Er hat sich auch revanchiert, den Schlafplatz den er mir dafür gezeigt hat hab ich noch mit elf genutzt. Ich hatte eine recht aufregende Kindheit gehabt, dafür aus was für einer Familie ich entstammte, doch Nio war seit damals immer an meiner Seite geblieben. Ich wollte gar nicht wissen wie lange Kniesel lebten, ich hoffte noch sehr viel länger als meines bisher gelebt hatte.

Einen Moment hielt ich inne und dachte über meine nächsten Worte nach, während sie die zwei Seiten in mir doch etwas um den platz stritten. Die mütterliche und die professionelle Seite, denn ich wusste ganz genau, dass mein Sohn sehr ähnliche Erfahrungen gemacht haben musste, während ich noch nicht bereit gewesen war, seine Mutter zu sein. Zumindest hatte ich mir das eingebildet, die Schuldgefühle dafür verfolgten mich noch immer und vermutlich würden sie das auch für immer tun, gerechtfertigterweise. Ich möchte ihnen da nicht zu nahe treten, aber... Sie hatten keine einfache Kindheit, kann das sein?

Ich lehnte mich entspannt zurück und zuckte halb grinsend mit den Schultern. Meine Vergangenheit war kein Tabuthema für mich, warum denn auch? Ich hatte lange genug Zeit gehabt damit klarzukommen, Hogwarts hatte dabei sehr geholfen. Sie war so einfach wie es eben als genderfluider Bastard in einer konservativen Familie ging. Noch dazu in diesen Zeiten. Leute wie ich kamen immer mehr ins Tageslicht, doch das bedeutete nicht, dass es dadurch einfacher wurde.

Bitte achten Sie doch ein bisschen auf Ihre Wortwahl, Miss Fierro., mahnte ich die Schülerin, wenn auch etwas halbherzig, da ich realisierte, dass es wahrscheinlich so gemeint war, dass die Familie Alex so gesehen hatte und nicht sie sich selbst. Es musste nicht einfach gewesen sein und niemand hatte es verdient so respektlos behandelt zu werden, gleichgültig der Einstellungen der Familie. Aber ich konnte auch nur groß reden, meinen moralischen Punkt klarmachen, aber auch nichts daran ändern. Aber ich denke, ich denke ich kann verstehen, was gemeint ist. Was haben Sie vor nach der Schule zu machen?

Aber das ist die Bezeichnung für Kinder wie mich. War ja nicht meine Schuld. "Uneheliches Kind" klang doch auch nicht so toll. Ich grinste nun noch etwas mehr und begann mit meinem Stuhl zu kippeln. Ich will wieder nach Mexiko zurück. Meim Großvater hatte da mal einen Töpfereiladen, den will ich zurückkaufen.

Vertrauen Sie mir, das ist mir sehr wohl bewusst., meinte ich, auch wenn ich trotzdem meine Augen bei dem Wort wieder leicht verengte, schließlich war auch mein Sohn ein uneheliches Kind und das würde mich wohl mein ganzes Leben lang verfolgen. Ich war immer recht konservativ gekleidet und hatte auch wohl die eine oder andere etwas konservative Ansicht, aber nun, es reichte ein dummer Fehler und man war für ein Leben verantwortlich, für das man noch lange nicht bereit war. Das hört sich sehr... Muggle-mäßig an., sagte ich kurz leicht nachdenklich und lächelte dann, Ich bin sicher, es wird ein wahrer Erfolg für Sie werden, sich Ihr Familienerbstück zurückzuholen.

Ich musterte Professor Shin intteressiert, doch fragte nicht nach, das war nicht meine Art, vor allem nicht bei Lehrern. Mein Großvater sagte immer, dass Töpferwahren von Hand eine eigene Seele hätte, welche die durch Zauber geschaffen wurden nicht besitzen, sie sind keine richtigen Einzelstücke und können problemlos dupliziert werden. Ich will sein Vermächtnis weiter führen. Das war eine der Sachen die mir besonders wichtig im Leben waren. Ich hatte meinen Großvater über alles geliebt und er mich auch, nun wollte ich ihm etwas zurück geben.

Interessant, das ist auf jeden Fall eine große Verantwortung, ein Vermächtnis weiterzuführen., meinte ich nachdenklich, Kennen Sie das Antiquitäten- und Raritätengeschäft Borgin & Burke's? Wenn ich mich nicht irrte hatten wir auch zwei Schüler von der Burke-Familie momentan an der Schule, aber es konnten auch noch mehr sein, immerhin war die Familie, dadurch dass sie ebenfalls Schulleiter von Hogwarts gewesen waren, mal durch Elizabeth Burke, mal durch Phineas Nigellus Black, durchaus bekannt. Es war mir natürlich bewusst, dass der Laden aufgrund seiner Adresse in der Nokturngasse sehr verrufen war, aber als ehemalige Ravenclaw war Wissen für mich Wissen. Wenn ich mich recht entsinne, lautet das Motto des Ladens sehr ähnlich. Nur in Einzelstücken liegt das wahre Wissen und die richtige Magie, so etwas in der Art.

