Ich würde Finn nicht nachrennen, wenn er floh und ich würde ihn auch nicht aufzuhalten versuchen, denn jeder hatte seinen Freiraum verdient, doch er blieb wo er war und ich senkte langsam die Hände wieder und lächelte ihn offen und ehrlich an. Gut. Kannst du für mich einmal tief ein und langsam wieder ausatmen?

Komm schon Flechter. Du kannst das., redete ich mir selbst in meinem Kopf gut zu, während ich das versuchte zu tun, was mir Teo gerade vorschlug, schließlich hatte er recht, ich musste atmen, wenn ich mich beruhigen wollte. Mehr oder weniger erfolgreich, aber doch bemüht, versuchte ich also so tief und so langsam wie möglich ein und wieder auszuatmen. Ich spürte, wie ich mich langsam wieder beruhigte, auch wenn ich mir noch immer nicht ganz sicher war, was denn nun seine Absichten mit mir waren. Danke., meinte ich leise, während ich fühlte, wie ich mich langsam wieder entspannte.

Ich beobachtete umsichtig, dass Finn auch wirklich einatmete und nickte dann bestärkend, als er es richtig anstellte. Sehr gut, du machst das toll. Ist es okay, wenn ich dir näher komme, oder soll ich bleiben wo ich bin?

Einen Moment überlegte ich hin und her, bevor ich vorsichtig nickte, während ich mich weiter darauf konzentrierte zu atmen, was ich hoffentlich gerade noch so hinbekommen würde. Du kannst näher kommen., meinte ich leise und vielleicht etwas gepresst, aber es war die Wahrheit. Ich fühlte mich bei Körperkontakt meistens wohl, auch wenn ich nicht verstand, warum genau er mir näher kommen wollte, bei meinem seltsamen Verhalten. Merlin, ich wüsste zu gerne, wie man so freundlich sein konnte.

In Ordnung, danke. Langsam und geduldig trat ich immer näher, bis ich in Reichweite zu Finn war. Langsam hob ich dann die Hand, so dass Finn sie sehen konnte, und legte sie wieder auf seinen Arm. Wenn es dir hilft würde ich dich gerne umarmen, ist das okay?

Irgendwie fragte ich mich, ob er das öfter machte, so mühelos wie er mir sich näherte und wie sanft er mich am Arm berührte, oder ob so etwas für ihn ganz natürlich kam. Als er mir allerdings eine Umarmung anbot, wäre ich beinahe wieder einen Schritt zurückgegangen, da ich fast fest damit gerechnet hatte, dass er es nicht ernst meinte. Aber ich blieb stehen und versuchte mich davon zu überzeugen, dass meine Paranoia nicht normal war und Teo es wahrscheinlich sogar ehrlich meinte. Bitte., meinte ich leise, auch wenn ich definitiv abstreiten würde, jemals dieses Wort benutzt zu haben, zumindest wenn ich nicht darauf plädieren konnte, dass ich nicht ganz bei Sinnen gewesen war.

Ich wartete ohne viel Bewegungen zu machen ab was er sagen würde. Bei Ablehnung würde ich keinen Schritt näher zu ihm machen, deshalb fragte ich ja. er musste sich hier wohlfühlen, das war gerade wichtig. Finns Antwort fiel allerdings positiv aus und ich umarmte ihn, langsam und vorsichtig, dass er sich jederzeit zurück ziehen konnte, wenn er wollte. Ich konnte meine Arme nur um seine Mitte schlingen, aber das musste eben herhalten. Ich legte eine Hand an seine Lendenwirbelsäule und die andere zwischen seine Schulterblätter und lehnte meine Stirn an seine Brust. Danke Finn, du machst das wunderbar. Es ist alles gut, versprochen.

Teo schien es anscheinend wirklich ernst zu meinen, da er seine Arme langsam und sanft begann um mich zu legen. Ich spürte eine Hand zwischen meinen Schulterblättern, eine Hand auf meinem Rücken und seine Stirn, welche nun an meiner Brust lehnte. Auch wenn mein Herz zuvor schon mehr Arbeit gemacht hatte, als es hätte müssen, klopfte es kurz noch etwas schneller. Selbst in meinem Zustand fiel mir auf, wie verdammt süß das gerade war und ich schlang meine eigenen Arme prompt um seine Schultern, während ich meinen Kopf senkte. Ein paar Mal atmete ich einfach ein und aus und erlaubte es mir, einfach die Umarmung zu geniesen. Er hatte recht, alles würde schon werden und wenn, hatte ich immer noch mich selbst.

