⤝ Slytherin-Gemeinschafts-Raum
Der Astronomie-Turm war der höchste Turm des Schulgebäudes. Aber wir erklommen auch die langen und engen Treppen nach oben. Die Wendeltreppe im 7. Stock stellte zum Glück für uns zwei Sportlerinnen kein Problem dar. Schließlich kamen wir auf der wundervollen Aussichtsplattform an. Ich hatte Astronomie immer gemocht. Auch heute konnte man wieder ausgezeichnet die Sterne beobachten. Zudem konnte man von diesem Turm so weit sehen – das man sogar den Verbotenen Wald und das Schlossportal gut sehen konnte. "Hier sind wir." Ich sah zu Anne und nickte. Bevor ich den winzigen – geschrumpften – Picknick-Korb aus meinem Umhang zog und auf den Boden stellte. Nun ging es ans Eingemachte. Ich würde sehen ob Anne überhaupt noch bleiben wollte. Sei nicht so nervös Emma! Es muss ja nicht ein Date sein… "Eine kurze Sekunde…" Ich zückte meinen Zauberstab und richtete ihn auf den Picknick-Korb. "Engorgio!" Ich hatte den Korb zudem mit einem Ausdehnungszauber belegt. Also begann ich sogleich mit meinem Zauberstab zuerst die blau-weiße Decke aus zu breiten – die meine Mutter selbst gemacht hatte – und dann das Essen langsam aus dem Korb auf die Decke schweben zu lassen.
Ich hatte keineswegs gespart. Es gab Süßes und Saures. Deftiges und Erfrischendes. Es gab frisches Obst – Orangen Erdbeeren und in Form von Marmelade. Kleine Küchlein mit Beeren darin oder mit Zuckerguss. Einen kleinen Stapel Waffeln mit Ahornsirup. Eine Box gebratenes Gemüse. Eine mit Spinat-Wraps. Eine Box mit runden Crackern und eine mit frischem Brot. Aufstriche und Käse. Und zu guter Letzt zum Trinken Butterbier und Kürbissaft. Eine kleine Flasche Feuerwhiskey hatte ich ebenfalls dabei. "Ich wusste nicht wirklich was du magst also habe ich einfach viel mit gebracht." Ich gestand es nur etwas schwer ein. Aber lächelte dann sofort wieder so selbstbewusst wie möglich. Meine Geschenke an Anne befanden sich noch im Picknick-Korb. Ich würde sie heraus nehmen wenn die Zeit gekommen war. "Die Hauselfen wollten mich kaum in die Küche lassen. Viel weniger gerne wollten sie das ich auch noch selber etwas zu bereite." Die Küchlein hatte ich auch einfach mit genommen. Genauso wie die Getränke und das Gemüse und das Obst. Aber den Rest hatte ich selbst gemacht. Zudem hatte ich alles selbstverständlich selbst zusammen gestellt. Und mir von keinem Hauselfen aushelfen lassen. Auch wenn sie es wohl gerne getan hätten. "Ich musste etwas mit ihnen kämpfen… Aber ich dachte selbst gemacht ist immer noch die beste Entschuldigung."

Ich folgte Emma, ohne außer Atem zu kommen, schließlich war ich, trotz meiner filigranen Figur, gut trainiert durch all das Quidditchspielen, und beobachtete sie dann, die grün-silberne Box immer noch sorgfältig gerade in den Händen, wie Emma ein wunderschönes, reichhaltiges Picknick ausbreitete und vorbereitete. Ich konnte nur so staunen was sie sich da alles hatte einfallen lassen. Für mich. Nun, ich war große, vollgefüllte Tafeln gewohnt, aber das hier war etwas ganz anderes. Es war von Emma, für mich. Handverlesen und selbst zusammengestellt. Nie hätte ich ihr nach so etwas noch böse sein können, selbst, wenn ich noch einen Groll gehegt hätte. Emma hatte sogar die armen hauselfen bekämpft, um das alles selbst zu machen. Ein ehrliches und sanftes Lächeln umspielte nun meinen Mund, während ich meinen Blick, ich sah alles zwar nur verschwommen, aber ich war geübt darin zu erraten was sich hinter den Schlieren meiner Sicht versteckte, über die Decke, für mich war sie einfach nur blau, und über das dort aufgelegte Essen. Emma, es ist wunderschön. Danke, dass du dir solche Mühe gegeben hast. Ich bin nicht mehr böse auf dich.

