Gutmütig verdrehte ich die Augen. Andere Slytherins hätten es wohl als ernst gemeinte Beleidigung verwendet. Aber so jemand war ich nicht. Selbstverständlich gab es Eigenschaften aus anderen Häusern mit denen ich schlechter zurecht kam. Oder auch gar nicht. Aber genauso war es auch bei Slytherins. Man konnte mir gerne vorwerfen ich wäre arrogant. Tatsächlich war ich aber eigentlich eher nur selbstbewusst. Ich wusste das ich viel leistete. Und hatte mir meine Erfolge auch verdient. Nur war ich eben nicht bescheiden über meine Erfolge. Dafür hatte ich auch zu hart an ihnen gearbeitet. Zumindest meiner Meinung nach. "Sollte es denn keine Beleidigung sein?" Ich lachte kurz auf. Selbstverständlich war es das nicht. Nur eher eine Art Feststellung mit Scherz. "Er wirkt auf jeden Fall schon lange nicht mehr betreten. Aber das ist doch bestimmt ein gutes Zeichen." Meine Stimmlage verriet das ich selbstverständlich gar nicht daran glaubte das es sich dabei um ein gutes Zeichen handelte. Eher um ein schlechtes. Jedoch folgte ich den Zwillingen dennoch weiter in den Gang hinein.
Die Steile war kein großes Problem für mich. Ich war kräftig – immerhin war ich eine Treiberin – und konnte mich so mit meinen Muskeln problemlos entgegen stemmen. Den Zwillingen hinterher gingen wir also den steilen Teil des Ganges hinunter. Der dann auch bald zum Glück wieder flacher wurde. Ich hielt meinen Zauberstab hoch erhoben. Um auch nichts zu verpassen. Bisher herrschte aber Großteiles gähnende Leere. "Ich wollte euch schon vor Ewigkeiten eine Frage stellen." Ich war immerhin in England aufgewachsen und fühlte mich hier auch sehr wohl. Ich würde das Land wohl auch eher nicht verlassen. Zumindest hatte ich es nicht geplant. Trotz der ausgezeichneten Schule in Brasilien – Castelobruxo – die auch meine Mutter und der Rest meiner mütterlichen Seite besucht hatte. Dennoch hatte ich dort recht starke kulturelle Wurzeln. Vom Aussehen ganz zu schweigen. "Ihr seid aus Amerika nicht wahr?" Neugierig legte ich meinen Kopf schief. Ich meinte etwas mit einem Zirkus gehört zu haben. Aber ich hatte bisher auch nur begrenzt mit den Doe Zwillingen zu tun gehabt.

Das musst du mir sagen. Ich warf Emma ein grinsen zu und ignorierte erst einmal wohin wir gingen, Frey würde schon aufpassen. Das tat ich auch wirklich, selbst wenn ich Emma aufmerksam zuhörte und dann leicht den Kopf schüttelte. Ich weiß es nicht, eigentlich müsste es hier von Getier nur so wimmeln. Gerade weil schon lange niemand mehr hier gewesen war, wie es schien. Also ich bin schon froh darüber, ich hasse Spinnen. Ich sah kurz angewidert drein und lächelte dann fragend, als Emma eine Frage stellen wollte, ehe ich breit lächelte und nickte. Ganz genau, wir sind aus Amerika, wir sind hier nur durch Zufall gelandet, weil der Zirkus eine Englandtour hatte, als wir elf geworden sind.

