Ich betrat das Klassenzimmer und sah Professor Shin. "Guten Tag." Brummte ich zur Begrüßung. Da es außer mir noch keinen Schüler hier gab, wagte ich eine vorsichtige Frage: "Professor, stimmt es, dass Sie auch Legilimentik unterrichten?" Ich habe darüber mal gelesen und wollte es seitdem lernen, aber leider brauchte man dafür einen Mentoren.

@Minsun Shin

Meine Unterrichtsstunde in der sechsten Klasse war gerade zu Ende gegangen und ich hatte nun keinen Unterricht mehr, zumindest für heute. Gerade stand ich an der Tafel und löschte die Formeln mit einem Schwenken meines Zauberstabes, die wir für unsere Berechnungen diese Woche benötigt hatten, mein Klassenzimmer wieder leer. Allerdings hörte ich auch, dass sich erneut die Tür öffnete und jemand mein Klassenzimmer betreten hatte, weshalb ich mich umdrehte. Schönen Tag, Mr. Snape., begrüßte ich den jungen Mann, er war schließlich einer meiner Schüler, Nun, wie Ihnen sicher bewusst ist, wird Legilimentik nicht regulär an dieser Schule unterrichtet. Seulgi, mein Steinkauz, der auf meinem Schreibtisch saß, beäugte ihn neugierig. Ich verschränkte meine Arme und betrachtete den Schüler einen Moment nachdenklich, denn er war intelligent, daran hatte ich keinen Zweifel. Ich hatte noch nie besonders viel von der Begrenzung von Wissen gehalten, sei es nun gefährlich oder nicht. Da sprach wahrscheinlich einfach der ehemalige Ravenclaw aus mir. Ich zog eine Augenbraue hoch und zögerte einen Moment, bevor ich hinzufügte, Allerdings bedeutet das nicht, dass ich nicht dazu bereit wäre diese Kunst privat zu unterrichten.

Der neugierige Blick von Professor Shin weckte ein komisches Gefühl in meinem Inneren. Ich kannte schon die Theorie von Legilimentik und Okklumentik und mir war es bewusst, dass man gewisses Vertrauen dem Mentor schenken musste und auch umgekehrt. Es war auch mit vielen Risiken verbunden, aber die Sache war mir es wert. "Kann ich Professor Shin vertrauen? Wird sie auch mir vertrauen?" Überlegte ich kurz. "Wären Sie auch dazu bereit, mich privat zu unterrichten?" Fragte ich leise und versuchte keine Emotionen zu zeigen, obwohl ich vor Unsicherheit und Hoffnung innerlich zitterte.

In anderen magischen Schulen, wie zum Beispiel der japanischen, Mahoutokoro, wurden solche Fähigkeiten durchaus von Lehrern an Schüler und Schülerinnen weitergegeben, allerdings auch nur an die Auserwählten. Ich wusste, dass Albus auch nichts dagegen hatte, den Schülern Wissen zu vermitteln, das nicht im Lehrplan vorgesehen war, aber hier würde der Legilimentik-Unterricht auf meine Verantwortung gehen. Nun, ich denke, das wäre grundsätzlich möglich, Sie sind ein intelligenter junger Zauberer, Mr. Snape., erklärte ich ihm so sachlich wie möglich, Allerdings ist Ihnen sicher bewusst, dass Legilimentik sehr leicht unverantwortlich gegen andere eingesetzt werden könnte. Man brauchte einen starken Willen, aber auch ein starkes Vertrauen, immerhin konnte man mit Legilimentik nicht nur geäußerten Gedanken oder die erspürbaren Empfindungen offenbaren, sondern auch verborgene Gefühle und Erfahrungen und geheimste Wünsche. Wenn Sie es also wirklich lernen möchten, dann müssen Sie sich gut überlegen, wem sie mit dieser Technik vertrauen. Ich kann Ihnen allerdings versichern, dass ich unter absoluter Verschwiegenheit stehen würde. Ich war alles außer unprofessionell, natürlich war ich streng und hatte auch meine Schwächen, aber alleine die Frage, ob Legilimentik-Unterricht bei mir möglich wäre, war sehr mutig gestellt von dem Schüler. Ich würde ihn nicht verurteilen, wenn er dazu nicht bereit wäre.

