cont'd: Die oberen Stockwerke » Klassenzimmer für Arithmantik

Am nächsten Tag, nach den Halloweenfeiern, betrat ich wie immer gepflegt und schön gekleidet Hogsmeade zum Wochenendausflug. Momentan waren offenbar noch nur wenige Schülerinnen und Schüler dort, aber gut, ich war auch immer etwas zu früh dran, egal um was es ging. Ich war eben sehr überpünktlich, penibel, wenn man so wollte. Wie immer war mein Kleidungsstil eher traditionell und konservativ, aber eben auch sehr schick. Ich trug ein wunderbares schwarzes Kleid von Besenknechts Sonntagsstaat, das ich mir dort diese Woche noch hatte anfertigen lassen. Es war neu und passte wie angegossen, ich mochte besonders die liebevollen Details. Dazu trug ich eine passende Tasche. Guten Tag., begrüßte ich hier und da den anderen Schüler, der mir entgegenkam, während ich die Hauptstraße entlang auf das Drei Besen zusteuerte.

Ich bin extra früh nach Hogsmeade gelaufen um den Ansturm von Hogwarts Schüler möglichst zu vermeiden. Viel Geld hatte ich nicht, aber es sollte für ein paar Zaubertrank zutaten und ein Butterbier. Mehr brauchte ich nicht. Als ich meine Einkäufe erledigte, ging ich in das "Drei Besen" Wirtshaus, bestellt mir ein Butterbier und verkriech mich an einen Tisch in der Ecke. Von hier konnte ich die Tür gut im Auge behalten, falls Potter mit seiner Bande auftauchen sollte oder... worauf ich mehr hofte... Lily. Vielleicht hätte ich heute etwas Glück und wir könnten reden. Ich hätte sogar noch etwas Geld um ihr etwas zum Trinken zu kaufen. Aber viel Hoffnung machte ich mir nicht. Und lange warten würde ich auch nicht, das würde mich nur deprimieren.
Als die Glocke über die Tür läutete, sah ich auf. Aber es war nur Professor @Minsun Shin . Ich nahm ein Schluck und starrte einfach auf die Flasche.

Das Drei Besen war wie erwartet noch recht leer, offenbar waren aber sogar schon einige frühe Schülerinnen und Schüler hier, darunter bemerkte ich auch in der Ecke Mr. Snape, der mich schließlich letztens um Unterricht in Legilimentik gebeten hatte. Ich fragte mich, ob er inzwischen schon Möglichkeiten zur Recherche bekommen hatte, bestellte mir aber zuerst von der sehr attraktiven Madam Rosmerta ein Glas Feuerwhiskey. Ich bedankte mich und nahm das Glas an mich, bevor ich mir überlegte, ob ich mich gleich zu den anderen Lehrpersonen setzen sollte, mich dann aber um entschied. Ich möchte Sie nicht lange aufhalten, Mr. Snape., sprach ich den Schüler an, zu dessen Tisch ich mich genähert hatte, Dürfte ich mich kurz zu Ihnen setzen?

Ein wenig überrascht sah ich zu Professor Shin. "Zu mir? Aber..." Ich sah mich um. Es gab viele freie Tische. "...ok. Wenn Sie es möchten." Es war ein wenig komisch, aber vielleicht hatte sie keine Lust alleine zu sitzen. "Ich meine: natürlich, bitte" Ich stand auf und rückte ihr den Stuhl zurecht. Jemand kicherte, aber ich ignorierte es.

Höflich und dankbar lächelte ich ihn an, während ich mich setzte, wobei ich dann sofort einen kühlen, strafenden Blick durch die Menge schweifen ließ, auch wenn ich nicht gehört hatte, wer da kicherte, es war hoffentlich keiner meiner Schülerinnen oder Schüler, denn die sollten es wirklich besser wissen. Ich duldete ein solches Verhalten in meiner Nähe ganz sicher nicht. Mein Auftreten mochte vielleicht zart sein, aber ich scheute nicht davor zurück den Schülerinnen und Schülern richtige Disziplin zu zeigen, wenn sie gegen eines meiner Prinzipien verstießen. Ich möchte Sie wirklich nicht lange stören., meinte ich und nippte mit einem Lächeln an meinen Feuerwhiskey, Um ehrlich zu sein, ich war nur neugierig, ob Sie inzwischen schon Zeit hatten sich weiter mit Legilimentik zu beschäftigen.