Wie sollte man diesen Namen vergessen, wenn einem Aurelien Burke die ganze Zeit nachrennt? Ich verdrehte übertrieben die Augen, doch schnaubte dann belustigt. Aber stimmt, ich glaube die laufen unter einem ähnlichen Motto, allerdings war der Laden meines Großvaters sehr viel seriöser als Borgin & Burke's.

Ich verstehe., meinte ich also und nickte kurz wissend, bevor mir auch einfiel, dass tatsächlich seine Zwillingsschwester eine meiner Schülerinnen war. Aurelia Margret Burke, eine wirklich intelligente Ravenclaw, sie erinnerte mich ein wenig an mich selbst, nur wünschte ich ihr noch eine erfolgreichere Zukunft. Sie war ein sehr hübsches Mädchen, genau wie ihr Bruder ein attraktiver junger Mann war, ich konnte also verstehen, was Miss Fierro an ihm sehen konnte, auch wenn sie es auf ihre eigene Art und Weise formulierte. Ruf heißt nicht immer Seriosität, Mr. Borgin ist einer der bekanntesten Experten in magischer Reparatur, er kann selbst Dinge reparieren die der beste Reparaturzauber nicht mehr zusammenfügen kann. Caractacus Burke, sein Partner, hingegen ist ein reiner Geschäftsmann, ich bin nicht sicher, ob er über besondere Talente oder einfach nur Geiz verfügt. Etwas negativeres würde ich darüber nicht sagen, immerhin gehörte sich das nicht in der Öffentlichkeit, auch wenn der Besitzer des Ladens nicht der nobelste oder intelligenteste Mann war. Wie ist Mexiko so? Ich bin dort tatsächlich noch nie gewesen.

Ich übersah Professor Shins wissenden Gesichtsausdruck, denn damit konnte ich im Moment nichts anfangen, also konzentrierte ich mich auf den Rest des Gesprächs. Vermutlich beides, das ist die beste Mischung. Ich grinste und begann wieder mit meinem Stuhl zu kippeln. Ich wahr ehrlich gesagt auch schon ewig nicht dort, seit ich acht war nicht mehr, aber ich weiß noch, dass es warm und voller Menschen war. Also, wirklich voller Menschen. Sie verstehen? So voll wie die Große Halle zum ersten Festessen, nur überall.

Ich würde damit bestimmt später im Lehrerzimmer kommen, denn dort schwirrten immer allerlei Gerüchte über die Schülerinnen und Schüler durch die Gegend und ich war interessiert, ob andere Lehrerinnen oder Lehrer bereits mehr wussten. Auch wenn ich niemals hinter dem Rücken von jemand lästern würde, Theorien aufstellen war natürlich eine ganz andere Sache. Lebendig und belebt also?, fragte ich nach, Die Wärme von Menschen kann manchmal eine ganz eigene Magie darstellen.

Auf jeden Fall viel lebhafter als London, da sind alle furchtbar steif. Natürlich waren meine Erinnerungen an Mexiko verschwommen, es waren die eines Kindes, doch ich wusste auch, dass zumindest ein Teil dieser Eindrücke real gewesen wa und sobald ich zurück kehren konnte würde sich da Bild schon wieder gerade richten. Das haben die Briten aber allgemein ansich.

Nun, ich mochte die sogenannte "Steifheit", alle hier waren sehr höflich, aber auch sehr auf Abstand bedacht. Das konnte mir nur recht sein, wobei ich schon neugierig war, wie unser neuer Professor sich machte, immerhin stammte dieser offenbar aus Amerika, soweit ich das von den Informationen, die wir von Minerva bekommen hatten, begriffen hatte. Die Amerikaner waren doch ein ganzes Stück anders als die Briten. Ich schmunzelte leicht. Nun, ich denke solange Sie sich dort wohlfühlen, wird das Land sich schnell wieder zu Ihrem Zuhause entwickeln., sagte ich also, denn auch England war zu meinem Zuhause geworden, obwohl meine Wurzeln aus Korea stammten. Es war nun einmal nicht so, dass man zwanghaft dort zuhause war, wo man auch geboren worden war. Wenn Sie mich entschuldigen, ich werde dann mal wieder los.

Das wird es, da hab ich keine Sorge. Ich verschränkte die Arme unter der Brust und grinste entspannt. Klar, gehen Sie nur, viel Spaß noch. Es war interessant gewesen sich mit einem Lehrer einfach so zu unterhalten, man kam eben nicht oft dazu sowas zu machen, besonders nicht bei Lehrern die man selbst nicht im Unterricht hatte, wie es bei mir mit Professor Shin der Fall war.