Annes Lächeln warf mich beinahe um – was schlecht gewesen wäre – immerhin war der Astronomie-Turm wirklich sehr hoch. Es war ehrlich und sanft und ließ mein Herz bis in den Himmel hinauf schlagen. Ich lächelte mein eigenes zurück. "Das freut mich. Aber ich hatte die Idee auch ohne die Entschuldigung geplant. Nicht… Also… Ich dachte einfach es könnte dir gefallen." Nicht als Date. Das hätte ich beinahe gesagt. Aber das hätte es wohl noch seltsamer gemacht. Das mir überhaupt der Gedanke gekommen war. Außerdem hatte ich noch immer die Befürchtung das es mir mein Herz brechen würde – wenn mich Anne dann abservieren würde – ich war schon so glücklich gewesen das sie meine Einladung zum Ball angenommen hatte. Ich wollte mir meine Chancen lieber gar nicht erst hoffen und so nicht verbauen. "Merlin. Hätte ich beinahe vergessen. Ich habe noch zwei Sitzkissen eingepackt." Ich packte noch ein Mal meinen Zauberstab aus und ließ zwei weiße Sitzkissen heraus schweben. Die ich gegenüber auf der Decke – dazwischen das ganze Essen – platzierte. Ich grinste etwas verlegen. "Hier bitte." Ich deutete auf das Kissen – das uns am nächsten war – das Anne sich doch setzen sollte. "Ist eindeutig bequemer."
Nach dem sie Platz genommen hatte nahm ich ebenfalls Platz. Ich ließ mich im Schneidersitz auf das Sitzkissen nieder und belegte das gesamte Essen mit einem Wärmezauber. Und das Trinken mit einem gegenteilig kühlenden. So mussten wir uns keine Gedanken machen das es zu warm oder zu kalt werden würde. "Möchtest du zuerst Essen oder zuerst die Geschenke austauschen?" Ich musterte Anne neugierig. Ich wollte jede ihre Reaktionen auf keinen Fall verpassen. "Ich bin mit beidem zufrieden." Mir war diese Idee zu Weihnachtenn gekommen – als mich Severus nach Geschenks Ideen gefragt hatte – auch wenn er keine davon besonders gut gefunden hatte offenbar. Er hatte beinahe etwas aggressiv reagiert – dabei hatte er mir anfangs nicht ein Mal gesagt das es um Malfoy ging – um ehrlich zu sein war ich davon aus gegangen er hatte nach einem Geschenk für seine kleine rothaarige Gryffindor-Freundin gefragt. Offenbar war aber Homosexualität für ihn ein genauso schwieriges Thema wie es für Annes Familie wahrscheinlich war. Alles Dinge über die ich jetzt lieber nicht nachdenken wollte. Wäre mir die Idee eine Zeit früher gekommen hätte ich vermutlich an Arcana gedacht. Doch nun war sie mir vollkommen in den Hinterkopf gerutscht – ich hatte sie auch kaum noch gesehen – und mein Fokus lag ganz auf Anne. Und er war wie beim Quidditch: Nicht einfach zu lösen.