Mit dem Licht meines Zauberstabes leuchtete ich den Gang ab. Er war an mehreren Stellen sehr rau. Manche Steinen standen unregelmäßig hervor. Frey passte genau auf die Umgebung auf. Zumindest wirkte es so auf mich. "Frey hat auf alle Fälle Recht. Es müssten viele mehr Tiere hier sein." Ich schüttelte den Kopf. Ein dezent amüsiertes Grinsen auf meinen Lippen während ich zu Freya sah. Auch wenn wieder nach einem kurzen angewiderten Blick sofort wieder breit lächelte. "Was haben dir Spinnen denn getan?" Ich hatte per se wirklich keine Angst vor Spinnen. Oder allgemein vor Tierwesen. Aber ich kannte da jemanden der allein beim Anblick einer Stimme bereits ein Mal aus dem Schlafsaal gesprintet war. Mein liebster Hüter. Er mochte sich taff geben. Wurde aber ganz klein bei einer Spinne. Aber nun gut. Jeder hatte wohl seine Schwachstelle.
"Ist es eigentlich unhöflich danach zu fragen wie es in einem Zirkus so ist?" Mein Tonfall verriet zwar das mich die Höflichkeit eigentlich nicht interessierte – nur wollte ich es trotzdem angemerkt haben – denn ich wusste von meiner Mutter das Zirkus – magisch oder nicht – schon immer sehr debattierte Themen waren. Bei den Muggeln wurde über Tiere diskutierte. Und bei uns eben über magische Tierwesen. Es ging immer wieder um die Ethik dahinter. Aber ich hatte auch noch nie mit jemandem gesprochen der tatsächlich in einem Zirkus gearbeitet hatte. Ob es dem Karneval in Brasilien ähnlich ist? "Das hört sich nach einer erzählenswerten Geschichte an. Ich kenne sonst niemanden aus Amerika. Außer unseren neuen Professor." Ich kicherte kurz. Einerseits weil Frey und Freya wohl zufällig – oder nicht – hier gelandet waren. Magie funktionierte auf eine amüsierend überraschende Art manchmal. Und andererseits weil ich kurz an unseren neuen Professor denken musste. Und Medwedew. Die beiden wären ein wirklich süßes Paar. "Meine Mutter ist aus Südamerika. Aus Brasilien. Ich habe drüben zwar nie gelebt. Aber wir sind jede Ferien dort. Ich vermisse es immer ein wenig."

Sie sind des Bösen. Kurz schien es als würde mein Blick sich verdüstern, doch genauso schnell wie es gekommen war, war es auch schon wieder vorbei und meine Augen begannen zu leuchten, denn ich liebte es über den Zirkus zu reden. Was das angeht darfst du gerne alles fragen was du willst. Wenn du dann auch erzählst wie es in Brasilien so ist. Dort waren wir auch noch nie gewesen, wir kannten nur Geschichten, die von Schaustellern erzählt wurden, die nicht fest zum Programm gehörten, darunter waren sicherlich auch welche aus Brasilien gewesen. Mir bereitete die absolute Abwesenheit von Tieren doch rechte Sorgen, auch wenn ich nichts mehr dazu sagte, Emma war sich dessen bewusst, mehr konnte ich im Moment auch nicht tun. Ich selbst hatte keine Angst vor Spinnen, das war Freyas Ding, Vögel dagegen... Nein, die mochte ich definitiv nicht, bis auf Doughal, der war okay.

Nun gut. Das Thema ‚Spinnen‘ war somit wohl erst ein Mal vom Tisch. Ich sah kurz zu Frey. Doch er wirkte trotz des düsteren Blickes seines Bruders nicht zu reagieren. Ich zuckte also mit meinen Schultern. "O~kay." Die Situation war so schnell verschwunden wie sie gekommen war – also beschloss ich wohl das Thema einfach fallen zu lassen. Vielleicht hatte ich mir den Blick auch nur ein gebildet. Bei der Dunkelheit – die in diesem geräumigen Gang herrschte – gar nicht so unwahrscheinlich. Ich tastete mich mit Lumos mal an eine Wand heran. Und betrachtete diese dann genauer. Doch mir hätte der leuchtende Blick – der beinahe den Gang zu erhellen schien – auch gar nicht entgehen können. Nun gut wenigstens hatte ich da wohl das richtige Thema getroffen.
"Das tue ich nur zu gerne. Ihr könnt auch gerne jede Frage stellen die ihr habt." Ich erzählte nur zu gerne von Brasilien. Es lag mir sehr am Herzen. Doch England tat das genau so. Wahrscheinlich weil ich hier aufgewachsen war. Und hier meine Freunde hatte. Doch in Brasilien hatte ich eben meine Familie und meine kulturellen Wurzeln. Ich überlegte kurz wie ich in das Thema einsteigen sollte. Doch beschloss dann mir kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Ich konnte manchmal etwas direkt sein. Aber ich beschloss mit meinen beiden Hauptfragen zu starten. "Verreist ihr damit dann immer viel?" Ich war nicht der große Fan von Verreisen. Wahrscheinlich weil ich das Gefühl hatte das ich dort dann keine Freunde oder Familie hatte. Diese beiden Dinge brauchte ich nämlich sehr in meinem Leben. Sie waren wie ein Anker. Ich zögerte kurz doch stellte dann doch noch meine zweite Frage. "Ich weiß über einen Zirkus nur das was mir meine Mutter erklärt hat. Ist es auch wahr das es manchmal Demonstrationen vor dem Zirkus gibt?"

