Das Meerschweinchen von Mr. Drake, das er Thaddeus getauft hatte, nicht dass ich ihm die Genugtuung geben würde, es tatsächlich so zu nennen, stand nun auch auf meinem Schreibtisch und bald folgte auch das von Mr. Olensson, das letzte Meerschweinchen, das noch gefehlt hatte. Unsere Stunde war nun zu Ende, die meisten Schülerinnen und Schüler hatten ihre Sachen bereits zusammengeräumt, und die Perlhühner, die sie in Meerschweinchen verwandelt hatten, steckten nach einem Schwenken meines Zauberstabes alle in einem großen Käfig auf meinem Schreibtisch, auch wenn das ein oder andere Meerschweinchen eigentlich noch Federn hatte. Für Sie beginnt jetzt eine besonders wichtige Zeit in Ihrer Ausbildung als Zauberer., verkündete ich und meine Augen hinter den quadratischen Brillengläsern glitzerten gefährlich, Ihre Prüfungen für die ZAGs stehen in der fünften Klasse bevor und ich erwarte, dass Sie Ihre Hausübungen dieses Jahr deswegen mit besonderer Gewissheit erledigen. Ich deutete erneut auf die angeschriebene Hausübung auf der Tafel: Zwei Pergament: Erläutern Sie anhand von Beispielen, wie der Verwandlungszauber aussehen muß, wenn Sie zwischen verschiedenen Tiergattungen wechseln wollen. Mr. Drake, vergessen Sie nicht ihr Nachsitzen heute Abend im Gewächshaus, ein Vertrauensschüler wird sie dort abholen, Sie und der Rest sind jetzt entlassen. Ich ließ meinen Blick noch einmal über die entlassene Klasse streifen, darunter @Teo Drake und @Nicholas Halden bevor ich mich an Mr. Olensson wandte. Sein Vater hatte einen Brief an die Schule verfasst, dessen Inhalt leider alles andere als erfreulich war. Nun gut, Mr. Olensson, folgen Sie mir bitte in mein Büro., forderte ich ihn, weniger streng als sonst, auf, während ich ein paar Schritte hinter mein Pult trat, um ihm dort die Tür zu meinem Büro aufzuhalten.

Mr. Olensson verabschiedete sich noch von seinen Freunden und trat dann in mein Büro, in das ich ihm auch folgte. Mein Büroraum von befand sich in der ersten Etage des Schlossgebäudes unweit des Treppenaufgangs, direkt im Anschluss an mein Klassenzimmer. Die Fenster erlaubten Ausblicke auf das Quidditchfeld und auf die Hütte des Wildhüters. Ich hatte mein Büro nicht auffällig gestaltet, aber selbstverständlich gehörte auch ein offener Kamin zu meinem Büro, der von vielen Bücherregalen umgeben war. Ich setzte mich hinter meinen Schreibtisch und deutete mit einem leicht steifen Lächeln auf den Stuhl vor mir, Nehmen Sie doch bitte Platz. Ich wartete einen Moment, bevor ich schließlich sagte, Und nehmen Sie sich einen Keks, Mr. Olensson. Ich deutete auf die Ingwerkekse, die auf meinem Schreibtisch in einer offenen Dose lagen. Sie waren nicht zu süß und eigentlich mehr dazu gedacht in einen Tee getunkt zu werden, aber sie waren dennoch sehr gut und ich war mir sicher er würde es brauchen bei den Nachrichten, die ich ihm überbringen musste. Ich hatte durchaus mit dem Gedanken gespielt, ob seine Hauslehrerin, Pomona Sprout, dafür nicht besser geeignet wäre, aber dann war es wohl doch gut, dass ich sie ihm übermittelte. Ich wartete noch, bis er saß, bevor ich zu sprechen begann, Ihr Vater hat einen Brief an die Schule geschrieben. Ich runzelte die Stirn und behielt den Schüler genau im Blick. Ich muss Ihnen bedauerlicherweise mitteilen, dass Ihre Mutter wohl schwer erkrankt ist. Ihre Familie wird deswegen nach Norwegen zurückkehren und wünscht sich, dass Sie dort erst einmal Ihre Ausbildung fortsetzen.

Meine Augenbrauen waren zusammengezogen und meine Stirn warf sich in viele Falten, die mein Alter doch ein wenig mehr verrieten, als sonst mein strenger Ausdruck. Mein momentaner Ausdruck war besorgt, aber auch mit einem gewissen Grad an vertrautem Selbstbewusstsein, während ich den Blick von Mr. Olensson fest erwiderte. Es war mir klar gewesen, dass er diese Nachricht kaum glauben konnte, auch ich hatte den Brief an die Schulleitung mit größtem Bedauern empfangen, besonders in der kurzen Zeit. Ihre Mutter ist laut Ihrem Vater wirklich schwer erkrankt., meinte ich mit etwas Nachdruck, damit die Nachricht auch ankam, Falls Sie lieber mit Ihrer Hauslehrerin darüber sprechen möchten, ist das selbstverständlich in Ordnung, Mr. Olensson. Pomona Sprout konnte nur leider auch nichts an der Entscheidung ändern, sie konnte ihm höchstens als seine Vertrauenslehrerin beistehen. Leider konnte auch ich an den Entscheidungen seiner Familie nichts ändern, es stand mir nicht zu, auch wenn ich die Botschaft leider übermitteln musste. Es war immer ein Verlust für mich und die Schule, besonders bei einem meiner besten Schüler in Verwandlung. Trotzdem konnte ich es nicht verhindern, noch etwas an diesen Brief anzuhängen, auch wenn es hoffentlich für alle unsere Schülerinnen und Schüler selbstverständlich war, Ich möchte Ihnen allerdings versichern, dass Ihnen die Türen zu Hogwarts immer offen stehen werden, sollten Sie später wieder hierher zurückkehren können oder wollen. In meinem Blick war nun eine gewisse Reue eingekehrt, auch wenn diese sehr reserviert war, denn ich zeigte hier große Zurückhaltung, wie sonst auch immer. Zurückhaltung und Professionalität, die mein Amt und vor allem ich von mir selbst auch erforderte. Sie reisen morgen in der Früh, nachdem Frühstück in der Großen Halle ab. Ihr Transport wurde bereits von Ihrer Familie organisiert. Es tut mir leid, Mr. Olensson.