Ich galt schon sowieso als Sonderling, also was soll's. Dann setzte ich halt mit einem Lehrer in einem Wirtshaus und trank mein Butterbier. "Sie wollen über den Unterricht reden?" Wunderte ich mich. "Natürlich wollte sie das. Worüber sonst hätten wir sprechen sollen?" "Ich habe tatsächlich darüber nachgedacht. Über die Hausaufgabe, die Sie mir gegeben haben: in welchen Situationen Legilimentik besonders hilfreich und in welchen besonders zerstörerisch sein könnte." Antwortete ich und versuchte meine Gedanken zu sortieren. "Offensichtlich am hilfreichsten wäre es, wenn man jemanden ein Geheimnis entnehmen könnte, der für ander gefährlich sein könnte. Zum Beispiel einen Verbrecherplan oder etwas Ähnliches. Es könnte auch hilfreich sein, wenn jemand aus irgendeinem Grund nicht sprechen oder sonst kommunizieren kann, aber etwas Wichtiges zum Mitteilen hat." Erzählte ich und hoffte, dass es auch zu rechtfertigen war, Legilimentik in diesen Fällen zu benutzen. "Und zerstörerisch wäre Legilimentik, wenn man das erlangte Wissen gegen die Person oder andere benutzen würde um ihnen zu schaden oder... hmm." Eine dunkle Idee erschien in meinem Kopf. "Professor? Wenn man Legilimentik anwendet, dann sieht die Person doch das Gleiche, wie der Angreifer. Also wenn man sich die schlimmste Erinnerung von der Person vorknöpft und sie sich immer wieder ansieht, dann wurde es wahrscheinlich zu einer sehr grausamen Foltermethode." Ich sprach immer leiser und langsamer, denn ich begriff gerade, was für gefährliche Waffe die Legilimentik sein könnte.

(entschuldige, ich hatte es gestern wirklich nicht mehr geschafft zu antworten)

Etwas erstaunt zog ich die Augenbrauen zusammen und musterte den Schüler dann kurz vor mir. Gibt es etwas anderes, worüber Sie mit mir sprechen wollen?, fragte ich sofort nach, denn natürlich war ich auch für andere Dinge bereit mit meinen Schülerinnen und Schülern zu reden. Das Problem war nur, dass ich meistens nicht die erste Lehrperson war, zu der sie gehen würden. Der Hauslehrer wurde meistens vorgezogen und, noch viel wichtiger, ich machte auch nicht immer den zugänglichsten Eindruck. Trotzdem hörte ich interessiert den Ergebnissen aus seinen Überlegungen zu und nippte an meinem Feuerwhiskey. Sehr gut, das ist natürlich absolut richtig., stimmte ich lächelnd zu, als er seine zwei Punkte gemacht hatte, doch ihm schien noch etwas einzufallen, dass ihm offenbar selbst nicht ganz geheuer war. Ich nickte, mein Gesichtsausdruck noch ernster als zuvor, während ich sagte, Ich hatte gehofft, dass Ihnen diese Idee kommen würde, denn in Zeiten wie diesen- Ich besann mich für einen Moment. -in Zeiten wie diesen ist eine solche Waffe gefährlicher als so manch anderer Zauber.

Langsam entspannte ich mich ein wenig. Diese Lehrerin schien mich einfach zu akzeptieren. So, wie ich war und das fühlte sich nicht schlecht an. "Ich habe ein wenig geübt." Sagte ich vorsichtig. "Aber nicht mit Menschen. Ich will nicht, dass alle es wissen, dass ich Legilimentik lerne. Ich habe auf einem Tier geübt und es war... sonderbar."

Tatsächlich sah ich ihn interessiert an und nichts an meinem Gesicht verriet, ob ich es nun negativ auffassen würde, hätte er tatsächlich an Menschen geübt. Meine Moral lag da etwas loser als die manch anderer Zauberer, natürlich musste ich mich als Lehrerin daran halten, meinen Schüler nicht einfach andere Schülerinnen oder Schüler bedrängen zu lassen, aber andererseits war Legilimentik auch eine schwere Kunst, die man nur durch viel Disziplin und Übung meistern konnte. Ganz nach dem Motto: Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß. Ich war eben doch ein Ravenclaw durch und durch. Das kann ich gut verstehen, ich wollte früher auch nicht, dass es andere wissen., stimmte ich ihm zu und nippte an dem Feuerwhiskey, leider gab es bei diesen Disziplinen der Magie, genau wie bei der schwarzen Magie, viele Vorurteile. Was ist denn sonderbares geschehen?

Das warme Gefühl, dass sich gerade in meiner Brust ausbreitete, verunsicherte mich. Lag es an dem Butterbier? Oder war das die Art, wie Professor Shin mich behandelte. Diese verständnisvolle Art war mir fremd, es brach mich aus der Fassung, zerstörte die Mauer, die ich so sorgfältig aufgebaut habe. Das musste aufhören. Ich brauchte meine Ruhe, meine Einsamkeit. Da fühlte ich mich sicher. Aber, wie sollte ich weiter lernen?
Ich trank einen großen Schluck. "Es ist nichts Sonderbares geschehen, es war nur sonderbar, weil ich keine Gedanken gefunden habe, nicht mal Erinnerungen. Nur... elementare Gefühle, wie Angst oder Neugier. Und instinktive Reaktionen." Erklärte ich.
Dann kam ich wieder auf das andere Thema zurück. "Professor, werden Sie mir auch Okklumentik beibringen?" Fragte ich und bemühte mich die Frage so beiläufig, wie möglich zu stellen.

