Alexander war wirklich riesig und muskulös, ein Bild von dem auch viele gut trainierte Männer nur träumen konnten, aber wenn man ihn so lachen sah, bemerkte man einfach sofort seine sanfte Seite. In der Zaubererwelt mochte physische Stärke keinen so großen Stellenwert haben, aber es war dennoch beeindruckend und für manche Positionen im Zauberer-Sport auch notwendig, wie für die Treiber beim Quidditch beispielsweise. Das klingt nach einer guten Idee. Bei einem Fach der Naturforschung wie Alchemie bietet sich das aber auch an, ich weiß nie so wirklich, wie ich Berechnungen nach draußen verschieben könnte., sagte ich mit einem zum Schluss hingehend leicht scherzhaften Unterton, denn ich liebe mein Fach über alles, auch wenn es nun einmal vielen Schülern leider nicht so viel Spaß machte, wie Quidditch oder Verwandlung zum Beispiel.

Du könntest höchstens Tische draußen aufstellen, aber bei dem Berechnungen hilft das wohl weniger. Ich lächelte amüsiert und lehnte mich auf den knarrenden Stuhl etwas zurück. Ich hab dich beim Essen gar nicht gesehen, warst du so früh dran?

Über diesen Kommentar musste ich sogar ein kleines bisschen lachen, hell und klar, meinen Kopf minimal in den Nacken gelegt. Die Vorstellung, die Tische auf einer der Grünflächen aufzustellen, wäre vermutlich ziemlich witzig, aber eher für einen Scherz und weniger für den Unterricht. Ich habe als eine der Ersten zu Abend gegessen, ich brauchte etwas für meine Nerven, nachdem mir Rolanda erzählte, dass mein Sohn schon wieder Kopf und Kragen beim Quidditch riskierte., meinte ich und schüttelte den Kopf, Ich gehe davon aus, das bedeutet, du hast erst jetzt zu Abend gegessen?

Ich freute mich darüber Minsun zum Lachen gebracht zu haben, denn ich mochte es gerne, wenn andere sich in meiner Umgebung freuten. Hat er das? Was ist passiert? Interessiert sah ich Minsun an und nickte kurz. Richtig. Wo wir gerade von ihm reden, deinen Sohn hab ich beim Essen gar nicht gesehen.

Anscheinend ist er fast von seinem Besen gefallen, weil er absichtlich abgesprungen ist, ich habe keine Details gehört., meinte ich mit einem Kopfschütteln, denn auch wenn ich mich extra für ihn mehr für Quidditch interessierte, so machte er teilweise Dinge, die wirklich sehr halsbrecherisch waren und ich konnte einfach den Gedanken daran nicht verhindern, dass es womöglich alles meine Schuld war, da ich ihn in seinen ersten zehn Lebensjahren nicht begleitet hatte. Nicht begleiten hatte können, oder zumindest hatte ich das damals so empfunden. Bei Alexanders Anmerkung runzelte ich allerdings verwirrt die Stirn, denn auch wenn das Essen noch nicht ganz vorbei war, so war es doch ziemlich spät. Oh, nun, ich hoffe es ist alles in Ordnung bei ihm.

Als jemand der sich sehr für Quidditch interessierte, hätte ich zu gerne gewusst was Finns Motivation zu einem solchen Sprung gewesen war, doch das würde ich wohl nie erfahren. Er hatte sicher einen guten Grund. Auch wenn das beim Training vielleicht ein bisschen unnötig war. Ich lächelte Minsun beruhigend an. Es geht ihm sicher gut.

Ob er nun einen guten Grund gehabt hatte oder nicht, ich zweifelte an dem Sinn der Aktion, wenn selbst ein Quidditchschiedsrichter wie Rolanda sich Sorgen gemacht hatte und diese hatte wirklich schon einiges gesehen, zumindest von meinem Verständnis her. Ich hatte für meinen Sohn inzwischen sogar mein etwas angestaubtes Quidditchwissen erweitert, da an mir persönlich leider nicht viel hängen geblieben war. Ich hatte früher selten als Sucher für meine Hausmannschaft gespielt, allerdings immer nur als Ersatz, weil ich einfach nicht die beste Person dazu war. Ich wünschte nur, ich könnte ihn fragen und er hätte genug Vertrauen in mich, mir auch immer die Wahrheit zu sagen., meinte ich leicht bedrückt und nickte dann, Entschuldige, ich weiß es ist unprofessionell so etwas zu sagen.

