Wir lehnten uns gemeinsam instinktiv zur Seite um dem Angriff zu entgehen. Dann zerreiß anderen nicht das arme, schwache Herz. Ich lachte laut und beobachtete wie der Polster neben uns auf den Boden fiel, Aurelien hatte sich offenbar nicht mal wirklich Mühe gegeben. Ich schüttelte nur den Kopf über die beiden, ein leichtes Lächeln im Gesicht. Freya und ich sprachen über alles, ich wusste also nur zu gut wie er zum Thema "Partner" stand und, dass er hier maßlos übertrieb. Hey warte mal kurz. Mir war etwas eingefallen und ich zog eine Augenbraue hoch. Hast du nicht einen Freund?

Ich lachte gut gelaunt und schüttelte den Kopf, während Freya das gleiche tat, bevor ich aber dann doch verstummte und wieder nachdenklich zum Feuer sah. Es dauerte ein wenig, bis ich meine Stimme wiedergefunden hatte, aber dann schaffte ich es doch zu antworten, auch wenn man mir anhörte, dass ich einen Kloß im Hals hatte. Meine Stimme war höher als sonst und zitterte ein wenig, während ich sagte, Ich- Ich bin mir da nicht mehr so sicher. Ich seufzte und verstummte, bevor ich schließlich noch anhängte, Nachdem er mir nicht schreibt, oder mich über Weihnachten einladen wollte, oder... Ich ließ den Rest ausklingen, es war mehr als ausreichend, um meinen Punkt rüberzubringen, denn auch wenn ich eigentlich vorgehabt hatte, Falcon über die Weihnachtsferien besuchen zu kommen, jetzt stand es wohl definitiv nicht mehr am Plan, besonders weil er sich noch immer nicht bei mir gemeldet hatte.

da war ich wohl mal wieder ins Fettnäpfchen getreten. Tja, dann blieb nichts anderes übrig als einfach nach bestem Wissen und Gewissen weiter zu fahren. Ich war es ja gewohnt. Wir lehnten uns etwas nach vorne um an Aurelien heranreichen zu können. ich legte eine Hand auf sein Knie und lächelte ihn an. Hey, sorry man. Kein gutes Thema, was? Willst du darüber reden? Ich beschloss erst einmal so zu tun als wäre ich nicht da, darin war ich recht gut, zumindest soweit es möglich war das zu tun.

Ich weiß es nicht., murmelte ich und lächelte Freya dankbar zu, Es geht mir selber inzwischen schon etwas auf die Nerven, ich dachte nur- ich dachte wir könnten es schaffen, auch wenn er nicht mehr auf die Schule geht. Ich schüttelte den Kopf, inzwischen kam mir das schon sehr lange weg vor. Aber vielleicht war es dumm das zu denken. Mein Blick hatte dennoch etwas entschlossenes, denn ich würde zumindest noch einmal mit ihm sprechen, das musste ich einfach, egal ob er mir dabei endgültig mein Herz brechen würde. Auch wenn er sich nicht mehr bei mir meldet, ich möchte zumindest noch einmal mit ihm reden, nach der Schule vielleicht, wenn Aurelia auch im Drachenreservat einziehen wird. Aber- ich habe Angst, was er sagen wird. Falcon und ich waren eigentlich seit meinem fünften Schuljahr zusammen gewesen, er war ebenfalls ein Gryffindor gewesen und ja, älter, wie alle meine festen Freunde, die ich in der Zwischenzeit gehabt hatte, von Godric mal abgesehen. Die Beziehung mit dem Syltherin, der ebenfalls im siebten Jahrgang war, war allerdings auch nie offiziell gewesen. Er hatte immer gemeint, dass ich es niemandem erzählen durfte, weil er sonst seinen Ruf riskieren musste und ich hatte ihm natürlich geglaubt. Bei Falcon hatte ich mich immer sicher gefühlt, aber jetzt? Jetzt war er wie verschwunden.

