens. Das war durchaus ziemlich lustig.

Der Demiguise zog kurz meinen Blick mit einem Gurren aus sich, verschwand aber dann auch sofort wieder, was mich wieder zu Alexander sehen ließ. Ich nickte und lächelte sanft, denn ich hatte viel zu tun, aber ein Besuch würde bestimmt nicht schaden. Ich werde es versuchen, denn ich hatte noch nie wirklich Talent fürs Duellieren und vielleicht könnte ich sogar noch etwas lernen., meinte ich höflich und beantwortete dann auch gleich seine Frage, Ich hatte Unterricht mit den Ravenclaws und dieses Lovegood-Mädchen ist plötzlich aufgestanden und ist dann schreiend weggelaufen. Ich weiß, dass in diesem Alter viel passiert, aber... ich mache mir eben schnell Sorgen.

Talent oder nicht Talent, im Club gehts hauptsächlich um Spaß. Was ich auch sehr unterstützte, denn ich hatte genug von der nicht so spaßigen Seite des Duellierens gesehen, das brauchte ich nicht auch noch hier an der Schule, wenn es sich vermeiden ließ. Bei Minsuns Gesichte legte ich die Stirn etwas in Falten. странный (strannyy*). Einfach so?

(*merkwürdig)

Zustimmend nickte ich und auch wenn ich es ungern zugab, so war ich doch sehr ehrgeizig und der Gedanke daran in etwas nicht gut zu sein störte mich einfach, auch wenn es völlig realitätsfern war jede Disziplin zu beherrschen. Vielleicht wollte ich auch einfach meine Schüler nicht enttäuschen, vor allem meinen Sohn, der ja wirklich ein ausgezeichneter Duellant war. Sie hat etwas in die Richtung gesagt wie "Ich hasse ihn.", aber das könnte viel bedeuten., meinte ich nachdenklich und fuhr durch meine Haare, Ich hoffe nur, dass es nichts ernstes ist.

Ich schraubte nachdenklich mein Tintenfass auf und breitete eine Rolle Pergament vor mir aus, ehe ich wieder etwas sagte. In dem Alter hasst man schnell jemanden, oder glaubt es zumindest. Vielleicht hat sie wer sitzen lassen. Vermutlich ist es nichts schlimmes.

Kinder, oder besser gesagt junge Hexen und Zauberer in diesem Alter waren kompliziert, das wusste ich nur zu gut, wenn ich an meinen eigenen Sohn dachte, aber trotzdem war so eine Reaktion schon sehr extrem, vor allem weil ich wirklich nicht nachvollziehen konnte, was das genau mit meinem Unterricht zu tun haben sollte, auch wenn meine beste Vermutung noch immer gar nichts war. Vermutlich hast du recht, trotzdem ist das eigentlich kein Grund aus dem Unterricht zu laufen., meinte ich und begann nebenbei wieder die Zahlentabellen auszufüllen, Ich glaube deswegen ist ein Duellierclub auch ganz gut, auch die jungen Hexen und Zauberer, die nicht Quidditch spielen, müssen irgendwo in einem regelten Rahmen Wettbewerb haben können.

In ihrem Leben gehen gerade viele Sachen vor sich. Aber aus dem Unterricht zu laufen ist da auch keine Lösung. Weglaufen war nie die Lösung und das nicht nur, weil einem so jemand in den Rücken schießen könnte. Man kann einen Zauber erst richtig anwenden, wenn man ihn in richtiger Praxis probiert hat. Das sind wertvolle Erfahrungen, die man sonst nirgends kriegen kann. Ich sah auf das leere Pergament und überlegte was ich meinen Schülern in der nächsten Unterrichtsstunde beibringen könnte. Etwas, das ihnen Freude bereitete.

Alexander schien mit mir einer Meinung zu sein, was inakzeptables Verhalten anging, was mich beruhigte, denn auch wenn ich vielleicht manchmal etwas stoisch wirken konnte, so kümmerte ich mich doch sehr um meine Schüler und ich wollte auch nicht zu streng mit jemandem sein, der gerade eine schwere Zeit durchmachte. Du hast bestimmt recht., meinte ich also kurz, kam aber in Gedanken nicht darum herum, kurz an der Tatsache zu hängen, dass ich einfach nicht genug über das Leben in diesem Alter wusste. Es war schon schwer genug, mich meinem Sohn auch nur ansatzweise zu nähern, doch ich spürte immer nur Reue und noch mehr Reue. Das ist allerdings wahr, wir können die Schülerinnen und Schüler nicht ewig in den Klassenzimmern auf ihren Tischen festhalten.

Ich lachte leise auf, bei dem Bild, das Minsun mit ihren Worten aufbaute. Sie würden sicher früher oder später durchdrehen. Vielleicht mache ich meine nächste Stunde irgendwo auf den Ländereien, dass sie mal raus kommen, außerhalb der Quidditchzeiten.