Oh ja, wir reisen eigentlich ständig, in den wirklich kalten Wochen bleiben wir aber mehr im Süden, damit sparen wir uns aber ein Winterquartier, wie es die meisten Zirkusse in Europa haben. Für die zahlte es sich im Winter oft einfach nicht aus zu touren, denn welcher Besucher wollte schon in einem kalten Zelt sitzen? Mein Lächeln dimmte sich nun aber wieder etwas, als ich Emmas folgende Frage hörte. Ja, das ist wahr, besonders Zirkusse wie unserer, die noch Freakshows haben, haben es nicht besonders leicht. Diese Leute finden es unmoralisch was Dad tut, aber das ist es nicht, sie verstehen nur nicht, dass nicht alle Direktoren ihre Schausteller mies behandeln. Während ich nun wieder eine Weile geschwiegen hatte klinkte ich mich hier wieder mit ruhiger Stimme ein. Es gibt solche Zirkusse und Shows, das ist nichts was man abstreiten kann, aber der Zirkus Olympia ist nicht so, Dad würde nie einen aus der Truppe schlecht behandeln, egal ob nun Dompteur, Freak oder Seiltänzer. Das war mir genauso wichtig den Leuten klar zu machen wie Freya, immerhin hatten wir auch ein unglaubliches Glück gehabt, dass es DDD gewesen war, der uns aufgenommen hatte und nicht etwa der Ringling Bros. and Barnum & Bailey Zirkus, die ganz andere Seiten für ihre Shows aufzogen. Ich bemühte mich darum wieder einen leichtherzigen Ton anzuschlagen und mir eine Frage für Emma einfallen zu lassen. Also, das meiste was ich über Brasilien weiß sind Geschichten vom Karneval dort. Wie ist das so?

Der Gang war doch plötzlich weniger interessanter als die Zwillinge selbst. Tatsächlich hatte ich mich noch nie wirklich mit ihnen befasst. Aber das was ich hörte löste ein Gefühl in mir aus. Zugehörigkeit. Gemeinschaft. Sie hatten wohl einige Dinge erlebt die ich nach vollziehen konnte. "Ich verstehe. Das ergibt Sinn." Ich musterte beide neugierig. "Aber ihr verreist nicht nur in Amerika sondern auch in England?" Immerhin hatte Freya zuvor erwähnt das sie in England gewesen waren als sie den Brief erhalten hatten und nach Hogwarts gekommen waren. Die Demonstranten konnte man wohl zu einem gewissen Teil verstehen. Zumindest wenn man Frey zuhörte. Es gab wohl einige Zirkus die deutlich anders waren. Aber ihrer hörte sich auch beinahe zu gut um wahr zu sein an. "Ich verstehe. Meine Großmutter war eine Veela. Die werden auch oft als Maskottchen oder in magischen Zirkussen präsentiert. Ich weiß nicht ob mir so ein Leben gefallen würde." Veelas wurden oft zu Quidditch-Mannschaften als Maskottchen genommen. Oder in einem Zaubererzirkus gehalten. Ich hatte bisher nur einen einzigen besucht. Den Zirkus Arcanus. Ein reisender Zaubererzirkus- und Freakshow. Den ‚weltweit umfassendsten Kongress menschlicher Eigenartigkeiten‘. Meine Großmutter hatte es immer als verwerflich bezeichnet. Allerdings hatte ich auch noch mit niemandem gesprochen der den Job gerne gemacht hatte. "Aber es ist gut das ihr euren Platz gefunden habt. Werden ihr dort auch nach der Schule wieder zurück kehren?" Unter Muggeln. Es wäre wohl nichts für mich. Etwas rumpelte im Gang. Aber ich war gerade etwas zu sehr auf das Gespräch fokussiert.
"Brasilien ist wunderschön. Und so warm. Nicht nur die Temperaturen sondern auch die Menschen. Und das Land ist riesig. Viel größer als England oder auch ganz Großbritannien – aber das ist in Amerika wohl generell so." Meine Augen begannen regelrecht zu leuchten. "Der carnaval do Rio – in Rio de Janeiro – ist eine richtige Hauptattraktion. Es gibt auch lokal kleinere Karneval-Feiern. Aber dieser dort ist einfach riesig und wunderschön. Es ist eine Parade von allen Sambaschulen und eines der größten Feste der Welt." Der Karneval feierte Diversität, Homosexualität, Umweltschutz und Kunst bereits seit über 300 Jahren. Er thematisierte auch Gewalt gegen Frauen. Und Darstellungen von Jesus wurden auch gerne Mal von dunkelhäutigen Frauen übernommen. Oder von transgender Männern. Nichts war verboten und alles war erlaubt. "Es gibt auch immer einige Demonstranten. Leute die behaupten es wäre Blasphemie oder es sei ein unchristlicher Exzess weil jeder dort frei sein kann. Er kann sein was er will und tragen was er will und wir haben keine Angst den Mund auf zu machen. Ich denke es gibt wohl immer Leute die es nicht verstehen." Es war wohl ähnlich mit den Demonstrationen gegen ihren Zirkus. Denn ich selbst war schließlich getauft störte mich allerdings überhaupt nicht an den Exzessen. Ich war auch niemand der sich zwanghaft freizügig anzog. Und viel der Kostüme schüchterten mich noch etwas ein – besonders die Frauenkostüme vollkommen oben ohne. Aber deswegen würde ich das niemandem verbieten. Oder ihn schlecht reden weil er sich dadurch wohl fühlte.