Ich musterte Aureliens Gesicht. Ich war in emotionalen Sachen insoweit nicht gut, dass ich nicht extrem feinfühlig war. Mir waren die Gefühle anderer wichtig und ich wollte immer für meine Freunde, und auch für andere, da sein, doch erkennen was sie dachten oder fühlten lag mir eben nicht. Ich ging lieber mit dem Kopf durch die Wand. Hmm, willst du denn noch mit ihm zusammen sein? Wenn nein, dann ist die Sache doch ganz klar, du kannst doch selbst entscheiden mit wem du zusammen bist, oder?

Ich weiß es nicht mehr, aber ich will unbedingt noch einmal mit ihm sprechen., meinte ich und versuchte mich besser zu erklären, auch wenn es dieses stechende Gefühl in meiner Brust auslöste, dass ich schon sehr lange nicht mehr verspürt hatte, Jemandem zu sagen, dass man ihn liebt, nur um dann nie wieder mit ihm zu sprechen, das ist einfach nicht richtig. Ich räusperte mich und blinzelte ein paar Mal, ich würde hier jetzt sicher nicht zu heulen beginnen, auch wenn ich mich wirklich danach fühlte und lächelte Freya stattdessen traurig an, Sorry, ich wollte nicht wieder damit anfangen, ich glaube ich habe Alex und so die Ohren schon genug vollgeheult.

Es war jetzt nicht mehr schwer zu erkennen wie Aurelien sich fühlte: ziemlich mies. Nun hatte ich das erkannt, also musste ich was dagegen machen. ich warf Freya einen kurzen Seitenblick zu um seine Zustimmung zu bekommen und setzte uns dann in Bewegung. Wir standen auf und ließen uns neben Aurelien auf das Sofa fallen. Nun war ich nahe genug dran um unserem Klassenkollegen meinen Arm um die Schultern zu legen. Hey, ist okay, du kannst mir gerne die Ohren vollheulen. Falcon ist ein ziemlicher Trottel, wenn du mich fragst. Er verpasst eine Menge, wenn er dich gehen lässt.

Danke., meinte ich leise und lehnte meinen Kopf gegen den Arm, der nun um meine Schultern lag, Du hast ja recht, aber es fühlt sich trotzdem nicht besonders gut an. Es war ein ziemlich beschissenes Gefühl und ich hasste es, dass es mich so sehr beschäftigte. Früher hatte ich mich immer damit getröstet, dass Falcon bestimmt das gleiche wie ich fühlte, aber inzwischen war ich mir da auch nicht mehr so sicher. Nach einer Weile schüttelte ich den Kopf, bevor ich mit leicht zittriger Stimme sagte, Es ist mir wichtiger Heiler zu werden, als jemandem hinterherzurennen.

Wäre ja auch komisch, aber wenigstens siehst du es ein, das ist doch schon mal die halbe Miete. Ich drückte Aurelien freundschaftlich enger an mich und nickte dann, stolz auf das was er als nächstes sagte. Richtige Einstellung. Was du willst ist da am wichtigsten.

Danke, das ist echt nett von dir., meinte ich leise, Ich wollte schon immer Heiler werden, daran wird auch kein Freund etwas ändern. Ich mochte ein hoffnungsloser Romantiker sein, aber ich war auch genauso ein Gryffindor. Ein mutiger Mann, der sich um die Verletzten kümmern wollte, von denen es wohl noch viele geben würde in diesem verdammten Krieg. Auch einer der letzten Artikel im Tagespropheten, der verkündet hatte, dass das St. Mungo's offenbar zu wenige Helfer hatte für die momentanen Zeiten, hatte mich noch einmal mehr motiviert, direkt nach der Schule meine Ausbildung dort abzuschließen.