Ich unterdrückte schwer ein leises Lachen, als Emma versuchte sich zu erklären und sich einmal mehr etwas verrannte, es war einfach sehr niedlich, wie sich die sonst so selbstsichere Quidditchkapitätin verhaspelte, nervös wurde und nicht recht wusste wohin mit sich. Emma umgab stehts ein gewisser Charm, in der Art wie sie sich gebärdete, wie sie sich hielt, wie sie sprach, doch bei dem Verhalten, das sie um mich herum an den Tag lehnte hatte ich das Gefühl, dass ich eine der wenigen Personen war, denen diese Ehre zu Teil wurde. Ich ließ mich auf Aufforderung auf dem nächsten der beiden Kissen nieder, ich saß leicht seitlich, die Beine elegant neben mir ausgestreckt, schicklich nebeneinander. Danke sehr, du scheinst wirklich an alles gedacht zu haben. Das Geschenk legte ich vorsichtig zwischen uns ab und überlegte dann einen Moment. Lass uns gleich die Geschenke austauschen, dann können wir uns anschließend vollkommen auf das wunderbare Essen konzentrieren. Ich lächelte Emma an und reichte ihr dann ihr Geschenk, perfekt eingehüllt in silbern-grünes Papier. In der Geschenkbox waren ein Zeichenbuch, welchem niemals die Seiten ausgingen, ein Besenpflege-Set, drei verschiedene Bücher über Quidditch, eines über Taktiken, eines über alle bekannten Mannschaften, und eines über besondere Besenpflege, und eine schön geschnitzte Box, in welcher sich handgemachte Pralinen fanden, welche in den Formen der verschiedenen Quidditchbällen geformt waren.

Meine Gefühle für Anne warfen mich doch ziemlich aus der Bahn. Es war etwas anderes im Quidditch den Ton an zu geben. Etwas vollkommen anderes auf mein erstes Date zu gehen. Auch wenn ich es nicht Date nannte. Es musste gar keines sein. Aber ich war dennoch nervös. Immerhin spielte ich schon zum 1000 Mal Quidditch. War selbstbewusst in meine Fähigkeiten und in meine körperliche Stärke. Aber nicht so sehr in meiner seelischen. Trotzdem grinste ich verschmitzt – als Anne meinte ich hätte an alles gedacht – und zog amüsiert eine wie immer perfekt gezupfte Augenbraue hoch. "Ich versuche es zumindest." Ich nahm das Geschenk entgegen. Es war wunderschön eingepackt in silber-grünes Geschenkspapier. Und es fühlte sich gar nicht so leicht an. Ich zog kurz beide Augenbrauen hoch. Doch nahm es dann einfach entgegen und legte es mir vorerst in den Schoß. Ich war jetzt wirklich interessiert was sich darin befand. "Dankeschön. Ich bin sicher es ist wunderbar egal was es ist." Ich lächelte charmant und spielte kurz mit meinen Haaren, die ich heute zu zwei Zöpfen geflochten trug. Ansonsten trug ich allerdings noch meine normale Schul-Uniform. Ich hatte nach dem Duellier-Club keine Zeit mit Umziehen verschwenden wollen.
"Hier ist dein Geschenk." Ich zückte meinen Zauberstab. Das Geschenk befand sich noch im Picknick-Korb. Und ließ dann das grün verpackte Geschenk – mit einer großen weißen Schleife – zu Anne hinüber schweben. Ich war durchaus ein wenig nervös. Immerhin war mein Geschenk fast vollständig selbst gemacht. Die Karte war selbst gezeichnet und befand sich in einem schönen goldenen Umschlag. Das süße Tierchen darauf putzte sich - spielte dann wieder im Schnee - und putzte sich dann gleich wieder. In der Karte stand nur ein kurzer Text: 'Schöne Lieder, warme Worte, tiefe Sehnsucht, ruhige Orte, Gedanken, die voll Liebe klingen, Weihnachten möcht' ich nur mit dir verbringen, Emma.' Allein der Text machte mich nervös. Auch wenn es nicht unbedingt so romantisch war. Oder? Vielleicht ist es auch viel zu romantisch und ich habe das Alles komplett falsch interpretiert! Jetzt gibt's wohl kein Zurück mehr... Das Zweite was sich darin befand war ein Bild mit einem schönen schlichten silbernen Bilderrahmen eingerahmt. Eine Art Erinnerung. Auch dieses Bild bewegte sich selbstverständlich. Unsere Jäger flogen - mit Anne an der Spitze - in der Falkenkopf-Angriffsformation. Ich und Regulus schossen an der Seite an ihnen vorbei. Ganz vorne war Roderich zu sehen - der seinen Blick auf Anne an der Spitze gerichtet hatte. Ich wollte ihr eine Erinnerung an unsere Zeit beim Quidditch mit geben. Immerhin hatten wir dort doch so viel Zeit gemeinsam verbracht. Passend zu der Weihnachtlichen Stimmung wirkte es