Das war mehr oder weniger eine Ausnahme, um eine Auslandstour zu machen braucht es einen spendablen Promoter, wenn wir solche haben können wir diese Tourneen machen. es war immer eine Frage des Geldes und der Werbung, auch wenn unser Adoptivvater gerade bei letzterem ein Genie war. Ich wurde von dem Rumpeln abgelenkt, doch konnte ihm nicht recht nachlauschen, da sich ja Emma und Freya weiter unterhielten. So gut ich auch beim ausblenden war, so weit reichte mein Talent dann doch nicht. Natürlich werden wir zurück gehen. Die Zaubererwelt ist toll, aber ich finde trotzdem, dass die wahre Magie in den Täuschungen der Muggeln liegt. Ich meine klar, wir können Sachen einfach verschwinden lassen und uns mit Zaubern weiterhelfen, aber Muggel müssen richtig talentiert sein und genau wissen wie sie was machen um den Leuten vorzugaukeln etwas wäre echt. Wenn ein Zauberer in einen magischen Zirkus geht, weiß er, dass was er sehen wird toll ist, aber eben alles mit Magie geschieht, einen Muggel musst du erst davon überzeugen, du musst ihn so gut täuschen, dass er glaubt, das was du tust ist wirklich echt. Das galt natürlich nicht für Leute wie Frey und mich, wir mussten uns nur zeigen und die Leute glaubten teils schon an Wunder. Aufmerksam lauschte ich Emmas Erzählungen über Brasilien, meine Fantasie malte sie mir in den buntesten Farben aus und ich lächelte beinahe verträumt. Das klingt wirklich toll, diese Leute müssen so unglaublich selbstbewusst sein. Irgendwann müssen wir uns das einmal ansehen.