Es gab einen wichtigen Grund, wieso ich ausgerechnet Professor Shin um den privaten Unterricht bat. Ich kannte keinen anderen Legilimentiker, außer ihr und Professor Dumbledore. Der letzte jedoch war ein sehr beschäftiger Mann. "Professor, ich verstehe sehr gut, dass die Kunst der Legilimentik in falschen Händen, eine sehr gefährliche Waffe wäre. Mir ist auch klar, dass der Lernprozess mit gewissen Opfern verbunden ist und ich bin dazu bereit, diese zu bringen." Sagte ich ernst. "Ich bin vor allem daran interresiert mich verteidigen zu können und Legilimentik ist die einzige der Attackformen, die ich nicht ganz verstehe, weil mir der praktische Teil fehlt. Ohne den mechanismus dieser Kunst zu begreifen, werde ich nie im Stande sein, die Okklumentik zu lernen. Jetzt war es raus. Ob Professor Shin alles über mich wissen wird oder nicht, war mir ziemlich egal.

Während der Schüler sprach und mir erklärte, warum er genau hier war, hörte ich einfach nur ruhig zu, denn ich wollte und würde ihn nicht dabei unterbrechen. Er sprach von Opfern, die zu bringen waren, Verteidigung und Okklumentik, eine ebenso schwere Kunst, er hatte also definitiv hohe Ziele. Nun gut, wenn Sie sich so sicher sind, dann möchte ich Ihnen natürlich nicht im Wege stehen. Wissen hatte für mich oberste Priorität, auch wenn manche meiner Kollegen damit wohl nicht übereinstimmen würden, so sah ich es als Gelegenheit einen Schüler sein volles Potential erreichen zu lassen, besonders trotz der widrigen Umstände, unter denen wir uns momentan befanden. Ich kann Ihnen privaten Unterricht in Legilimentik anbieten, am besten abends, nachdem Essen, wenn das für Sie in Ordnung ist?

Innerlich machte ich einen Freudesprung, aber nach außen wollte ich der Professorin nur zeigen, wie ernsthaft ich an diesen Unterrich angehen wollte. "Ich weiß es zu schätzen, Professor. Danke." Sagte ich mit ernster Stimme und neigte leicht den Kopf. "Die Zeit nach dem Abendessen geht natürlich in Ordnung." Ich würde auch mitten in der Nacht zu diesem Unterricht erscheinen, wenn sie es verlangte, aber auch das behielt ich für mich. "Verzeihen Sie meine ... nun Aufdringlichkeit, aber wann und wo können wir anfangen?" Fragte ich noch.

Bitte gerne., antwortete ich mit einem schmalen Lächeln und wirkte dann etwas erstaunt, schließlich war heute doch das Halloween-Festmahl und ich hatte nicht gedacht, dass da die Gedanken der Schüler unbedingt beim Unterricht schweben würden. Allerdings verübelte ich ihm die Frage auch nicht, ganz im Gegenteil, ich war begeistert von dem Engagement. Nun, gerne jederzeit, in meinem Klassenzimmer am besten, da sollte sich um diese Zeit auch besser niemand anderer aufhalten., überlegte ich laut und nickte dann, Wir können gerne direkt heute beginnen, ich wollte Sie nur nicht davon abhalten, das Halloween-Festmahl zu geniesen. Ich persönlich war zwar nicht unbedingt der Typ für große, prunkvolle Veranstaltungen, so sehr ich meinen kleinen Tanz mit Alexander am Ball genossen hatte, mir war ein ruhiges Glas Feuerwhiskey am Abend da lieber, aber ich wusste auch, dass die meisten Schüler das anders sahen, aber so jung war ich auch schon lange nicht mehr.

"Sie halten mich nicht ab. Ich bin kein Fan von dem Menschengedränge." Murmelte ich. "Lieber mache ich etwas Vernünftiges, wie lesen oder lernen." Aufmerksam betrachtete ich die Leherin. Sie würde wahrscheinlich nichts vorschlagen, wozu sie nicht bereit war. Ich atmete tief durch und freute mich sehr auf die erste Lektion.