so als würden wir in einer Art Schneesturm fliegen. Es erinnerte mich an ein Spiel letztes Jahr - das wirklich ähnlich gewesen war - aber ich hatte selbstverständlich nur von meiner Erinnerung ausgehend gestreichelt. Dennoch versuchte ich lieber anstatt nervös zu sein das Geschenk von Anne aus zu packen und kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. "Oh Anne!" Ich begutachtete das Zeichenbuch. Mit großer Freude - denn mir gingen ständig die Seiten aus. Dann das Besenpflege-Set - etwas das ich immer gebrauchen konnte - und die drei verschiedenen Bücher. "Das ist wundervoll!" Vorsichtig öffnete ich die schöne geschnitzte Box. Auch in ihr befand sich noch etwas. Schöne handgemachte Pralinen. In Form von Schatz, Quaffel und Klatscher. Meine Wangen röteten sich etwas und ich sah mit großen Augen zu Anne. "Und viel zu viel…"

Ich lächelte dankend, als ich das geschenk annahm und hadderte dann nicht lange mich an das Auspacken zu machen. zuerst betrachtete ich eine kleine Weile die Karte, das Wesen auf ihr war wirklich niedlich, und der Inhalt ließ mich doch leicht erröten. Es mochte genauso gut nur freundschaftlich gemein sein, so wie alle von Emmas Intentionen, doch es war trotzdem wunderschön diese Worte von jemandem zu lesen, der mir mit jedem Tag mehr bedeutete. Diese Karte würde ich definitiv niemals wegwerfen. Als nächstes öffnete ich dann das hübsch verpackte Geschenk, darin befand sich ein Bild, offenbar erneut aus Emmas eigener Feder, es war wie ein Foto, es erinnerte mich an eins der Spiele aus dem letzten jahr, es hatte auch so geschneit und wir hatten die Falkenkopfformation ausgeführt. Ich erinnerte mich noch so genau daran, weil wir dieses Spiel haushoch gewonnen hatten und das obwohl das Wetter so furchtbar gewesen war. Das ist wunderschön, jede deiner Zeichnungen ist so voller Leben. Ich lächelte Emma an und drückte das Bild dann in einer etwas kindischen geste etwas an meine Brust. Dann aber war Emma mit dem Auspacken dran und es war an mir aufgeregt zu sein. Zwar war ich mir recht sicher nur Sachen ausgesucht zu haben die Emma gefallen würden, aber es war eben doch viel, das wusste ich selbst nur zu gut. Und dann sagte sie es auch. Ich schlug die Augen nieder und sah recht betreten drein. Verzeih, ich wollte nicht über die stränge schlagen, aber es gab so vieles was ich dir schenken wollte.

Gespannt beobachtete ich Anne dabei wie sie ihr Geschenk auspackte. Sie blieb bereits bei der Karte hängen. Ich hoffte doch sehr das sie ihr gefallen würde. Die Röte auf ihren Wangen interpretierte ich allerdings als Sieg. Hoffentlich war es ihr nicht unangenehm. Ich lehnte mich vor und musste lächeln als sie das Bild an ihre Brust drückte. Anne war in dieser Situation ein wenig kindlich. Aber auch unfassbar süß. Ich vergaß ein paar Atemzüge zu atmen während ich sie ansah. "Es soll wie eine Art Erinnerung sein. An alle unsere schönen Quidditch-Spiele gemeinsam." Es war eines meiner wenigen richtig professionellen Bilder. Im Normalfall begnügte ich mich mit Bleistift oder ein paar Akzenten mit Buntstiften. Dieses hatte ich jedoch mit Wachsmalkreiden gemalt. Sehr passend zu dem Schnee für das verschwommene Aussehen. Ich hatte stundenlang daran gearbeitet. Immer wenn ich eine Pause beim Lernen gemacht hatte. Und es bis auf das letzte Detail perfektioniert. "Ich werde sie jedenfalls vermissen nach diesem Jahr." Allein der Gedanke das das letzte Spiel dieses Jahr wohl unser letztes überhaupt sein würde machte mich durchaus etwas traurig. Nächstes Jahr würde sich einiges ändern. Das war mir bewusst. Aber dennoch würde ich dieses Jahr wohl immer etwas vermissen. Es fühlte sich einfach besonders an. Wie mein 2. Als ich zum Kapitän geworden war. "Und ich wollte etwas Zeichnen wo Roderich auch darauf zu sehen ist. Ihr beide gehört eben einfach zusammen." Ich war mir nicht sicher ob ich überhaupt jemanden mit einer so engen Bindung – besonders unter Geschwistern – kannte wie die beiden. Es war mir nicht richtig vor gekommen Anne ein Bild ohne Roderich zu schenken. Besonders wenn wir doch unsere meisten Abenteuer – die meisten im Quidditch – gemeinsam erlebt hatten. Und ihn würde ich schließlich genauso vermissen.