Das Rumpeln verstummte wieder. Ich hatte ihm aber auch nie besonders viel Aufmerksamkeit geschenkt. Ich machte wieder einige Schritte den Gang entlang. Dennoch hörte ich Frey und Freya weiterhin zu. Die beiden sprachen von Tourneen. Diese mussten durchaus ruhmvoll sein. Besonders mit einem so spendablen Sponsor. Dennoch fragte ich mich ob sich überhaupt so jemand wieder und wieder fand. "Und finden sich diese spendablen Promoter auch?" Inzwischen kamen Zirkusse doch leicht aus der Mode. Immer mehr Kritik wurde an ihnen verübt. Die Tierhaltung. Die Ausbeutung magischer Tierwesen und anderer magischer Geschöpfe. Seit den 40ern drehten immer mehr Leute diesen Shows den Rücken zu. Die Mysterien und Neugierde dahinter verschwand. Hervor kamen die hässlichen Seiten. Und nach Frey und Freyas Worten zu urteilen erging es der Muggelwelt nicht anders. Dennoch konnte ich nur den Kopf schütteln. Ich konnte den Wunsch nach der Muggelwelt nicht nachvollziehen. Aber das musste ich auch nicht. Ich würde nicht diesen Schritt gehen. Das müssten wohl sie wissen. "Ich kann mir ein Leben unter Muggel einfach nicht vorstellen." Ich grinste kurz. "Aber ich glaube daran ist auch Quidditch Schuld. Ich möchte mich sobald ich kann für die Nationalteams bewerben."
Diese Entwicklung mussten Frey und Freya doch auch persönlich treffen. Die Demonstrationen. Wie es sie auch am Karneval gab. Mich trafen sie ebenfalls persönlich. Wenn ich auch nicht ganz so direkt involviert war. Ich besah mir gerade einen besonders großen Stein – er musste irgendwo heraus gebrochen sein – und zögerte aber nicht weiter zu sprechen. "Zuhause sagen wir oft: Só se joga pedra em árvore que tem frutas. Das bedeutet ungefähr das man nur Steine auf Bäume – die auch Früchte tragen – wirft. Überall wo jemand besonders hervorstricht wird es Leute geben die mit Steinen auf ihn werfen. Oder eben mit Worten ausholen." Nur dort wo auch etwas zu holen war warfen die Leute mit Steinen. Oder dort wo sie glaubten es sei etwas zu holen. Die Leute glaubten wohl sie könnten uns unseren Karneval weg nehmen. Aber das würden wir uns nicht lassen. Ganz gleich was die Gegner dazu zu sagen hatte. Als Freya sich allerdings sehr begeistert zeigte – ich konnte gar nicht anders – als ihn glück an zu grinsen. "Wenn ihr euch es jemals ansehen wollt… Dann gebt Bescheid. Ich weiß die interessantesten Plätze und die besten Restaurants." Es war ein ehrliches Angebot. Ich sagte das nicht nur einfach so. Es war wie meine Einladung an Anne einen Teil des Sommers bei mir und dann bei ihr zu verbringen – mit Roderich selbstverständlich – es war absolut ernst gemeint.

Dad schafft das schon, er ist gut darin uns zu bewerben. Und bisher hatten wir uns immer über Wasser halten können, wir waren ja auch recht bekannt in Amerika, das half auch sehr dabei. Es kommt sicher auch darauf an wo man aufgewachsen ist. Ich lächelte locker und gut gelaunt, ich konnte von einer Sekunde von beinahe düster zu leidenschaftlich und wieder zu fröhlich schalten ohne mit der Wimper zu zucken oder es zu bemerken. Glaubst du denn du hast das Zeug dazu. Nun grinste ich Emma beinahe herausfordernd an. Jeder der sie einmal hatte fliegen sehen wusste wie gut sie war, doch ich musste ihr das ja nicht gleich sagen. Ich hörte mit halbem Ohr zu, doch sah mich eher besorgt um, denn der Tunnel wurde mit jedem Meter brüchiger. Die anderen beiden schien es nicht zu beunruhigen, eigentlich schienen sie es kaum zu bemerken. Bei Freya war das nicht ungewöhnlich, aber Emma hätte ich mehr Verstand zugetraut. Allerdings wurde ich doch etwas abgelenkt, als ich die Redensart hörte, welche Emma uns da übersetzte, denn sie gefiel mir ziemlich gut, weshalb ich beschloss sie mir zu merken. Das ist ein guter Spruch, der gefällt mir. Ich lachte leicht auf und strahlte dann förmlich als Emma uns ein Angebot machte. Ich nehme dich beim Wort, wir kommen mal vorbei, dafür hast du eine Vorstellung von uns gut.

