Für wen hältst du mich denn? fragte ich gespielt empört und fing den Schokofrosch mit einer Hand. Sucher zu sein hat viele Vorteile...
Schließlich stand ich dann doch auf und lief zu dem Bücherregal wo ich mich umschaute. Einige Titel kannte ich, doch die meisten noch nicht und am liebsten wollte ich alle diese Bücher lesen, doch selbst wenn ich wollte, ich würde nie ansatzweise die Zeit haben. Leise seufzte ich, drehte mich wieder um und ließ mich wieder auf ein Sitzkissen fallen.

Ich lachte, als mir wieder einfiel, dass Cora ja die Sucherin ihres Hauses war. Sie war eine gute Sucherin, wenn ich mich so an die Spiele erinnerte. Als Treiberin war ich zwar oftmals abgelenkt und beschäftigt aufgrund der Klatscher, die auf dem Feld das Unwesen trieben, doch die Spielweise anderer konnte man zwischendurch nun doch gut erhaschen.
Schnell schnappte ich mir noch etwas Süßkram und ging schließlich zurück zum Sitzkissen, während sich Cora zu der Bücherecke aufmachte. Zufrieden naschte ich weiter, ehe die Ravenclaw seufzend wieder zurückkam.
"Wie läuft denn das Quidditchtraining bei euch zurzeit?", fragte ich heiter, ohne groß darüber nachzudenken. Ich verlor nicht einmal den Gedanken daran, Fragen aus 'Spionage'-Zwecken zu stellen. Das war nicht meine Absicht. Es interessierte mich einfach, ob es soweit ganz gut lief oder gar Probleme gab, bei denen man hätte behilflich sein können.

Ich aß genüsslich den Schokofrosch und schaute Florence dann überrascht an.
Wieso fragst du? Du willst nicht zufälligerweise Tipps für eure Mannschaft suchen? fragte ich gespielt misstrauisch und zog eine Augenbraue hoch, auch wenn ich davon absolut nicht ausging.

Ich lachte belustigt. "Nein, nein. Das brauchen wir nicht", neckte ich und biss erneut von der Schokolade ab. Ich würde nicht bestreiten, daran zu glauben, dass die Ravenclaw-Quidditchmannschaft sicherlich gut war und hier & da auch einige gute Strategien sowie Tipps übrig hatte. Doch darauf war ich keinesfalls aus. Schließlich wäre dies den Raben gegenüber nicht fair. Ich war fest der Meinung, dass jede unserer vier Quidditchteams gut war und jede ebenso das Zeug hatte zu gewinnen. Und zwar mit ehrenhaften Mitteln.
"Einfach nur so", lächelte ich ehrlich. Meine Neugier konnte sich einfach nicht zurückhalten. Mich interessierte alles, was um mich rum Tag für Tag geschah. Dies war noch nie anders gewesen. Doch trotz meines Wissensdurstes würde ich niemals als Tratschtante irgendwelche Informationen aus Gesprächen missbrauchen. Dafür war meine Zuverlässigkeit zu groß. Und dennoch wäre ich Cora keinesfalls sauer, würde sie das Gespräch um Quidditch herum innerhalb ihrer Mannschaft behalten.

Ich grinste.
Eigentlich ganz gut... ich gebe mein Bestes mich zu verbessern und das Training noch in den Stunden- und Lernplan mit einzubringen, meistens klappt das auch recht gut, lächelte ich. Eigentlich war das gelogen, es wurde langsam wirklich zu viel, dich ich ließ mir nichts anmerken, und erschien regelmäßig zum Training. Kurz gähnte ich hinter hervor gehaltener Hand und ließ mich tiefer in das Sitzkissen sinken.
Tut gut einfach mal nur zu reden und sich auszuruhen, grinste ich ehrlich und verdrängte die Gedanken, dass ich eigentlich noch lernen musste.

"Das freut mich", nickte ich und naschte noch etwas vom Süßkram. "Bei uns läuft's zurzeit auch recht gut. Klar ist das Training mal anstrengend und hektisch, aber schließlich macht es der Spaßfaktor wieder gut", lächelte ich amüsiert. Ich konnte Quidditch gut leiden. Vor allem das Team und die Freude bildeten dort einen entscheidenden Schwerpunkt. Ich wusste, dass es einige gab, dessen Leben beinahe nur aus Quidditch bestand. Da konnte ich mich ehrlich gesagt nicht einordnen. Natürlich machte dieser Sport Spaß und auch ich versuchte immer das Beste dafür zu geben, doch als Zukunftsvision oder gar Berufung konnte ich es nicht sehen. Es war eben ein drolliges Hobby.
"Oh ja", stimmte ich Coras Worten zu. "Eine kleine Auszeit von dem stressigen Schulalltag."

Ich nickte müde und stand nun doch wieder auf weil ich dieses Buch wenigstens anfangen musste um zu wissen ob es so gut war wie es aussah. Schnell schnappte ich es mir und lief zurück zu meinem Sitzkissen wo ich es mir gemütlich machte, und weiterhin Gedanken an jegliche Art von Arbeit verdrängte. Nicht heute, nicht jetzt...

