Nach einiger Zeit musste ich es tatsächlich geschafft haben einzuschlafen, denn schon hörte ich das ruhelose Gemurmel meiner Zimmergenossen am frühen Morgen. "Hat jemand meine Krawatte gesehen?", fragte jemand, während irgendwo wild gekramt wurde. "Hast du denn schon in deinem Koffer nachgeschaut?"
"Und was denkst du, mache ich hier gerade?" Ich seufzte. Ich war es eher gewohnt, in Ruhe und mit süßem Frühstück von meiner Mutter im Bett geweckt zu werden, nachdem mir das Ausschlafen gewährt worden war. Und nicht mit dem Getrampel und Gebrabbel einiger Schüler. Ich gähnte müde, ehe ich träge meine Schlafmaske hochzog und mich aufstützte, um dem Chaos direkt ins Auge zu blicken. Nicht alle waren wach – genauer gesagt nur zwei. Sie schienen es eilig zu haben. Doch mein rascher Blick zum Turmfenster verriet mir, dass es noch gar nicht so spät sein konnte. Schlaff ließ ich mich wieder aufs Kissen fallen, begleitet von dem anhaltenden Kramen der beiden Jungs. Ich vermisse mein Zuhause. Ich war noch nicht sehr lange auf dieser Schule und eigentlich konnte ich sie ganz gut leiden, doch die Tatsache, dass Hogwarts 'nur' eine öffentliche Bildungseinrichtung war, enttäuschte mich nun schon. Natürlich war Hogwarts etwas Besonderes. Schließlich war sie nur für Zauberer und Hexen geeignet und diese Gabe hatte nicht jeder. Doch sobald man nur einen Funken Magie in sich hatte, wurde man ohne Weiteres von der Schule aufgenommen. Es war also keine derartige Privatschule, die nur die Besten zu sich nahm – zu denen ich mich natürlich zählte. Hogwarts nahm jeden Magischen auf. Und genau in diesem Punkt bin ich mit einer ganz anderen Erwartung zu dieser Schule gegangen. Ich wollte nicht zu den Gewöhnlichen gehören.
Die beiden Jungs hatten gerade die Tür hinter sich geschlossen, was erneut Ruhe in den Schlafsaal einkehren ließ. Ich hatte meine Augen noch einige Minuten lang geschlossen, in der Hoffnung meine Gedanken würden mich erneut in den Schlaf wiegen. Doch da hatte ich zu viel erwartet. Es machte keinen Sinn sich weiterhin schlaflos im Bett herumzudrehen, weshalb ich mich zwang aufzustehen. Auch Toffee schlief noch tief und fest, wofür ich ihn hätte beneiden können. Lange hielt ich mich jedoch nicht auf, suchte meine Sachen zusammen und machte mich auf ins Bad. Es dauerte ein Weilchen, bis ich meine morgendliche Routine durchführte und schließlich etwas wacher zurück in den Schlafsaal trat – wo mir die Verwüstung auf dem Boden erst recht ins Auge sprang. Ich atmete tief ein und entschloss, mir davon nicht den Tag zu vermiesen. Weder von dem Chaos noch von dem zu frühen Wecken. So dachte ich an das Positive, das mir der Tag bringen könnte, schulterte meine Schultasche um und trat mit einem etwas erfreulicherem Lächeln aus dem Raum.