Ein wenig Herausforderung konnte ich durchaus ertragen. Auch wenn ich sofort einen sehr stolzen Blick bekam und mich etwas größer machte. In dem geräumigen Gang zum Glück gar nicht so schwierig. Mein Tonfall war stolz. Eventuell eine Spur arrogant. Aber ich wusste auch was ich konnte und das würde ich nicht bescheiden untertreiben. Bescheidenheit lag mir aber auch einfach nicht im Blut. "Jeder der nicht glaubt das ich das Zeug dafür habe hat mich noch nie fliegen gesehen." Ich sprach mit vollkommener Überzeugung und grinste über die Begeisterung über den Spruch. Und noch viel mehr… über die Begeisterung über die Einladung. Ich hatte auch vor mein Versprechen zu halten. Freya konnte mich also ruhig beim Wort nehmen. "Hört sich nach einem fairen Deal an." Ich nickte und hielt meinen Zauberstab wieder höher. "Ich bin schon gespannt wie ein Muggelzirkus zu einer Zaubererzirkus mithalten kann."
Der Gang wurde inzwischen wirklich um einiges brüchiger. Ich beobachtete mit zusammen gezogenen Augenbrauen die Risse an den Seiten und die Gesteinsbrocken am Boden. Unruhig trat ich von dem einen Fuß auf den Anderen. Bis mir einfiel das wir dann unbedingt auch zu meiner Familie schauen konnten. Sie waren immer sehr viele Leute – und nicht nur Freunde sondern auch Nachbarn oder der Rest von Brasilien waren dort immer willkommen. Sie feierten große Feste und nehme an ich hätte Besuch – Frey, Freya, Roderich und Anne – sie würden sie alle bei sich aufnehmen. Wenn sie eine Möglichkeit zum Übernachten brauchten. Oder einfach eine Möglichkeit um das leckerste Abendessen ihres Lebens zu bekommen. "Wenn ihr dann kommt sollten wir…" Ich hatte mich umgedreht als ein unheilvolles Grollen durch den ganzen Gang ging und ich einen Satz nach hinten auf die Zwillinge zu machte. Meine Arme panisch ausgestreckt. "Bei Merlin!" Der Teil des Ganges – durch den ich gerade hatte gehen wollen – krachte mit einem lauten Getöse direkt hinter mir herunter. Gesteinsbrocken flogen herum und ein guter Teil des Ganges stürzte in sich selbst ein. Ein lautes Krachen ertönte durch den ganzen Gang und in den Rest des Schlosses hinauf.

Ich lachte nur über Emmas selbstüberzeugte Aussage, denn natürlich hatte sie vollkommen recht, sie war eine extrem gute Spielerin, doch man musste es ihr ja nun auch nicht so leicht machen. Nun war es aber an mir stolz drein zu sehen, denn wenn es um unser Zuhause und unsere Familie ging war ich mindestens so von uns überzeugt wie Emma von ihren Quidditchkünsten. Glaube mir, du wirst sehen, unser Zirkus ist so viel besser. Alles ist echt. Zumindest wirst du es glauben. Ich grinste und zwinkerte Emma schelmisch zu. Ich hörte Emma aufmerksam zu und wollte schon nachfragen was wir denn machen sollten, als das Grollen jeden weiteren Gedanken auszulöschen schien. Ich hatte keine Angst, die hatte ich nie, aber ein kleines bisschen erschreckte ich mich doch, als ein ganzer Teil des Tunnels vor uns zusammenkrachte und ein ohrenbetäubendes Getöse auslöste. Ich, im Gegensatz zu meinem Zwilling, erschreckte mich furchtbar, als das alte Gemäuer direkt vor uns nachgab und in sie zusammen stürzte. Ich schrie erschrocken auf und machte mit meiner Körperhälfte einen Satz nach hinten, was unseren gesamten Körper drehte, doch viel weiter kam ich natürlich nicht, da Freya keinen Schritt weiter machte. Instinktiv aber streckten wir beide die Arme aus, um Emma darin zu fangen und uns an sie zu klammern, als würde unser Leben davon abhalten, während uns Staub einhüllte und uns zum Husten brachte.