"Oh nein! So war das nicht gemeint." Anne glaubte wohl das sie über die Stränge geschlagen hatte. Nun eventuell war das auch die Wahrheit. Aber mich interessierten diese Konventionen nicht. Ich war so froh das sie mir so viel schenken wollte. Ich klappte die Box wieder zu und verstaute alles sehr vorsichtig wieder in der Geschenkebox. Mein Blick wurde beinahe scheu. "Ich glaube nur… Es hat mir noch nie eine einzelne Person so viel geschenkt. Ich bin unglaublich dankbar dafür. Aber ich möchte auch das du weißt das ich dich nicht wegen dem Geld… Also… Das du mich nicht nur wegen dem Geld interessierst." Mein Blick wechselte nervös von Anne zu der Geschenkebox und zurück. War das zu direkt? Ich fuhr einfacher schnell fort. Indem ich Anne ein strahlendes Lächeln zeigte – einmalig und voller Freude – das man wohl wirklich nur selten sah. Es war… liebevoll. Verliebt. Verknallt. Mochte man es so nennen. Ein Lächeln das wohl nur für Anne reserviert war. Ich selbst bemerkte es jedoch nicht. Hatte schließlich keinen Spiegel dabei. "Aber wirklich: Es ist perfekt. Vielen Vielen Dank!" Ich strich über das Besenpflege-Set und über das Zeichenbuch. Ich hatte schon eine Idee für mein erstes Bild darin. Ich würde wohl diese Szene hier versuchen nach zu zeichnen. Das Picknick von Anne und mir am Astronomie-Turm. "Das Zeichenbuch war eine perfekte Idee. Mir gehen andauernd die Seiten aus." Ich lachte leise. Dabei zog ich immer ein wenig die Nase kraus – zumindest wenn das Lachen auch ehrlich war. Und das war es. Ohne jeden Zweifel. Ich war nämlich einfach nur glücklich.

Nun, uns werden immerhin die Erinnerungen bleiben. Ich werde unsere Spiele auch vermissen. Und ich werde dich vermissen. Ich wagte das nicht zu sagen, es wirkte doch noch zu unpassend, selbst, wenn es wahr war. Ich würde ganz Hogwarts vermissen, doch vermutlich am meisten Emma, die doch zwei Jahre unter mir war. Es war kindisch auch nur irgendwelche Hoffnungen auf eine Zukunft mit ihr zu haben, zwei Jahre waren eine lange Zeit, selbst, wenn sich hier etwas entwickeln sollte. es würde für den Rest des Jahres halten und dann verlaufen, ich würde Nachhause zurückkehren und bald verheiratet werden und Emma... Emma würde in Hogwarts sein, sie würde wohl weiterhin für das Team fliegen, sie würde ihren Abschluss machen und dann vermutlich die beste Quidditchspielerin im ganzen Land werden. Aber ich wollte daran nicht denken, lieber sah ich noch einmal auf das Bild hinab, ein großteil des Teams war darauf, doch am wichtigsten: Emma und Roderich. Das ist sehr rücksichtsvoll von dir. Ich werde dieses Bild in Ehren halten.
