Pflege magischer Geschöpfe hatte ich schon immer gemocht und das Pergament ging auch einfach von der Hand, denn ich wusste sowieso ziemlich viel über den Hintertück. Komplett in Gedanken über meine seltsame Familiengeschichte, bemerkte ich gar nicht die langen Beine, die mit meinem Körper kollidierten und dann mit einem dumpfen Geräusch wohl den Rest der Treppe wieder nach unten segelten. Zugegeben, er hätte besser aufpassen können, aber als ich im nächsten Moment Roderich sah, wie er sich seine Schulter rieb, steckte ich sofort mein Pergament weg und stand selbst auf. Merlin, Roderich, ist alles okay?, fragte ich, schließlich mochte ich meinen Hauskameraden aus dem Quidditchteam, aber beantwortete ihm auch sofort seine Frage, wenn ich auch wenigstens den Anstand hatte ein wenig verlegen zu schauen, Hausaufgaben von Pflege magischer Geschöpfe?

Zu meiner Verteidigung, ich habe auch nicht damit gerechnet, dass ich übersehen werden könnte., meinte ich und fuhr durch meine gefärbt-platinblonden Haare, schließlich war ich alles andere als klein oder schmal, aber gut, offenbar hatte mir das in dieser Situation auch nicht viel genutzt. Wie am Quidditchfeld als ich mein neues, riskantes Manöver ausprobiert hatte, hatte mich Roderich schon wieder als Dummerchen bezeichnet und so passend es war, ein wenig Anstand hatte ich auch, zumindest meinen Freunden gegenüber, besonders mit der leichten Gereiztheit, die Roderich wirklich nicht besonders oft zeigte, er und Anne machten es meistens nicht einfach zu erraten, was sie gerade fühlten, und das machte mich schon ein bisschen verlegen. Ich überlegte kurz, während ich seine Hand auf seiner Schulter sah und nahm dann mein Stofftaschentuch mit dem Fletcher-Familienwappen darauf hervor, das ich ein wenig einfaltete und dann mit einem Gefrierzauber einfrieren ließ, bevor ich es ihm hinhielt. Hier, das sollte helfen, denke ich., meinte ich, schließlich war ich nicht Madam Pomfrey, aber zumindest wusste ich, dass Muggel so gegen diese Art von Verletzungen vorgingen, Kühlung tat gut und solche Dinge, ich kannte mich nicht aus, aber ich hatte es selbst für die blauen Flecken und leichten Prellungen, für die ich zu stolz war den Krankenflügel aufzusuchen, nachdem Quidditchtraining verwendet.

Roderich nahm das Taschentuch an und hielt es sich auf die Schulter, was tatsächlich zu helfen schien, bevor er sich entschuldigte, was mich die Schultern zucken ließ. Es war absolut in Ordnung seine Gefühle zu zeigen, zumindest versuchte ich nach diesem Prinzip zu leben, auch wenn ich gerade meine "schwachen" Gefühle nur ungern zeigte, aber er war ja jetzt nicht schlimm wütend gewesen, etwas, das bei den von Edelstein Zwillingen allerdings auch wirklich selten sein musste. Hey, kein Ding, es war ja wirklich ein blöder Sitzplatz, du hattest recht., winkte ich also ab und beschloss die Situation dann etwas aufzulockern, indem ich, naja, einfach ich selbst war. Ich hoffe du bist mir deswegen jetzt nicht-, ich begann jetzt schon über meinen schlechten Witz zu grinsen, -verfallen.

Ich bin eben etwas besonderes., prahlte ich mit großem Stolz und grinste nur weiterhin stolz über meinen Witz, ich brauchte keine großen Reaktionen und ich kannte meine lieben Schulsprecher gut genug, um zu wissen, dass wir eben doch ganz schön verschieden waren. Bei was habe ich dich eigentlich unterbrochen? Es ist schließlich mitten am Tag und normalerweise wärst du mit Anne unterwegs., stellte ich allerdings fest, schließlich war Roderich wirklich nur bei den Schlafsälen alleine am Weg, zumindest meistens, die Zwillinge schienen sich nur ungerne zu trennen, im Gegensatz zu manch anderen Geschwisterpaaren.

Ich nickte, das ergab auch Sinn, das Buch war mir tatsächlich bis jetzt auch gar nicht aufgefallen, aber es erklärte, warum Roderich mich nicht gesehen hatte, während er die Stufen genommen hatte. Die beiden scheinen sich ziemlich gut zu verstehen., meinte ich und wackelte mit den Augenbrauen, immerhin hatten die beiden zusammen auch den Ball besucht, So viel Zeit verbringt unser lieber Captain doch eigentlich sonst nur mit Lucinda.

Hey, ich freue mich nur für die beiden, ich bin schließlich nicht blind, ich habe gesehen, wie sie zusammen getanzt haben., meinte ich und hob entschuldigend meine Hände, auch wenn es mir kein bisschen leid tat, bevor ich wieder etwas grinste, schließlich war Erika Zwingli auch in meinem Jahrgang und ich hatte schon ausreichend über ihren Bruder gehört, besonders begeisternd in den letzten Tagen, Ich freue mich auch für dich.

Hm, ich glaube du weißt ganz genau von was ich spreche, oder sollte ich lieber sagen von wem?, meinte ich grinsend, aber es war keinesfalls boshaft, ich wollte ihn einfach nur ein wenig necken, denn ich freute mich wirklich für die beiden. Während ich in den Straßen von London aufgewachsen war, zwischen Familie und nicht-Familie, so schienen die beiden doch aus einer ganz anderen Welt zu kommen und das nicht nur, weil sie aus einem anderen Land waren, auch wenn sie sich inzwischen deutlich losgelöst hatten. Erika scheint jedenfalls sehr begeistert zu sein.

Ach, ob offiziell oder nicht, ich bin nicht blind, ihr passt perfekt zusammen., meinte ich überzeugt nickend und dachte dann kurz darüber nach, bevor ich noch hinzufügte, Es muss nicht immer alles offiziell sein, damit das Richtige für dich ist. Ich war auch sehr glücklich mit dem Gedanken gewesen, dass Teo mich so sehr mochte, auch wenn ich es wirklich so schnell wie möglich vollkommen offiziell machen wollte. Ich hatte auch schon eine Idee, wie ich ihn so dramatisch und episch wie möglich fragen würde, am besten vor so vielen Leuten wie möglich, aber ich verstand auch, dass es Leute gab, denen ihre Privatsphäre wichtig war.