Der Schüler vor mir, nahm die Antwort etwa so gut auf, wie es wohl jeder andere getan hätte. Es war eine furchtbare Situation und meine Bürde, ihm diese Nachricht zu übermitteln, war nichts gegen die Bürde, mit der er nun umzugehen hatte. Er wirkte verwirrt, vielleicht auch etwas mehr als das, und ich empfand Mitleid für ihn, meine Mine ungewöhnlich weich, aber auch nicht mehr. Er war noch immer einer meiner Schüler und ich bestand auf ein richtiges Verhältnis dazu, auch wenn andere Professoren das anders taten. Trotzdem fragte ich mich, wie es ihm damit ergehen würde. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg., sprach ich also, auch wenn ich wusste, dass es wahrscheinlich nicht wirklich ankommen würde, denn wie sollte es auch, bei dieser traumatischen Nachricht, die er gerade bekommen hatte. Trotzdem meinte ich es ernst, ich wünschte mir für alle meine Schülerinnen und Schüler nur das beste in ihrem Leben. Auf welchem Wegen auch immer Ihr Leben als Zauberer Sie führen möchte., fügte ich noch hinzu, während ich besorgt beobachtete, wie er unsicher aufstand und sich dann schnell abwandte. Doch noch bevor er durch die Tür mein Büro verlassen sollte, musste ich noch schnell ein paar letzte Worte sagen, denn sie waren mir wichtig, für alle meine Schülerinnen und Schüler, egal durch welche Wege sie wieder hierher zurückkommen würden. Vergessen Sie bitte nie, Hogwarts wird immer da sein, um Sie zu Hause willkommen zu heißen.

Ein kleines, aber ehrliches Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus, auch wenn es wohl zumindest für mich einen melancholischen Ton hatte. Ich wollte keinen meiner Schülerinnen oder Schüler verlieren, schon gar nicht jemanden, dem ich noch so viel beizubringen hatte, der auch so viel Talent in Verwandlung gezeigt hatte. Ich nickte ihm zu und wartete, bis sich die Tür hinter dem Schüler wieder schloss. Ich saß noch eine Weile so da, nachdenklich, ob ich den jungen Hufflepuff wohl jemals wiedersehen würde, aber riss mich dann zusammen, denn von mir bekam niemand eine Sonderbehandlung. Es war das, was meine Schülerinnen und Schüler hoffentlich auch zu wertschätzen wussten. Trotzdem, die Umstände unter denen ich diese Nachricht übergeben haben musste, waren weniger als ideal gewesen und ich hoffte durchaus, dass sich nicht nur seine Mutter wieder erholen, sondern er auch vielleicht eines Tages wieder in diese Schule zurückkehren würde. Den restlichen Tag verbrachte ich damit, die Hausübungen von der zweiten Klasse zu korrigieren.

eine Weile später, in: Das Erdgeschoss » Große Halle

kommt von: Das Erdgeschoss » Große Halle

Nach den Weihnachtsferien war das Jahr wirklich schnell weiter vorangeschritten, es erstaunte mich jedes Mal aufs Neue, wie schnell die Schülerinnen und Schüler älter wurden, wie schnell wie weiser wurden, aber auch wie viel Unsinn sie anstellen konnten. Trotzdem, das Jahr 1975 war ein sehr schönes weiteres Dienstjahr von mir, es gab wie immer Höhen und Tiefen, aber mit Albus nun seit fünf Jahren an der Spitze, konnte ich mich wirklich nicht beschweren. Es ging mir gut, das erste Quidditchspiel der Saison war mehr oder weniger unbeschadet vorübergegangen, ich hatte natürlich fleißig mitgefiebert, während ich gerade wieder einen Antrag von meinem liebsten Elphinstone Urquart bekommen hatte. Ach Dougal..., dachte ich kurz leicht gedankenverloren, während ich die Flasche Goldlackwasser, ein Geschenk von Albus zu Weihnachten, öffnete, um mich dann der neuen editorialen Ausgabe von "Verwandlung Heute" zu widmen, denn da gab es noch einen Artikel, den ich Korrektur lesen musste. Das Feuer im Karmin neben mir knisterte, während ich wohlwollend kurz aus dem Fenster sah, um die Besenflugstunden der Erstklässler zu beobachten. Ein weiteres Jahr, eine weitere Woche, ein weiterer Tag in Hogwarts. Ich konnte mir keinen besseren Ort für mich vorstellen, denn ich gehörte hierher. Hogwarts war mein Zuhause.