Finn schlang seine eigenen Arme auch um mich und es wurde zu einer richtigen Umarmung. Ich lächelte leicht und atmete unauffällig seinen Geruch ein. Ich machte das hier zwar hauptsächlich für den älteren Schüler, aber warum sollte ich nicht auch etwas davon haben? Ich umarmte hier immerhin meinen Crush und das durfte mich doch wohl auch trotz der Umstände freuen, oder? Ich murmelte hin und wieder beruhigende Nichtigkeiten vor mich hin und strich Finn leicht mit der Hand bei seinen Schulterblättern über den Rücken.

Um ehrlich zu sein, wusste ich nicht wie lange wir hier standen und uns umarmten. Es verging bestimmt mehr an Zeit, als eine normale Umarmung unter "Bekannten" dauern sollte, aber seine Hand an meinem Rücken war gerade einfach zu angenehm, um etwas dagegen zu tun. Danke., meinte ich schließlich leise, immerhin hätte Teo auch einfach gehen können, hatte es aber nicht getan. Er war wirklich in Ordnung.

Finn schien sich nun soweit beruhigt zu haben, doch leider wurden wir gerade da gestört. Ansich jetzt noch nichts schlimmes, immerhin konnte uns ja jeder ansprechen der wollte, das war also auch Anouschkas gutes Recht, aber was sie sagte triggerte meine sonst so geringe Wut. Es war ja nicht so, als hätte man mich nicht schon wegen meiner Sexualität fertig gemacht, doch ich konnte es nicht leiden, wenn jemand meine Freunde attakierte, da war es dann vorbei mit dem liebevollen Hufflepuff. Ich ließ Finn los, aber nur um mich mit einem Ruck zu Anouschka zu drehen und sie wütend anzufunkeln, meine Hand zuckte zu meinem Zauberstab. Was fällt dir eigentlich ein? Du platzt hier rein, ungefragt, schimpfst herum, motzt, weil Finn dich nicht kennt, wofür er nichts kann, beleidigst ihn und willst dann plötzlich doch beste Freunde sein? Hackts bei dir? Wie oft bist du mit deinem Kopf gegen die Schlossmauern gerannt, dass du das als okay siehst? Das ist doch kein Verhalten! Du bist verknallt, schön und gut, aber könntest du deine Eifersucht mal zurück schrauben und kapieren, dass manche Situationen verdammt unpassend sind um reinzuplatzen? Und wage es nie wieder. Nie. Wieder. Jemanden in meiner Gegenwart wegen seiner Sexualität zu verurteilen, sonst kannst du den süßen, kleinen Hufflepuff-Teo gleich vergessen und ich mache dich fertig. Zum Ende hin war meine Stimme richtig dunkel und drohend geworden, ein Tonfall, den ich nur sehr, sehr selten auspackte.

Zugegeben hatte sie sich einen erdenkbar schlechten Moment ausgesucht, um hier aufzutauchen, da ich mich gerade hatte gehen lassen. Allerdings wäre ich kein Slytherin, wenn es mir nicht sofort meisterhaft gelungen war meine Fassung zu bewahren, während sich Teo erstaunlicherweise von mir löste und begann wie ein Rohrspatz zu schimpfen. Das konnte einem beinahe schon auspacken, wie viel Wut der Kleine gerade ausstrahlte. Wäre die Situation nicht gerade etwas unangebracht, hätte ich sofort ehrlich zugegeben, wie heiß das eigentlich war. Trotzdem konnte ich mich durchaus selbst verteidigen, weshalb ich rasch einen Schritt nach vorne trat, um neben ihm zum Stehen zu kommen. In wen ich verknallt bin oder nicht, das geht dich nun einmal wirklich gar nichts an., meinte ich in einem kühlen Tonfall, Ich denke es wäre gut, wenn du dich hier erst einmal entfernst. Rede mit Cora, oder mit jemand anderem, aber bevor wir beide Freunde werden können, solltest du dich vielleicht beruhigen. Ich würde in diesem Zustand ganz bestimmt nicht weiter mit ihr sprechen, sollte sie das doch lieber mal einer Freundin erzählen, anstatt Leute, die sie gar nicht wirklich kannte, zu beurteilen. Ob sie mich nun beobachtet hatte oder nicht, war mir ziemlich egal.

Ich sah zu Anouschka hoch, ein wütendes Funkeln in den Augen. Es geht hier nicht um dich. Hör auf dich in Selbstmitleid zu baden und hol dir Hilfe. Du hast Freunde, rede mit denen, wenn du meine Hilfe willst dann gebe ich sie dir gerne, aber nicht auf diese Art. Ich war sauer, aber ich wollte ihr auch helfen, nur eben gerade ging das so gar nicht, vor allem weil sie auch Finns Aufforderung ignorierte und in meinen persönlichen Bereich trat, obwohl ich ihr deutlich machte, dass ich sauer war.