Ausgezeichnet., meinte ich positiv überrascht und nickte dann, ich persönlich hatte keinen Grund das Halloween-Festmahl zu besuchen, außerdem war ich etwas beeindruckt, denn selbst in meinem eigenen ehemaligen Haus gab es einige Schüler, die dazu eine sehr andere Meinung gehabt hätten. Ich war schon immer sehr karriereorientiert gewesen, deshalb stellte ich Fleiß oder Intelligenz auch über Feiern und Soziales, aber es waren lange nicht alle so. In Ordnung, dann fangen wir doch gleich an., stimmte ich also zu und fragte dann direkt einmal nachdem Vorwissen, immerhin hatte es nicht so gewirkt, als ob er gar keine Vorahnung von dieser Zauberkunst hatte, Wissen Sie denn schon etwas über Legilimentik oder sind Sie dieser Fähigkeit bereits einmal begegnet?

"Ich kenne nur die Theorie, Professor." Sagte ich. "Soweit ich es gut verstanden habe, handelt es sich bei Legilimentik nicht nur um Gedankenlesen, aber auch um Nachvollziehen der Gefühle und Wünsche und um die Fähigkeit Lügen und Geheimnise zu entdecken." Das war alles, was die Bücher sagten. "Aber ich verstehe es nicht, WIE man das macht." Fuhr ich fort. "Eigentlich bin ich ein ziemlich guter Beobachter und kann viel aus der Mimik oder Körpersprache ablesen, aber das ist noch lange keine Legilimentik. Wie drängt man in den Kopf eines Menschen? Kann der Mensch es fühlen oder kann man das auch unauffällig machen?" Fragte ich neugierig.

Ausgezeichnet, das sind schon einmal gute Ansätze., stimmte ich zu, denn das waren ungefähr die Grundlagen, die Frage nach dem wie würde sich auch aus der Erklärung ergeben, die ich ihm als Zusatz noch geben konnte. Ich wandte mich zur Tafel und schrieb ein Wort auf die Tafel: Legilimens. Dann drehte ich mich wieder zu dem Slytherin-Schüler um. Es gibt grundsätzlich zwei Optionen, wie man die Gedanken anderer lesen kann, entweder man nimmt sich den Zauberspruch "Legilimens" zur Hilfe oder man beherrscht es von Natur aus. Es gibt beispielsweise auch Tierwesen, wie die nordamerikanische Wampuskatze, die Legilimentik beherrschen. Geborene Legilimentoren merken zunächst meistens zufällig ihre Fähigkeit und erlernen sie nach und nach. Allerdings war auch beispielsweise ich kein geborener Legilimentor, genauso wie Mr. Snape, sondern hatte es auch im stundenlangen Üben lernen müssen. Wenn man zum Beispiel Blickkontakt hat, ist es einfacher, die Verbindung aufzubauen und auch aufrecht zu erhalten, aber mit Erfahrung ist auch irgendwann der Augenkontakt nicht mehr notwendig. Genauso ist es auch, wenn man es unauffällig machen möchte, man braucht dazu sehr viel Erfahrung und eine starke Willenskraft, genauso wie das Glück, das das Gegenüber nicht geübt im Blockieren solcher Angriffe ist. Also, um Ihre Frage zu beantworten, ja theoretisch könnte man es sogar so anwenden, dass man Gedanken von Personen nicht nur verändert, sondern dass sie auch glaubt, dass es schon immer ihre Gedanken gewesen wären. Es war vielleicht eine gruselige Vorstellung, immerhin könnte so jemand in den Kopf des Gegenübers eindringen, dessen Gedanken nicht nur lesen, sondern sogar verändern und ihn zum Schluss auch noch dazu bringen zu denken, es wäre nichts dergleichen passiert. Allerdings musste man dazu auch ein sehr mächtiger Zauberer und ein sehr guter Legilimentor sein.

