Natürlich machte Alex keinen Rückzieher, sondern setzte vielmehr einen Satz darauf. Waren ihre Wimpern gerade länger geworden? Naja, das war ja auch egal, es war so oder so ziemlich lustig, wenn sie mich so anblinzelte, während ich ein "verträumtes" Seufzen hören ließ und meinen Kopf schief legte, um sie mit Welpenaugen anzusehen. Womit habe ich dich nur verdient, Moppelchen?

Bei Merlins Unterwäsche war das eklig hier, aber nein, ich würde durchhalten. Ich setzte mein bestes verliebtes Lächeln auf und lehnte mich weiter nach vorne, wie um mich in den Augen des anderen Schülers zu verlieren. Du bist so perfekt Honigbärchen. Deine Augen erinnern mich an glänzende Sterne.

Ach, Alex, mein Schnuffelchen, du bist wie ein Böse Sturzfalter, denn du löscht all meine negativen Erinnerungen einfach aus, wie der Tanz eines Mondkalbs so bezaubernd und deine wundervollen Haare erinnern mich an einen Gemeinen Walisischen Grünling. Wenn Alex schon so loslegte, dann musste ich das auch ordentlich zu Ende bringen, während ich sein Lächeln so gut ich gerade konnte, ohne zu Lachen, erwiderte und ihn dabei anblinzelte, wie ein treuer Hund, der ausschließlich Augen für sein Herrchen oder eben in diesem Fall Frauchen hatte.

Ich ließ ein schmachtendes Seufzen hören und legte mir wieder die Hand auf die Brust. Hörst du mein Herz schlagen? Es schlägt nur für dich Schnurzelchen. Du findest immer die schönsten Worte. Deine Stimme gleicht dem Gesang eines Phönix, deine Haare könnten die Mähne eines Einhorns sein. Ich schluckte mit Mühe etwas Magensäure runter, die mir hochkommen wollte. Zum Glück kam gerade Madame Puddifoot mit unseren Kuchen und dem Tee zurück. Allerdings hatte sie nicht nur diese Dinge dabei, sondern einen geradezu obszön großen und pinken Milchshake mit einem Strohhalm, der sich oben erst nach einer Herzform in zwei teilte. "Der geht aufs Haus. So ein wunderbares Paar muss ich einfach beschenken. Ihr seid so entzückend." Gerade, dass sie uns nicht an ihre üppige Brust drückte, ehe sie wieder davon eilte.

Okay, damit, dass Alex natürlich auch noch etwas daraufsetzen würde, damit hatte ich jetzt nicht unbedingt gerechnet, weshalb ich regelrecht spürte, wie mir die Galle hochkam, aber zum Glück kam in diesem Moment Madam Puddifoot und rettete uns beide. Oder eben auch nicht, denn diesen Milkshake, den sie uns da präsentierte, war beinahe noch kitschiger als das Café selbst und das bedeutete wirklich eine Menge. Dankeschön., bedankte ich mich trotzdem höflich, wenn auch vielleicht etwas gezwungen.

Ich konnte nicht anders als den Milkshake fassungslos anzusehen. Im ernst jetzt? Ich räusperte mich und trank einen Schluck brühend heißen Tee um mich von diesem unfassbar schrecklichen Geschenk des Hauses abzulenken. Es brannte höllisch, aber die Ablenkung war effektiv. Ich bestehe darauf, dass du zuerst kostest Honigkuchen. Auf gar keinen Fall würde ich gleichzeitig mit Aurelien von diesem Shake trinken, wenn ich es überhaupt tun würde. Ich schob den Becher in die Richtung meiner Begleitung.

Ich räusperte mich, während ich unauffällig versuchte mich mental von dem allen hier zu erholen. Als Alex allerdings mir den Milkshake hinschob, ergab sich einfach eine zu gute Gelegenheit. So wie ich das sehe, gibt es doch zwei Enden, warum sollten wir nicht beide probieren, mein Schatz?, fragte ich grinsend und schob dieses pinke Getränk aus den Tiefen des Verbotenen Waldes schön wieder zurück in die Mitte unseres Tisches.

Ich verengte leicht die Augen und setzte ein zuckersüßes Lächeln auf. Wag. Es. Ja. Nicht. Aber wenn ich mit dir davon trinke kannst du dich doch gar nicht auf den tollen Geschmack konzentrieren Schmusipu, ich denke dabei doch nur an dich.

Ich erkannte sofort die Gelegenheit, weshalb ich meine Unterlippe vorschob und so den besten Schmollmund zog, den ich nur konnte. Dann blinzelte ich sie mit großen Augen an, als ob es gerade nichts wichtigeres gäbe, als mich und sie gleichzeitig bloßzustellen. Mein Mäuschen, ich möchte nichts ohne dich probieren., sagte ich, während ich spürte, wie ich langsam aber sicher eine Grenze an Schmerzen erreichte, die ich noch aushalten konnte.

Auf gar keinen Fall würde ich aus diesem Strohhalm trinken. Mir kam schon mein Mageninhalt hoch, wenn ich nur daran dachte. Noch hielt ich wacker die Stellung, aber wenn es so weiter ging musste ich klein bei geben. Was soll Madame Puddifoot nur von uns denken? Sie wird nie verstehen, dass wir ihren wunderbaren Shake aus reiner Rücksicht aufeinander verschmäht haben.

