Ich grinste leicht, als ich Aureliens Reaktion sah, doch dann entgleisten mir alle Gesichtszüge, als Emma uns eröffnete, dass es noch helllichter Morgen war. Nicht dein ernst? Ich stöhnte dramatisch und schlug mir die flache Hand gegen die Stirn. Das heißt der Tag wird noch länger, wie anstrengend. Ich glaube der Unterricht darf sich heute um sich selbst kümmern, ich hab keine Lust mehr.

Verwirrt zog ich meine perfekt nachgezogenen Augenbrauen zusammen. Das es erst Morgen war schien eine neue Info für die beiden zu sein. Heute ist wirklich merkwürdig, "Hattet ihr den einen so schlimmen Tagesbeginn?" Das interessierte mich beinahe mehr als auf dem Stolz der Gryffindors herum zu hacken. Vielleicht waren die beiden auch die ganze Nacht unterwegs gewesen. Man konnte es nie wissen.
"Ich wollte sowieso zum Duellier-Club." Ich zuckte mit meinen Schultern. Professor Flitwick oder Medwedew würde schon dort sein. Der Unterricht war mir nie so wichtig gewesen. Keinesfalls so wichtig wie das Quidditch-Training. Dabei wolltest du doch eigentlich versuchen dieses Jahr besser zu sein. Jaja. Aber das geht auch noch später.

Du hast ja keine Ahnung, Vanity., meinte ich seufzend und sah dann zwischen ihr und Alex hin und her, die beide offensichtlich nicht vorhatten zum Unterricht zu gehen, diese bösen, bösen Slytherins und... ich hatte auch absolut keine Lust, nicht nach all dem seltsamen Zeug, das heute passiert war. Meine Ohren spitzen sich allerdings schon etwas, als ich etwas vom Duellierclub hörte. Ein paar Erstklässler duellieren, oder was machst du dort?

Frag nicht. Ich schüttelte den Kopf und nahm meine Hand wieder runter, Aureliens Seitenhieb auf Emmas Idee mit dem Duellierclub, ließ mich grinsen. Mit deinem Talent kannst du da ja auch mitmischen Burke, kein Unterschied zu den Erstklässlern.

Dann war meine Vermutung wohl richtig gewesen. Ich fragte mich was denn nun so Schlimmes passiert war. Ich hatte außerdem noch immer diesen staubigen fern nach Zitrone schmeckenden Geschmack im Mund. Und das war wirklich nichts Gutes. Wieso habe ich das nur gemacht? Wenigstens schienen wir so alle auf der selben Seite zu stehen.
Wie es schien hatten wir eine Art Dreieck gebildet. Beleidigungen gingen nun immer im Kreis. Wobei Alex beinahe schon Zurückhaltung zeigte. Bei dem Sonstigen was man von ihr so hörte. Wie eine richtige Slytherin war sie schlagfertig und auch stur. "Wirklich?" Ich streckte ihm die Hand auffordernd hin. " Jetzt im Duellier-Club. Zaubererduell. Nur Zauberstäbe, kein Körperkontakt."
O/T: Ich wollte schon immer Draco aus Stein der Weisen zitieren. XD

(habs sofort erkannt, großartig xD)

Ich dachte du wolltest mir dabei zusehen, wie ich von einem Fluch getroffen werde., scherzte ich, an Alex' Worte denkend, sie wollte Leuten im Duellierclub gerne beim Verlieren zusehen. Einen Moment überlegte ich tatsächlich Emmas Herausforderung abzulehnen, weil sie mich doch etwas überraschte und ich auch ihr Talent nicht einschätzen konnte, aber dann ließ mich mein Stolz doch ihre Hand schütteln. Abgemacht.

Du wirst ja auch verlieren, sogar gegen sie, aber dein Gryffindormut wird dich in den Untergang leiten. Ich nickte weise und natürlich nahm Aurelien Emmas Herausforderung an. Das würde ich mir natürlich nicht entgehen lassen, das würde viel zu interessant werden.

"Nicht nur von einem Fluch. Burke." Ich hob wieder eine perfekt gezupfte und nachgefahrene Augenbraue an. Kaum hatte er meine Hand geschüttelt verschränkte ich meine Arme. Sah dann aber zu Alex. Frech wie immer. "Sogar gegen mich?" Ich schürzte kurz verächtlich die Lippen. Stolz hatte ich zur Genüge. Aber wo bei Aurelien vermutlich die Courage sprach – sprach bei mir die Gerissenheit.
Schnell band ich meine Haare zu einem Pferdeschwanz. Ich war es sowieso gewöhnt sie zusammengebunden zu haben. "Dann wollen wir uns doch direkt auf den Weg machen." Schade das Lucinda mein Duell nicht sehen würde. Aber wir würden schon noch Gelegenheit zu anderen Duellen haben. "Außer du bekommst noch kalte Füße?" Dieses Mal war deutlicher Scherz in meiner Stimme. Die Einteilung der Häuser war mir nicht weiter wichtig. Trotzdem gab es charakterlich einige interessante Unterschiede. "Bei Salazar nein. Dazu sind Gryffindors doch viel zu heldenhaft." Ich drehte mich also auf der großen Treppe. Und trat dem Weg zum Kerker an.
⤞ Der Duellierclub