Ich sah Emma doch wieder an, als sie versuchte mich zu beruhigen, ihre Worte schafften das nicht recht, viel zu viele Gedanken hatte ich mir schon wegen der Geschenke gemacht, auch wenn meine Sorge weniger Emmas Intentionen galt, sondern eher, dass sie mich vielleicht für versnobbt und bonzig hielt, doch am Ende des Tages hatten wir einfach sehr viel Geld und ich war zwar geschickt mit meinen Händen, doch ich war mir nicht sicher gewesen, ob Emma etwas vorzuspielen, vielleicht sogar etwas selbstkompiniertes, nicht vielleicht zu umständlich oder einfach gewesen wäre. Das hätte ich auch nie von dir gedacht, ich wollte es nur nicht übertreiben, aber du hast einfach so vieles verdient, noch mehr als ich dir schenken kann. Bei meinen eigenen Worten lief ich um die Nase herum deutlich rot an, doch wandte den Blick nicht ab, da Emma zu Strahlen begonnen hatte und schließlich lachte, ein süßes, leises Lachen, als wäre es nur für mich bestimmt, die schönste Melodie für ein Musikerohr. Ich war wie gebannt und sah Emma an, als wäre sie das einzige was es gab auf dieser Welt, als hätte ganz Hogwarts um uns herum aufgehört zu existieren, in diesem Moment gab es nur Emma und mich. Ich wollte mich für immer an dieses Lächeln erinnern, wollte immer dieses Lachen im Ohr haben. Nun traf es mich wie ein schlag. ich war verliebt. Und das so richtig. Sicher, ich hatte gewusst, dass ich Emma zugeneigt war, sie war wunderschön, hatte einen faszinierenden Charakter und war allgemein mein Typ, doch ich hatte nicht realisiert wie weit es schon gekommen war. Nun gab es da kein Zurück mehr, ich wollte es ja auch gar nicht, vermutlich war Emma gar nicht so an mir interessiert und ich verwechselte Freundschaft mit etwas ganz anderem, weil ich seit Jahren meine Sexualität versteckte und verdrängte. es hatte ja doch keinen Sinn, ich würde einen Mann bekommen, ob ich nun wollte oder nicht, und ich würde Nachkommen in die Welt setzen, denn das wurde von mir erwartet, das selbe galt ja auch für Roderich, auch wenn er, nun, da er Vash hatte, sich für ihn vielleicht doch etwas ändern konnte. Vash würde ihn auf jeden Fall nicht mehr loslassen, jetzt, da er sich dazu entschlossen hatte zu seinen Gefühlen zu stehen. Nun sollte ich aber vermutlich etwas sagen, denn ich starrte Emma schon seit einer Weile nur schweigend an. Worum ging es noch gleich? Ach ja. Oh, sehr gut, ich hatte gehofft, dass es dir gefallen würde.

Als Anne etwas sagte – das sogar sie selbst um die Nase herum rot werden ließ – musste ich kurz blinzeln. Mit geweiteten Augen ging ich noch ein Mal über den Satz und versuchte ihn zu verstehen. Ich hatte ihn begriffen. Die Bedeutung aufgenommen. Aber der Inhalt ließ mich mehr als nur warm in meinen Wangen werden. Ich spürte wie sich diese brennende Verlegenheit auch über den Rest meines Körpers aus breitete. Mein gesamter Körper kribbelte und ich fühlte mich wie in einem überirdischen Zustand. So einen Satz hätte ich eventuell von meiner besten Freundin oder meiner Mutter erwartet. Aber nicht von Anne. Ich war durchaus selbstbewusst. Aber so eine Aussage stellte jede Fassade meines Selbstbewusstseins wirklich in den Schatten. Ich war durch und durch einfach nur sprachlos. Wenn ich vielleicht am Anfang des Jahres noch mit meiner Sexualität gehadert hatte – bei Anne tat ich das nicht. Besonders nicht in diesem Moment. Ich hatte keine Ahnung mit welchem Label ich mich genau identifizierte. Aber ich war Anne so oder so hilflos verfallen. "Glaubst du wirklich?" Ich hatte so viel mehr verdient als sie mir schenken konnte. Was – bei ihrem Geld – bestimmt nicht nur eine ganze Menge war. Zum Glück hatte ich das Essen mit einem Wärmezauber belegt. So mussten wir uns in unserem Gespräch nicht beeilen. Ich lächelte sie an. Doch war einfach noch sehr abgelenkt von ihrer Aussage. "Ich kann mir kein perfekteres Geschenk vorstellen. Ja wirklich." Trotzdem war mein Lächeln nicht weniger liebevoll. Das kurz zwischen den Geschenken und Anne hin und her wanderte. Aber wie immer bei Anne schlussendlich doch verweilte.