Awww, du nimmst also Rücksicht und ich hatte schon gedacht, du traust dich einfach nicht zu unserer Liebe zu stehen., meinte ich gespielt schmollend, bevor ich langsam nach dem Strohhalm griff, damit eine Seite perfekt zu Alex sah und eine andere perfekt zu mir. Mein Blick sagte eindeutig nur "Du Feigling!", denn auch wenn ich es genauso wenig wollte, so wollte ich auch noch viel weniger derjenige sein, der nachgab. Es ist schon in Ordnung, Butterblümchen.

Gut, es war vorbei, ehe ich aus dem selben Strohhalm wie Aurelien trank gab ich lieber auf, denn mich hier vor allen zu übergeben war noch schlimmer als zuzugeben, dass ich das hier nicht tun würde. Ich erhob mich also langsam und lächelte Aurelien klebrig-süß an. Fang du doch schon einmal an Herzilein, ich muss mir eben die Nase pudern. Damit verließ ich hocherhobenem Hauptes den Tisch und begab mich in die Damentoilette, wo ich erst einmal heftig hustete um mich von der Übelkeit in meinem Magen abzulenken. Gut, dann hatte ich eben verloren, sollte mir egal sein. Ich trank etwas Wasser und wusch mir das Gesicht. Das war wirklich widerlich gewesen, aber das lag nicht nur an Aurelien selbst, auch wenn der wirklich kein Vergnügen für mich gewesen war, viel mehr war das Problem, dass ich einfach nicht verstand wie manche Leute wirklich so reden konnten. Und das taten sie, ich hatte das schon einige Male gesehen.

Dass Alex tatsächlich aufgeben würde, hätte ich nicht erwartet, aber einen Moment musste ich darüber grinsen, bevor ich tatsächlich den Milkshake probierte, der einfach viel zu süß war, damit ihn irgendjemand genießen konnte. Da allerdings gerade Madam Puddifoot vorbeikam, nahm ich schnell ein paar große Schlücke und lächelte sie halb an, damit sie mich bloß nicht ansprach. Ich runzelte die Stirn. Ob es ihr gut geht? Ich sah auf den Kuchen und dachte dann stark nach, welcher meiner Instinkte denn nun der richtige war. Meine Erziehung ein Gentleman zu sein sagte mir, dass man einer Dame, oder von mir aus auch einem Herren, immer Platz und Zeit geben sollte, aber meine Gryffindor-Instinkte sagten mir, dass ich nachfragen sollte. Hin- und hergerissen wägte ich also ab, bevor ich aufstand, um dann zur Damentoilette zu gehen, die ich ja wohl schlecht betreten konnte, auch nicht mit einem Aussehen wie meinem und sanft gegen die Tür klopfte. Alex? Ist alles in Ordnung?, fragte ich in einem komplett anderen Tonfall, meine Stimme weder scherzhaft noch gespielt "romantisch" wie zuvor.

Ich versuchte mir selbst einen motivierenden Vortrag im Spiegel zu halten, doch wurde immer wieder von den verlängerten Wimpern abgelenkt, die ich zuerst zurück stutzen musste, doch dann fiel mir auch nicht viel mehr ein als vorher. Ich seufzte und fuhr mir mit der Hand durch die Haare. Das war doch lächerlich, ich sollte einfach wieder rausgehen und Aurelien eine reinhauen. Aber das wollte ich am Ende dann doch auch wieder nicht. Es war ein Teufelskreis. Mein Kopf zuckte hoch, als vor der Tür eine Stimme erklang, die nach mir fragte. Hat man denn nicht mal ein paar Minuten für sich? Ich war nicht ganz so genervt von Aureliens Anwesenheit, wie ich es gerne gewesen wäre, doch zugeben, dass es mir nicht so gut ging wollte ich dann auch wieder nicht. Ich warf mir selbst noch einen wütenden Blick zu und trat dann zur Tür, um diese zu öffnen und Aurelien mit hochgezogener Augenbraue anzusehen. Ja klar, warum auch nicht? Ich warf einen Blick zu unserem Tisch hinüber. Dieser blöde Shake stand immer noch da.

Vielleicht war ich wieder "zu weichherzig wie meine Mutter", wie man Vater bestimmt anmerken würde, aber ich kam wirklich nicht darum herum, hier jetzt einfach die Wahrheit zu sagen und das nicht nur aufgrund meiner Erziehung. Entschuldige, ich habe mir nur Sorgen gemacht., gestand ich also ehrlich und hob meinen Kopf, um Alex in die ungleichen Augen zu sehen. Ich beschloss, dass Ablenkung so oder so nicht schaden konnte. Wie wäre es wenn wir einfach zum Tisch zurückkehren, den Shake unauffällig verschwinden lassen und dann die Kuchen genießen?, schlug ich also vor, mein leichtes Lächeln als eine Art Friedensangebot, Oder du verpasst mir eine Ohrfeige und türmst dann mit dem Kuchen?