Ein Muggelzirkus sollte also besser sein als ein magischer. Davon würden mich die beiden noch überzeugen müssen. Am Carneval selbst nahmen selbstverständlich auch brasilianische Zauberer teil. Nicht alles dort konnte man so einfach erklären. Aber es störte sich auch niemand. Denn die Parade war zu groß und zu bunt um genauer über den einen oder andere Funken nach zu denken. Oder um das eine oder andere Kostüm oder die ein oder andere Figur nach zu denken. Muggel wurden einfach mit gezogen. Meistens bekamen sie die Magie auch gar nicht mit. Aber die Zauberer und Hexen waren unter ihnen. Ob sie sie nun bemerkten oder nicht. Jedenfalls wurde die Magie so nicht verraten. Auch wenn es definitiv auch für Muggel ein magisches Erlebnis war. "Das werden wir dann noch sehen." Das war das Letzte das ich noch gesagt hatte bevor der halbe Gang gefühlt eingebrochen war. Es war weniger schlimm gewesen. Aber zumindest ich und Frey hatten uns ordentlich erschreckt. Und waren beide zurück gestolpert.
Ich spürte zwei Arme die sich um mich schlangen und ich schlang meine Arme in meiner Panik ebenfalls um die beiden. Und so standen wir nun auch da. Bis sich der Staub legte zumindest. Eng und dramatisch umschlungen. Zumindest 2/3 von uns vollkommen panisch. Aber das reichte auch vollkommen. Immerhin war es mehr als die Hälfte. "Das war gefährlich!" Meine Stimme war eine ganze Etage höher als ich wieder sprach. Der Staub um uns herum hatte sich nun langsam gelegt und war verschwunden. Vor uns war eine gute Hälfte des Ganges – in den wir gerade weiter gegangen wären – eingebrochen. Erst jetzt realisierte ich wirklich an wen ich mich da klammerte. Oder eben an welche beiden. "Sorry…" Ich nuschelte das verlegen und spürte wie mir etwas Blut in die zuvor noch vollkommen bleichen Wangen stieg. Das war mir nun doch ein wenig peinlich. Ich hatte zuvor schon genug Angst gezeigt. Ich räusperte mich also. "Das ist nie passiert." Langsam löste ich meine Arme wieder von den beiden. Auch wenn kurz ein dankbarer Blick in meinen Augen zu sehen war. Dafür das sie sich wenigstens auch an mich geklammert hatten. Bald so wild. "Oh Merlin…" Meine Stimme nun wieder langsam normal aber noch immer ein wenig aufgebracht. Ich beschwerte mich dennoch ein wenig. "Ich habe genug von diesem blöden Gang. Der ist ja wirklich einsturzgefährdet!" Es war meine eigene Schuld gewesen und das wusste ich. Aber dennoch sah ich die Schuld hauptsächlich bei diesem blöden Gang. Und Lucinda die ich doch sehr vermisste. Aber sie hatte momentan ja keine Zeit und war mit Lernen für die ZAG beschäftigt. Etwas aufgebracht hob ich wieder meinen Zauberstab mit "Lumos" an und begann den Rückweg. Ich hatte wirklich genug von diesem Gang und dem kleinen Abenteuer hier.

Ich ließ Emma mindestens so schnell wieder los, wie sie sich von uns löste, als ich bemerkte was los war und mich beruhigt hatte, denn ich hatte mich zwar wirklich sehr erschreckt, doch war normalerweise nicht die Person, die andere besonders bereitwillig anfasste. Ich musste noch etwas zu Atem kommen und besah mir lieber kurz unsere Umgebung, um sicher zugehen, dass nichts mehr einbrechen würde, doch nachdem der Staub sich gelegt hatte, wirkte alles wieder ruhig und still. Ganz im Gegenteil zu meinem Bruder musste ich grinsen, als der erste Schrecken der anderen beiden sich gelegt hatte und ließ Emma los, als sie sich löste. Aber natürlich nicht, Vanity, wir wollen ja nicht, dass jemand erfährt, dass du dich vor ein paar Steinen erschreckt hast. Genauso wie mein Bruder ja auch, aber das war ja nicht so wichtig, er war eben schreckhafter als ich. Jetzt wo dieser Teil eingestürzt ist, wie hoch ist die Chance, dass das wo anders wieder passiert? Zu hoch, lass uns gehen. Wir können ein anderes Mal wieder kommen. Ich war etwas enttäuscht, doch wusste ja, dass Frey bei so etwas meistens recht hatte, auch wenn ich wirklich nicht einsah was denn so schlimm an einem kleinen, einstürzenden Gang war. Wir folgten Emma nun also zurück, in Richtung Ausgang, und weg von der Einsturzstelle.

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