"Vielleicht werde ich das gleich bereuen. Vielleicht ist es auch einfach sehr unhöflich zu fragen. Und ich möchte unseren Appetit nicht ruinieren." Ich räusperte mich und setzte mich etwas gerade hin. Ich atmete ein Mal tief ein und ein Mal tief aus. Bevor ich meine Schultern zurück drückte und mich zumindest äußerlich etwas größer machte. Innerlich pumpte mein Herz so schnell – das ich fürchtete – das es jede Sekunde gleich aus meiner Brust springen würde. Anne hatte mich eine Weile angestarrt – bevor sie sich dann offenbar doch gefreut hatte – das mir die Geschenke gefielen. Ich hatte beschlossen ich würde es wagen. Es war nur eine Frage. Nicht mehr. Keine Einladung oder ein direkter Schritt in irgendeine Richtung. Doch ich wollte es wissen. Nein – Ich musste es wissen. "Aber ... ich habe das Gefühl, wenn ich nicht frage – werde ich mich dafür hassen – das ich das nie getan habe." Danach folgte eine lange Sprechpause. Mein sonst so selbstbewusstes Lächeln war verschwunden. Ich schluckte und rang nach den richtigen Worten. Mein Hals war wie zugeschnürt. Und ich hatte das Gefühl kein Wort heraus bekommen zu können. Schließlich schaffte ich es dann doch mich Wort für Wort vor zu ringen. Und Anne die Frage zu stellen – die mir wohl eigentlich schon seit dem Frühlingsball durch den Kopf geflattert war – die ich auch stellen musste. Ich würde jede Antwort von Anne akzeptieren. Ich musste es. Ich würde ihre Freundschaft selbst bei einer Verneinung nicht aufgeben. Aber ich musste es einfach wagen. "Ich weiß – dass du nur meine Begleitung für den Frühlingsball warst. Aber ... würdest du jemals auch nur darüber nachdenken mit mir auszugehen? Nicht nur für einen Ball."

Das glaube ich nicht nur, das weiß ich. Es war für mich einfach ein deutlicher Fakt, dass Emma jedes Gut, jeden Schatz, jede schöne Sache auf der Welt verdient hatte, und noch so vieles mehr. Mehr sogar als die Welt ihr geben könnte. Emmas Lächeln veränderte sich und verschwand schließlich ganz, das machte mich unruhig und ich richtete mich selbst etwas auf, als sie etwas herumdruckste und etwas sagen wollte, doch scheinbar nicht recht den Mut hatte. Ich betet förmlich, dass es nichts negatives war und sah sie mit einem leichten, auffordernden Lächeln an, doch ließ sie einfach ausreden. Was sie dann sagte ließ mein Herz für einen Moment stillstehen und dann verwunderung auf meinem Gesicht aufglimmen. Ich hatte das nicht erwartet, so absolut gar nicht, dass ich im ersten Moment nicht einmal recht auf das reagieren konnte, was mich eigentlich zum Jubeln bringen sollte. Erst nach und nach schaltete mein Hirn wieder zu und etwas rüttelte an mir doch endlich zu reagieren und Emma förmlich ins Gesicht zu schreien, dass ich nichts lieber tun würde, als mit ihr auszugehen, selbst, wenn das alles nur bis zum Ende des Jahres hielt. Ich blinzelte langsam und dann bildete sich ein strahlendes Lächeln auf meinem Gesicht. Ja! Ich wurde wieder leicht rot und schlug mir verlegen die Hand über den Mund, nach dieser doch sehr ungeschliffenen Antwort. Ich meine, ja, ich würde darüber nachdenken. Oder viel mehr ich... denke schon darüber nach.