So muss es sein, lass dir nichts anderes einreden. Du wirst der beste Heiler den die Zaubererwelt je gesehen hat. Ich wsr wirklich dieser Meinung, denn nicht nur war ich mir sicher, dass meine Freunde sowieso alles schaffen konnten, ich kannte Aurelien ketzt seit fast sieben Jahren, ich wusste, dass er ein toller Heiler werden würde.

Danke., meinte ich und grinste schließlich, bevor ich Freya zustimmend zunickte, denn ich glaubte auch, dass ich eine gute Karriere vor mir hatte, auch wenn ich sie alleine, ohne einen Partner an meiner Seite, antreten musste. Es war immerhin auch das, was ich schon immer gewollt hatte, im besten Fall würde ich auch jemand neuen kennenlernen, auch wenn mir das momentan einfach noch unmöglich vorkam. Dann fiel mir allerdings etwas ein, was mich sehrwohl sehr glücklich machte, denn bald schon würde das Weihnachtsfrühstück beginnen. Eigentlich hatte ich mir meine Weihnachtsferien anders vorgestellt, nämlich vor allem in Rumänien oder anderswo bei Falcon, aber hier hatte ich immerhin meine Freunde und meine Schwester.

So gefiel mir Aurelien schon besser, ein Grinsen sah viel besser an ihm aus als dieser traurige Gesichtsausdruck. Thema Traurig. Ich warf einen Blick auf den fertiggeschriebenen Brief an den Zirkus an dem Frey bis vorhin noch gearbeitet hatte. Wir würden dieses Jahr nicht zu Weihnachten heimkehren wie sonst. Es gab ausnahmsweise um die Weihnachtszeit herum keine großen Shows und da es unser Abschlussjahr war hatte unser Vater beschlossen, dass wir lieber hierbleiben und lernen sollten. Nachdem ich die letzten Minuten erfolgreich so getan hatte als wäre ich nicht da folgte ich Freyas Blick zu dem Brief. Auch ich war traurig, dass wir unsere Familie dieses Jahr nicht sehen würden, doch es war vernünftiger hier zu bleiben statt grundlos durch die halbe Welt zur reisen. Wir sollten in die Große Halle gehen. Ich riss mich von dem Brief los und nickte stürmisch. Gute Idee, ich hab riesigen Hunger.

Eine Weile saß ich einfach ein wenig nachdenklich da, es war aber schwierig klare Gedanken zu fassen, mit dieser Mischung aus selbstgerechter Wut, existentieller Angst und unfassbarer Traurigkeit, die sich in mir mischten. Frey durchbrach die Stille und ich strahlte ihn an. Gehen wir., meinte ich, Ich muss mich nur kurz umziehen. Denn es war eindeutig die Zeit für Weihnachtspullover, ich wusste dass Aurelia ihren auch tragen würde. Ich stand also auf und verschwand kurz nach oben im Schlafsaal, bevor ich wieder zurück nach unten kehrte. Er hatte meinen Namen darauf gestickt, unser Familienwappen und war eindeutig mit viel Liebe per Hand gemacht worden, auch wenn er mir ein wenig zu groß war. Meine Mutter hatte wohl gedacht, ich würde noch hineinwachsen.

Während Aurelien sich umziehen ging suchten wir nach Doughal, er war nicht der Typ Kauz sich in den Eulenturm zu begeben, dafür war er zu alt. Doughal war der einzige Vogel den ich leiden konnte, er war alt und gemütlich, nicht bösartig wie die meisten anderen Vögel. Zusammen brachten wir den alten Kauz zum Fenster und schickten ihn mit dem Brief Nachhause los. Ich sah Freya aus dem Augenwinkel am und lehnte dann kurz meinen Kopf an seinen. Ihn machte es noch trauriger als mich, dass wir dieses Jahr hier blieben. Ich lächelte sanft und umarmte Frey mit meinem Arm und ließ ihn los als Aurelien zurück kam. Wir drehten uns um und musterten ihn in seinem zu großen und sehr weihnachtlichen Pullover. Ich begann zu grinsen. Sehr weihnachtlich Ari.