Ich hob meine echte Hand, wie um Minsun, einem verschreckten Tier gleich, eine beruhigende Handbewegung zu zeigen. Er ist dein Sohn, das kannst du sicher nicht abschalten und solange du ihn als Lehrerin wie alle anderen behandelst kannst du dir privat ruhig Sorgen machen. Ich lächelte und machte eine kurze Sprechpause. Ihr redet nicht sehr viel miteinander, oder?

Es war schwierig für mich seine professionelle Seite abzuschalten, selbst außerhalb des Unterrichts fühlte ich mich oft noch den ganzen restlichen Tag in meiner Rolle als Lehrerin mit einer großen Vorbildfunktion und Verantwortung. Dennoch hatte Alexander natürlich recht mit seiner Aussage, weshalb ich ihn freundlich anlächelte und dann nickte. Trotzdem war es oft schwierig da die Grenze zu ziehen, weshalb ich mich auch überhaupt nicht daran störte Alexander diese Frage zu beantworten. Es ist bereits deutlich besser geworden, nur ist es eben keine einfache Aufgabe zehn Jahre aufzuholen, die man versäumt hat., gestand ich ehrlich, immerhin würde ich niemals über etwas lügen, auch wenn es um etwas ging, das mir vielleicht ein wenig unangenehm war.

Ich musterte einige Momente die andere Professorin vor mir. Eine junge Frau Anfang dreißig, dünn, asiatisch, eigentlich sehr hübsch, aber immer mit einem ernsten Zug um die Augen. Ich mochte sie gerne, sie war eine nette Kollegin, sich mit ihr zu unterhalten war einfach, vielleicht, weil auch sie nicht ganz Akzentfrei sprach. конечно (konechno*), aber du arbeitest daran, das ist das wichtigste.

(*Natürlich)

Das sagt er auch immer, manchmal denke ich er ist zu schlau für sein eigenes Wohl., meinte ich, nun wieder mit einem leichten Lächeln auf dem Gesicht, denn ich musste auch zugeben, dass ich wirklich schon weit gekommen war. In den ersten Wochen hatte er, verständlicherweise, noch nicht einmal mit mir sprechen wollen. Danke, dass du mir zugehört hast, Alexander., bedankte ich mich höflich, da ich normalerweise meine privaten Gedanken nicht besonders viel mit meinen Kollegen teilte.

Dann versteht er es sicher. Mit leisem Tappsen bewegt sich Felix durch den Raum und betrachtete die Sachen, welche andere Lehrer hier zurück gelassen hatten, nur um eine der Federn zu klauen und sie unsichtbar davon zu tragen. Die Feder schwebte natürlich immer noch sichtbar durch die Luft. Es war mir eine Freude. Феликс, опусти это снова. (Feliks, opusti eto snova.*) Ich sah mit leichter Strenge in Richtung Feder und ein leises Gurren war die Antwort, ehe das schwebende Schreibutensil wieder zum Tisch zurück schwebte, von dem es gekommen war.

(*Felix, leg das wieder hin.)

Ich lächelte dankbar, während Alexanders Blick plötzlich auf einem Punkt fixierte, weshalb ich versuchte meinen eigenen Blick ungefähr auf dieselbe Stelle zu fokussieren. Zuerst sah ich etwas herum, bevor ich eine schwebende Schreibfeder bemerkte, was wohl eindeutig darauf hinwies, dass sich sein Demiguise daran zu schaffen machte. Alexander sagte allerdings etwas auf Russisch und die Feder schwebte wieder auf den Tisch zurück. Wie lange hast du ihn schon?, fragte ich, immerhin waren Demiguise schließlich nicht die typischen Haustiere, weil sie einfach sehr schwer zu erkennen waren.

Ich schüttelte den Kopf über den Demiguise, der zu mir zurück geschlichen kam, nur um sich plötzlich an mir hoch zu schwingen, sichtbar zu werden und seinen Kopf unter mein Kinn zu schieben. Er wusste, dass ich ihm so nie böse sein konnte. Und natürlich lächelte ich jetzt auch sanft und strich dem magischen Wesen über den Rücken. Seit 16 Jahren, und er ist immer noch ein kleiner Tunichtgut.

Ich habe noch nie einen dieser Art gesehen, der so zutraulich ist., meinte ich zugegeben beeindruckt. Seulgi ließ ein zustimmendes Zirpen hören, bevor er, vermutlich als Eifersucht, wenn er nicht die volle Aufmerksamkeit bekam, sich in die Lüfte schwang und auf meiner Schulter landete. 당신은 질투*?

(dangsin-eun jiltu? [KR] = Bist du eifersüchtig?)