Anne war offenbar nicht nur in dem Glauben sondern sie glaubte auch zu wissen. Es war eine sehr starke Aussage die mir doch ganz schön den Wind aus den Flügeln nahm. Ich wusste gar nicht was ich bei so einer Zusprache wirklich sagen sollte. Das war nun doch ein sehr großer Zuspruch. Der mich durchaus etwas verlegen machte. '… du hast einfach so vieles verdient, noch mehr als ich dir schenken kann.' Dieser Satz schwebte noch einige Zeit in meinem Kopf. Und würde dort auch wohl noch schweben bleiben für eine Weile. "Huh." Ich konnte nicht anders als einfach nur ein erstauntes Geräusch zu machen. Ich wollte meinen Blick von Anne lösen. Konnte es aber auch gar nicht. Ich musste mich ernsthaft daran gewöhnen das sie so über mich dachte. Es kam einfach doch sehr unerwartet. Aber warum hast du überhaupt gefragt? Es lief doch gerade so gut… Was für eine dumme Idee! Du wirst dich richtig blamieren. Sie wird auf jeden Fall verneinen. Als ob ein Mädchen wie Anne mit dir ausgeht! Und was soll daraus am Ende des Jahres werden? Denk bloß nicht zu viel darüber nach! Das hat doch gar keine Perspektive…
Meine Gedanken wurden gestoppt als ich plötzlich ein doch sehr enthusiastisches 'Ja!' als Antwort bekam. Ich blinzelte überrascht und lächelte dann wieder. Ein Lächeln das dem zuvor nicht gleichen konnte. Nun war mein Lächeln wirklich zu einem regenrechten Sonnenstrahl geworden. Der die Welt aufhellen konnte. Oder eben das dunkle Licht am Astronomie-Turm – der allein von den Sternen erleuchtet wurde – so wie mein Lächeln ihn nun einzig wie ein riesiger Stern erleuchtete. "Das ist gut. Das ist sehr gut." Ich krallte also meine Hände in den Mantel meiner Schuluniform und sah Anne direkt in die Augen. Mit einem Lächeln das wirklich nur für sie reserviert war. Sie hat zugestimmt! Sie hat zugestimmt! Sie würde darüber nachdenken! "Ich habe auch schon länger darüber nach gedacht…" Ich war wie das Spiegelbild von Anne denn nun stieg auch mir die Wärme in die Wangen. Tatsächlich hatte ich wohl schon seit dem Ball darüber nach gedacht. Aber ich hatte niemals damit gerechnet das Anne das selbige dachte. Viel mehr hatte ich mit einer höflichen aber eindeutigen Verneinung gerechnet. Ich wollte so viele Fragen stellen. Hatte so viele Zweifel. Doch in dieser Sekunde waren alle Zweifel und Fragen wie weg geblasen. Einzig zählte das Glück das ich gerade verspürte. Als hätte ich gerade alle Quidditch-Spiele dieses Jahr gewonnen. Oder wäre in die Brasilianischen Quidditch-Nationalmannschaft plötzlich aufgenommen worden.

Emma begann wieder zu lächeln und um das bei ihr wieder und wieder zu sehen hätte ich di9e Welt auf den Kopf gestellt und ihr alles gesagt was sie hören wollte. Wie gut, dass hier meine Antwort, die von Herzen kam, auch die richtige war um Emma ein solches Strahlen zu entlocken. Ich lächelte sie selbst immer noch strahlend an und zupfte etwas am Rock meiner Uniform herum. Also... sind wir wohl beide interessiert, das ist sehr gut zu wissen. Sicherlich wird es nicht einfach, aber vielleicht könnte es zwischen uns funktionieren, jedenfalls... vorerst. Eine dunkle Wolke schob sich vor mein Glück, denn natürlich wollte ich die Zeit genießen die wir hatten, doch wir wussten wohl beide, dass diese Beziehung nicht viel Chance hatte nach diesem Jahr weiter zu bestehen, wenn wir auch vermutlich nicht beide die selben Gründe sagen.