Ich hing förmlich an den Lippen von Professor Shin. Das, was sie erzählte war faszinierend. "Wenn ich jetzt hier rausgehe und den Zauberspruch auf jemanden ausprobieren würde, werde ich dann seine oder ihre Gedanken lesen können?" Überlegte ich und dachte kurz an Fierro, warf den Gedanken aber sofort weg. So einfach konnte es doch nicht sein. Dann erklärte mir die Lehrerin, dass es doch einiges an Erfahrung und Konzentration benötigte. An der Konzentration mangelte es mir noch nie. "Verstehe ich es richtig, dass ein geübter Legilimentiker, auch durch die Blockaden von einem schwacheren Okklumentiker durchdringen kann?" Fragte ich nachdenklich. Ich fand die Vorstellung, jemands Gedanken verrändern zu können ziemlich interessant und gleichzeitig erschreckend. "Was wenn jemand das bei mir versuchen würde?" Der Gedanke gefiel mir nicht. "Professor, wie kann man sich schützen? Gibt es eine Gegenformel zu dem Legilimens?" Ich hatte noch so viele Fragen, aber es wäre unklug sie alle sofort zu stellen.

Das wäre absolut möglich, ja, Okklumentik ist leicht aufzubrechen, wenn ein Okklumentor sich zum Beispiel nicht voll auf die Geheimhaltung seiner Gedanken und Gefühle konzentrieren kann, schläft oder er einfach nur müde ist., beantwortete ich ihm seine Frage sofort, ich freute mich darüber, dass er so aufmerksam wirkte, aber das würde er auch sein müssen, wenn er diese Kunst erlernen wollte. Sie erforderte viel Übung und ein großes Maß an Disziplin, für viele Schüler, besonders in diesem Alter, alles andere als einfach. Beim Anwenden des Zauberspruches kann auch ein Schildzauber ihn zurückweisen, also Vorsicht, denn er könnte dabei die Legilimentik in umgekehrter Richtung wirksam machen., ging ich dann noch auf seine zweite Frage ein, ob es eine Gegenformel gab, Eine richtige Gegenformel gibt es nicht, aber in den Grundlagen hilft es bereits seinen Geist zu leeren, keine Gedanken an die Oberfläche zu lassen, die leicht gelesen werden können. Wenn man richtige, fortgeschrittene Okklumentik anwenden möchte, unterdrückt man hingegen nur die Teile, die dem widersprechen, was man dem Legilimentor vorgaukeln möchte. Man kann eine "falsche" Mentalitätsschicht erzeugen, die die Perspektive des Legilimentor völlig aus dem Konzept bringt. Es war beinahe unmöglich von Legilimentik zu sprechen, ohne auch über Okklumentik zu sprechen, eine genauso schwere Kunst, allerdings nicht weniger interessant. Noch etwas fiel mir spontan dazu ein, schließlich war Mr. Snape einer von den Schülern, über die Horace eigentlich ganz gerne sprach, einer seiner Lieblings sozusagen. Ich habe gehört, Sie sind auch ein sehr fleißiger Schüler in Zaubertränke, nicht wahr? Vielleicht ist das besonders für Sie interessant, Okklumentik ist auch eine Methode, um dem Einfluss von Veritaserum zu widerstehen.

Ich konnte meine Begeisterung nicht mehr verbergen. Alles was Professor Shin erzählte war fasziniert. "Wann kann ich es versuchen?" Fragte ich vorsichtig. "Und an wem?" Überlegte ich. Wollte sie mir etwa erlauben in ihr Geist einzudrängen? Wahrscheinlich war sie auch eine begabte Okklumentikerin und konnte die Gedanken, die sie zu verbergen wünschte, aussortieren und nur das zeigen, was sie wollte. Um diese Fähigkeit beneidete ich sie. Es schien nur von der Diszipilin, Konzentration und langen Übungen abzuhängen. Ich nahm mir vor in der Bilbiothek nach entsprechenden Büchern zu suchen und es auszuprobieren. "Man kann dem Veritaserum widerstehen? Aber da musste man wirklich starke Magie besitzen und ein Meister in Okklumentik sein!" Rief ich überrascht, denn ich wusste ganz genau, wie stark das Wahrheitselixier war. Oder überschätzte ich es etwa?