Darf ist fragen an welchem Tier Sie geübt haben?, hakte ich neugierig nach, bevor ich noch eine Erklärung anstimmte, denn es war schwierig zu beurteilen, wenn man nicht wusste, um was für ein Tier es sich gehandelt hatte. Viele magische Tierwesen hatten durchaus mehr herzugeben als elementare Gefühle und Reaktionen, manche waren auch beinahe beängstigend intelligent. Wie die Wampuskatze beispielsweise, eine Meisterin der Legilimentik. Es ist nicht mein Fachgebiet, das muss ich zugeben., fuhr ich fort, Vor allem weil Unterricht in Okklumentik sehr schwierig ist, man kann schließlich keinen Zauber dazu verwenden, außer den Schildzauber im absoluten Notfall. Wenn Sie wirklich Unterricht in Okklumentik wollen, würde das bedeuten, dass ich immer und immer wieder versuchen müsste mit Legilimentik in ihren Kopf einzudringen. Es ist kein besonders angenehmer Unterricht.

"Es war ein Kniesel." Sagte ich und zuckte die Achseln. "Ein ziemlich dummer, wenn Sie mich fragen, aber was weiß ich denn schon. Vielleicht stellte er sich nur mir gegenüber so dumm." Plötzlich erschien mir die Idee an den Tieren Legilimentik zu üben ziemlich bescheuert. Die Antwort von Professor Shin zum Thema Okklumentik fand ich ein wenig enttäuschend. "Aber Sie haben doch Okklumentik während dem Unterricht verwendet, oder? Ich sollte nicht alle Ihre Gedanken sehen, Sie haben sie von mir verborgen. War das nicht Okklumentik?" Fragte ich nach. "Mir würde es nichts ausmachen, wenn Sie es bei mir versuchen würden. Ich bin an Unangenehmes gewöhnt." Ich hob mein Kinn hoch und sah sie ein wenig finster und herausfordernd an. Doch lange konnte ich ihren Blick nicht halten, also nahm ich wieder mein Butterbier in die Hand und trank den Rest davon. Es lief den Hals runter und ein leicht bitteres Geschmack des Alkohols wärmte meine Kehle.

Es war das Hogsmeade-Wochenende, auch wenn ich hier auch außerhalb dieser Zeiten manchmal herkam, es war ja nicht so als würde ich mich wirklich davon abhalten lassen, solange mich niemand erwischte. Ich hatte nicht viel anderes zu tun und Durst, also betrat ich das Drei Besen, wo ich mich kurz umsah und dann weiter in den Raum hinein ging. Ich sah Professor Minsun und Severus an einem der Tische sitzen, als unglaublich gut erzogenes Mädchen begab ich mich als in Lauschposition, gerade noch rechtzeitig um mitzubekommen, dass Severus wohl Legilimentik lernte und diese an einem Kniesel angewandt hatte, welches er nun auch beleidigte. Nun, ich hatte nicht den geringsten Grund zu Annahme, dass er hier über Nio redete, es gab ja auch noch andere Kniesel in Hogwarts, doch die Chance dazu war genug um in mir das Bedürfnis zu wecken zu den beiden hinüber zu gehen. Ich trat hinter Severus und legte meine Hände auf die Lehne seines Stuhls, ehe ich meinen Kopf neben seinem vorschob, ein Grinsen im Gesicht. Hast du was gegen Kniesel, Sev?

Sie wären erstaunt, was man bei manchen Tieren durch Legilimentik alles herausfinden kann., meinte ich leicht belustigt und lächelte kurz, denn auch wenn er den Kniesel eventuell für dumm gehalten hatte, so waren sie doch meistens ziemlich intelligent, zumindest die meisten, es gab auch Mischlinge mit Katzen, die etwas eigen waren. Da Kniesel sehr eigenwillig waren, schlossen sie sich nicht jeder Person als Haustier an, auch wenn sie dann äußerst loyal waren. Ihre magischen Fähigkeiten machten sie so klug, dass sie selbst Wachaufgaben oder Botengänge übernehmen konnten. Ihr Orientierungssinn war überragend und sie nahmen sofort wahr, wenn eine Persönlichkeit nur vorgetäuscht oder verdächtig war. Dann wurden sie jedoch sehr schnell sehr aggressiv. Aber für Legilimentik ist ein Kniesel wohl nicht das geeignetste Ziel., gab ich dennoch zu, bevor mein Blick wieder etwas abkühlte, denn natürlich hatte ich Okklumentik angewandt, es wäre auch gefährlich für mich, meinem Schüler irgendwelche Erinnerungen zu zeigen, zudem auch unverantwortlich, schließlich hütete ich doch einige Geheimnisse. Das ist richtig. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, dann versuchen wir es., sagte ich also, aber ich hoffte, dass auch klar war, dass ich bei diesem mentalen Attacken nicht viel Rücksicht nehmen konnte. Bevor ich allerdings noch einmal warnen konnte, trat schon Alex Fierro zu uns, sie war keiner meiner Schüler, aber ich kannte sie dennoch. Schönen Tag, Miss Fierro.