Ich lächelte belustigt, als sich Cora nun doch wieder zu den Büchern aufmachte, um sich eines zu schnappen. Währenddessen ließ ich mich gemütlich von meinen Gedanken treiben. Hoffentlich vermissen mich meine Zimmergenossinnen nicht, kam mir plötzlich in den Sinn. Was, wenn sie einen Lehrer aufgrund meines Nichtdaseins informieren würden? Nicht, um mich auf diese Art zu verpetzen - das würden meine Mitschülerinnen nicht tun -,doch womöglich aufgrund von Sorge. Schließlich habe ich niemandem davon erzählt, wo ich hingehe. Wie auch? Das war eine völlig spontane Aktion. Ein mulmiges Gefühl machte sich in mir breit, doch ebenso mischte sich der Nervenkitzel mit ein. Denn genau das machte doch ein kleines Abenteuer aus. Das Risiko.
Genüsslich aß ich die Schokolade auf, während Stille in den Raum einkehrte. Ein leichtes Gähnen konnte ich mir dabei nicht verkneifen.

Ich machte mir im Gegensatz zu Florence keine Gedanken um Zimmergenossinnen. Anouschka würde wahrscheinlich nicht mal bemerken, dass ich weg war, und auch die anderen waren zu sehr mit ihren Büchern beschäftigt, so wie auch ich jetzt. Ich schlug das Buch auf und versank gleich darauf tief in den Weiten von eben diesem, ohne zu merken wie die Zeit verging und ich immer müder wurde.

Die Zeit schritt kaum merkbar dahin. Ich hätte schwören können, es lag an den unglaublich bequemen Sitzkissen, die einen schon quasi automatisch in den Schlaf wogen. Wir brauchen die unbedingt in den Gemeinschaftsräumen. Während die Zeiger der Uhren ihre Runden drehten, wurden meine Lider mit jedem Gähnen immer schwerer, bis auch mein Körper entspannter wurde. Vollständig im Sitzkissen eingesunken, atmete ich ruhiger und entspannter, ehe ich in die wundervolle Welt der Träume eintauchte.

Auch ich merkte gar nicht, wie schnell die Zeit verging, zu vertieft war ich in mein Buch. Ich merkte auch nicht, dass Florence neben mir einschlief, doch auch meine Lider wurden immer schwerer beim Lesen und irgendwann schlief ich über meinem Buch ein, zu einem Schlaf, der endlich mal nicht viel zu kurz war.

Leichte Sonnenstrahlen schienen von einem der Sprossenfenster herein und kitzelten mich leicht an meiner Nase. Entspannt gähnend wurde ich wach und öffnete blinzelnd die Lider. Ein gemütlicher Raum empfang mich, der einen Moment lang für Verwirrung sorgte. Verdutzt ließ ich meinen Blick durchs Zimmer schweifen, bis meine Erinnerung kurz darauf wieder zu mir geflogen kam. Meine Aufmerksamkeit blieb an Cora hängen, die gemütlich und mit einem Buch eingeschlafen war. Wir befanden uns noch immer im Raum der Wünsche. Ich war froh, dass dies alles kein Traum gewesen war, sondern Realität. Eine traumhaft schöne Realität. Ein Lächeln zog sich über meine Lippen, während ich mich ausgiebig streckte und gleich darauf wieder müde die Augen schloss. Zum Glück wurden wir von keinem Lehrer erwischt. Ich ließ diesen Gedanken einen Moment lang sacken, ehe ich mit einem Mal wieder halb aufsprang. Lehrer! Schule! Hausaufgaben! Wie spät war es eigentlich? Hatten wir verschlafen? Hektisch rappelte ich mich auf. "Cora?", versuchte ich die Ravenclaw vorsichtig mit meiner Stimme zu wecken. "Cora, weißt du, wie spät es ist?" Ich blickte mich im Raum um, auf der Suche nach einer Uhr. War es schon Zeit zum Frühstück? Oder hat sogar schon der Unterricht begonnen?

Ich schlief noch seelenruhig, endlich mal erholsam und lang genug geschlafen, als Florence mich vorsichtig aus meinen Träumen riss.
Hm, was? fragte ich schlaftrunken während ich die Augen öffnete, das Buch vorsichtig weglegte und mich umschaute. Stimmt, wir waren im Raum der Wünsche gewesen und wohl eingeschlafen. Raum der Wünsche! Schule! Hausaufgaben! Unterricht! Ich schreckte auf.
Was? Uhreit, oje! rief ich gehetzt und schaute zu meinem rechten Handgelenk wo immer meine Armbanduhr befestigt war.
Ein Glück, wir schaffen es vielleicht noch zum Frühstück wenn wir uns beeilen, meinte ich schnell und sprang auf.

@Florence Nolan