Na toll, wo hatte ich mich da nur hineingeredet? Irgendwie beschlich mich das Gefühl, der Situation nicht ganz gewachsen zu sein, aber ich plusterte einfach meine Brust weiter auf und ignorierte die kleinen Sticheleien, die sowieso nur scherzhaft gemeint waren, die meisten zumindest, sondern redete mir gut zu. Ich war mutig und ich würde das schon überstehen, denn eine Niederlage würde ich noch lieber akzeptieren, als das Ablehnen einer Herausforderung.

folgt zu: Die Kerker » Der Duellierclub

Oh ja, das hatte Emma geärgert und das freute mich, denn darauf hatte ich ja abgezählt. Ich grinste leicht und folgte dann den beiden anderen Schülern, denn das wollte ich mir nicht entgehen lassen, in den Unterricht wollte ich heute ohnehin nicht. Kräuterkunde? Heute nicht!
(Die Kerker/Der Duellierclub)

Wir gingen in stiller Zweisamkeit die Treppe hinauf, dicht bei einander, doch immer noch etwas getrennt. Ich überlegte, doch durchbrach die Stille schließlich, denn mir ließ die Frage einfach keine Ruhe. Du gehst also mit Emma zum Ball? Was wenn... Undamenhaft unterbrach ich meinen Zwilling, ihn einen Seitenblick zuwerfend. Rod, die Eltern werden nie etwas erfahren, was am Ball geschieht, es sei denn wir schreiben es ihnen. Ich verstand seine Furcht, auch ich spürte sie. Wenn die Familie mitbekam was in Hogwarts passierte wären wir schneller Zuhause als wir schauen konnten. Ich seufzte beinahe lautlos. Roddy, sieh mich bitte an. Ich blieb stehen und griff sanft nach der Schulter meines Zwillings. Ich hatte kaum gemerkt, dass ich den Blick abgewandt hatte, doch hielt neben Anne an und sah ihr auf ihre Bitte hin auch in die Augen. Nach außen hin mochte ich neutral wirken, kühl sogar, doch ich wusste nur zu genau, dass mein Zwilling meine Unsicherheit sehen und sogar spüren konnte. Ja, An? Ich kannte meinen Bruder wie kein anderer, anders herum war es ja genauso, und ich wusste was ihn so wurmte, neben seiner Sorge um mein Wohl. Du solltest ihn fragen ob er dich begleitet. Ich spürte wie meine Ohren heiß wurden, auch wenn ich sonst die fast perfekte Fasade nicht brechen ließ. Das kann ich nicht. Er würde ohnehin nein sagen und mich dann vermutlich hassen. Ich sah mich um, wir waren alleine. Sanft legte ich meine Hände an die Wangen meines Zwillings und lächelte ihn warm an. Vash mag dich Roddy, ich weiß das von Erika. Glaube mir bitte Bruder. Es fiel mir schwer zu glauben was Anne da sagte. Meine Gefühle konnten doch nicht wirklich erwiedert werden, oder? Nicht von Vash. Nichts an dem recht aufbrausenden Gryffindor war perfekt, aber genau das machte seinen Charme aus. Vash versuchte nie ein Bild zu zeigen, das nicht seinem wahren Selbst entsprach. Aber wenn doch etwas durchsickert? Wenn Vash doch nein sagt? Man mochte es mir selten ansehen, doch ich machte mir schon recht häufig mal Sorgen, besonders im Bezug zu den Eltern, zur Familie und zu unseren Freunden. Die Familie war ein schwieriges Thema für uns beide, es wäre vermutlich nicht so schlimm gewesen, wären wir beide Hetero, so wie es sein sollte. Von mir wurde erwartet ein Mädchen aus gutem Hause zu heiraten und möglichst bald einen männlichen Erben zu präsentieren, der nach mir den Titel und den Besitz erben sollte. Bei mir war es nur eine Frage der Zeit bis die Eltern einen Reinblüter ausgesucht hatten der mich zur Frau erhalten sollte, jemand von Stand, mit Titel, mit Besitz der an die Familie gehen konnte. Es war wohl zu verstehen, dass wir beide die für uns vorbestimmten Wege nicht begehen wollten. Über die Jahre hatten wir viele Pläne geschmiedet wie wir der Familie entkommen konnten, doch sie alle bauten darauf auf, dass wir die Schule abschließen konnten. Es war ohnehin ein kleines Wunder, dass die von Edelsteins gewollt hatten, dass ihre Tochter eine Ausbildung bekam und entsprechend gebildet an ihren Zukünftigen ging, zumindest was das anging waren unsere Eltern modern eingestellt. Nutzen sollte ich diese Ausbildung sowieso nicht. Wir hatten so oft schon über diese Themen gesprochen, ein Blick reichte aus um zu teilen was wir darüber dachten. Sie werden es nicht erfahren und Vash wird ja sagen. Wir stehen das durch Rod. Ich atmete tief durch und nickte schließlich. Ja, wir schaffen das. Zusammen. Entschlossen ergriff ich die Hand meiner Schwester als ich wieder los ging. Berührungen waren Zuhause immer ein Verbot gewesen, Umarmungen wurden bestraft. Es war schwer das abzustreifen, doch es wurde. Es hatte fast sieben Jahre gedauert, aber es wurde besser. Hand in Hand stiegen wir die Treppen weiter hinab.
(Kerker/Slytherin-Kerker/Slytherin Gemeinschaftsraum)